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Love Train

Love Train

Titel: Love Train
Autoren: Katrin Lankers
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hat unsere Demos im Netz gehört und war total begeistert. Der Typ will uns groß rausbringen. Er hat einen Kumpel, dem gehört ein Club in Manhattan, und da verschafft er uns einen Auftritt. Als Vorband für die Kings. Das ist unsere Chance, Niki. New York, stell dir das mal vor! Das ist unser Sprungbrett. Wir werden berühmt!«
    Â»Aha.« Irgendwie fällt es mir schwer, Simons Begeisterung zu teilen.
    Â»Der Agent hat die Flugtickets schon besorgt. Unfassbar, oder? Ich kann sofort mit dem Packen anfangen. Wir fliegen schon morgen!«
    Morgen? Ich glaube, ich habe mich verhört.
    Â»Und wann kommst du zurück?«
    Â»Ach, Niki.« Simon streicht mir abwesend mit der Hand über den Kopf. Egal, die Frisur, die ich nach Majas Anleitung in mühevoller Kleinarbeit mithilfe von jeder Menge Haarspray fabriziert habe, ist wahrscheinlich sowieso längst zerstört. »Ach, Niki«, wiederholt Simon, als würde er mit einer Geistesgestörten sprechen. »Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann kommen wir nicht mehr zurück.«
    Sprachlos starre ich ihn an, zu perplex für einen klaren Gedanken.
    Â»Und was wird aus uns?«, bringe ich schließlich mühsam hervor.
    Simon nimmt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, hält mein Gesicht fest und schaut mir tief in die Augen.
    Â»Niki«, sagt er. »Das mit uns war schön. Aber du musst doch verstehen, dass das hier meine große Chance ist. Meine ganz große Chance. Die bekommt man nur einmal im Leben.«
    War? Hat er gerade wirklich war gesagt? Was soll das heißen?
    Â»Soll das heißen …?«
    Â»Mit uns ist es aus.« Simon lässt mein Kinn los und mein Kopf sackt Richtung Brust. Mein Bauch krampft sich zusammen, der Sekt in meinem Magen fängt plötzlich an, nach oben zu drängen. Ich presse mir die Hand auf den Mund, stürze aus dem Bett und schaffe es gerade noch ins gegenüberliegende Badezimmer.
    Â»Niki?« Ein zaghaftes Klopfen an der Tür. Ich würge noch einmal, aber es kommt nichts mehr.
    Â»Niki, alles okay?«
    Nein! Nichts ist okay! Gar nichts!
    Ich hangele mich am Badewannenrand hoch und schleppe mich zur Tür. Simon steht davor, meine Klamotten in der einen Hand, meine Tasche in der anderen.
    Â»Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Nein! Lass mich in Ruhe! Lass mich bloß in Ruhe!
    Ich reiße ihm die Sachen aus den Händen und versuche, gleichzeitig in meine Jeans und mein T-Shirt zu schlüpfen. Ich stolpere dabei, doch Simon fängt mich auf.
    Â»Soll ich dich nach Hause fahren?«
    Nein! Nein! Nein!
    Endlich habe ich meine Jeans an, streife das Shirt über den Kopf, steige in meine Chucks und gewinne auch den Kampf gegen die Schnürsenkel. Ich stürze zur Wohnungstür.
    Als ich mich auf der Treppe noch einmal umdrehe, lehnt Simon im Rahmen. Er sieht mir mit diesem durchdringenden Blick hinterher, der meine Knie zu Gummi werden lässt. Ich reiße meine Augen von ihm los, drehe mich um und hetze die Treppe hinunter.
    Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss. Ich stehe mitten in der Nacht auf einer menschenleeren Straße in Kreuzberg, mein Herz klopft bis zum Hals und ich bin nur zu einem einzigen Gedanken fähig: Das kann er nicht ernst meinen!

Als Maja mir die Haustür öffnet, ist die Sonne gerade aufgegangen und verbreitet ein völlig unpassendes Guten-Morgen-gute-Laune-Leuchten am Horizont. Die Fahrt mit den Öffentlichen von Berlin in unser Kuhkaff hat über zwei Stunden gedauert. Trotzdem ist es noch viel zu früh, um an einem Samstagmorgen bei Majas Eltern an der Tür zu klingeln. Zum Glück hatte meine beste Freundin ihr Handy neben dem Bett liegen und ist auf meinen Notruf hin sofort nach unten geeilt.
    Â»Danke, dass ich kommen durfte«, schniefe ich beim Reingehen.
    Maja schließt mich stumm in die Arme, drückt mich ganz fest an sich und legt dann den Zeigefinger auf ihre Lippen. Heul ein bisschen leiser!, heißt das wohl.
    Ich reiße mich zusammen und schleiche hinter ihr die teppichgepolsterte Treppe in den ersten Stock hoch. Erst nachdem sie ihre Zimmertür zugezogen hat, macht Maja den Mund auf.
    Â»Du siehst scheiße aus«, erklärt sie mir mit Überzeugung.
    Â»Na, herzlichen Dank.« Ich bin so empört, dass ich für einen Moment sogar das Weinen vergesse. Klar sehe ich mies aus. Ich habe ja auch die letzten Stunden nichts anderes getan, als zu
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