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Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Titel: Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen
Autoren: Christine Spindler
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Brief in der Hand an meinem Schreibtisch. Annika hatte ihn mir erfolgreich aufgedrängt. Wenn Juliet das gesehen hätte, wäre ihr die Heldenverehrung vergangen. So eine schwache Charakterleistung hatte ich schon lange nicht mehr gebracht.
    Opa Lila schaute zur Tür rein. “Wie wäre es mit einem Krokodil?”
    “Was?”, schreckte ich auf.
    “Als Tattoo für meinen Hinterkopf.”
    “Lass dir lieber wieder die Haare wachsen.”
    “Mit euch jungen Leuten ist ja überhaupt nix los”, fand er und zog ab.
    Ich brütete über dem Brief. Es gab zwei Möglichkeiten.
    Erstens: Ich vernichtete ihn. Annika würde sich wundern, warum Chris nie antwortete. Sie würde sich vergeblich Hoffnung machen. Sie würde womöglich weitere Briefe schreiben, die ich dann auch vernichten müsste. Ne, so kam ich nicht aus der Sache raus.
    Zweitens: Ich gab ihn Chris. Es war schließlich seine Schuld, dass Annika glaubte, er würde ihre Gefühle erwidern. Sollte er sich doch Gedanken machen, wie er sie abblitzen ließ. Aber was, wenn er es nicht diplomatisch genug anging? Wenn er sich über sie lustig machte? Da er mich komisch fand, hatte er wohl einen echt krassen Sinn für Humor. Das war also zu riskant. Außerdem würde er sich wundern, warum ich ihm einen Liebesbrief meiner besten Freundin brachte, wo ich doch genau wusste, dass er in festen Händen war. Ich musste mir also etwas Besseres ausdenken. Und da blieb nur noch eine Möglichkeit: den Brief lesen und selbst beantworten.
    Dear Chris,
    Something magic happened when we met. I know you feel the same way. We both love spiders. We both don’t know how to sort laundry. We’re made for each other. I think of you → every waking moment . Please reply soon.
    Lots of love, → hugs and kisses
    Annika
    Ich fächelte mir mit dem Umschlag Kühlung zu, dann zerriss ich den Brief in allerkleinste Schnipsel und spülte ihn das Klo runter. Jetzt ging es ans Antworten.
    In der Waschküche fand ich den Stapel mit den Hemden noch ungewaschen vor. Papi hatte die Angewohnheit, immer alles in seine Brusttaschen zu stecken und dann zu vergessen. Tatsächlich fand ich den Brief von Chris, den Papi uns beim Sonntagsfrühstück vorgelesen hatte, in einem der Hemden. Außerdem fand ich zwei Büroklammern, ein Zehn-Cent-Stück, ein benutztes Papiertaschentuch, ein vierblättriges Kleeblatt und einen Bleistiftstummel. Wo ich sowieso schon mal hier war, packte ich die Hemden gleich in die Waschmaschine, startete das Waschprogramm und ging mit dem Brief in mein Zimmer zurück.
    Indem ich Chris’ Brief abschrieb, übte ich seine Handschrift nachzuahmen. Als ich sie einigermaßen beherrschte, nahm ich ein frisches Blatt und schrieb.
    Dear Annika,
    Thanks for your letter. I’m sorry to tell you that I’m in love with another girl. I like you a lot and I hope we can stay friends.
    Hugs
    Chris
    Das war kurz und schmerzlos. Na ja, schmerzlos eigentlich nicht, aber wenigstens würde Annika es schnell hinter sich haben. So wie man ein Pflaster am besten mit einem Ruck abreißt, anstatt lange daran herumzupulen.
    Genauso kurz und schmerzlos wollte ich die Sache für mich selbst hinter mich bringen. Also ging ich sofort zu Annika und überreichte ihr die Antwort, die ich noch schnell in einen neutralen Umschlag gesteckt hatte.
    Annika war nicht mehr allein, denn inzwischen war Gina gekommen. Gut so, dann konnten wir Annika zu zweit trösten.
    Die beiden interessierten sich aber erst mal gar nicht für mich. Sie brüteten über einer von Ginas Listen.
    “Wir testen gerade, wie sehr es mich erwischt hat”, sagte Annika.
    Ich sah ihr über die Schulter, während sie lauter Kreuze in der rechten Spalte machte.
    “Das soll Liebe sein? Klingt für mich wie eine Mischung aus Kreislaufschwäche und Sonnenbrand.”
    “Nike, du hast von Gefühlen wirklich null Ahnung”, sagte Annika verächtlich.
    “Chris anscheinend auch nicht, jedenfalls hat er deinen Brief nur kurz überflogen und dann ganz schnell eine Antwort gekritzelt”, sagte ich. Sie sollte sich bloß keine vergeblichen Hoffnungen machen.
    “Gib her.” Sie riss mir den Umschlag aus der Hand, fingerte ihn auf und wurde erschreckend blass. “In love with another girl? Wie ist das möglich? Er ist doch erst vor ein paar Tagen angekommen. Wen kennt er denn schon hier?”
    Gina nahm den Brief und las ihn, ohne um Erlaubnis zu fragen. “Vielleicht hat er sich auf dem Flug hierher verliebt. Soll vorkommen.”
    Annika griff sich ans Herz. “Ich überleb das
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