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Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen

Titel: Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen
Autoren: Christine Spindler
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Anstellung hatte. Und deshalb brauchten wir jetzt ein Au-pair-Mädchen, was ich einfach genial fand.
    Aber ich war ja noch nicht zu Wort gekommen.
    “Also, ich freu mich auf Chris”, sagte ich, bevor meine Brüder und Opa Lila noch mehr miese Stimmung verbreiten konnten. “Sie kann in meinem Zimmer schlafen.” Das wäre dann so, als ob ich eine große Schwester hätte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr freute ich mich auf Chris.
    “Das ist zwar ein nettes Angebot, Nike, aber wir richten lieber das Arbeitszimmer als Gästezimmer her”, sagte Papi. “Chris braucht ja auch ihre Privatsphäre.”
    “Und was ist mit unserer Primatensphäre?”, fragte Ronny. “Mit ’nem fremden Mädchen im Haus ist die doch futsch.”

MONTAG

Schock am Flughafen
    “Sag mal, hast du Hummeln gefrühstückt?”, fragte mich meine beste Freundin Annika am nächsten Morgen in der Schule, während sie mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln die Sonnenblumenkerne von ihrem Vollkornbrötchen pulte und sie an eine Taube verfütterte. Ich hatte die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass ich sie irgendwann wieder in einen normalen Menschen verwandeln könnte. Aber bis jetzt hatte ich wenig Erfolg. Nicht nur, dass sie sich ihre schönen blonden Haare seit einiger Zeit schwarz färbte, sie hatte inzwischen ihr Zimmer in eine regelrechte Gruft verwandelt, hörte Heavy Metal statt Hip-Hop und erzählte am liebsten vom Weltuntergang und von Naturkatastrophen. Ihr liebstes Hobby, das Malen, hatte sie aufgegeben.
    “Ne, keine Hummeln, aber ich hab tolle Neuigkeiten.”
    Annika verzog den Mund, wie immer, wenn ich mich für etwas begeisterte. “So, was denn?”
    “Wir kriegen ein Au-pair-Mädchen. Sie kommt heute Nachmittag an. Sie heißt Chris, ist aus England und garantiert supernett. Das hat man schon ihrem Brief angemerkt.”
    Annika zog die Augenbrauen hoch, die sie zu einem dünnen Strich gezupft hatte. “Ich wette, diese grottige englische Kuh ist eine totale Nerve, hässlich wie ein Warzenschwein und blöder als eine Klobürste.”
    “Also, falls du Angst hast, dass ich mich mit ihr anfreunde und dich dann links liegen lasse, musst du dir keine Sorgen machen. Ich teile Chris gerne mit dir”, sagte ich großzügig.
    Ich erntete nur einen strafenden Blick. “Nike, du bist der naivste Mensch auf diesem Planeten, der im Übrigen sowieso dem Untergang geweiht ist.”
    “Sind eigentlich Optimisten grundsätzlich naiv?”, fragte ich den erstbesten Erwachsenen, der mir über den Weg lief, als ich heimkam.
    Opa Lila sagte: “Nein, genauso wenig wie Pessimisten grundsätzlich schlau sind.”
    Papi rauschte an uns vorbei. “Bis nachher.”
    “Fährst du schon los?”, rief ich. “Warte, ich will mit.”
    Chris sollte doch einen guten Eindruck von uns Klapdors kriegen. Wenn sie meine Brüder sah, bevor sie mich kennengelernt hatte, haute sie womöglich gleich wieder ab. Aber wenn Papi und ich sie am Flughafen so richtig nett und zivilisiert begrüßten, meinte sie, dass sie es mit umgänglichen, normalen Menschen zu tun hatte, und würde den Schock dann später etwas besser wegstecken. Vor allem auf die Begegnung mit Opa Lila würde ich sie schonend vorbereiten müssen.
    Ich holte noch schnell mein Deutschheft aus dem Rucksack, dann stieg ich ins Auto. Auf der Fahrt fragte ich Papi, ob ich gut aussah.
    “Na klar”, war seine Antwort. “Tust du doch immer.”
    Es war einfach zwecklos. Er hätte nicht mal gemerkt, wenn ich mich vor seinen Augen in ein Kaninchen verwandelt hätte. Ein Grund mehr, warum ich eine Leih-Schwester brauchte. Dann hatte ich endlich jemanden, der mir ehrlich sagte, wie ich aussah. An diesem Tag trug ich meine knappste Jeans und ein bauchfreies Top mit dem Schriftzug NIKE. Damit war zwar die Sportmarke gemeint, aber es ist gleichzeitig mein Name.
    In Gedanken übte ich schon mal die Begrüßung. “Hi, Chris, it’s great to meet you.” Oder lieber: “Chris, it’s wonderful to have you here.” Vielleicht auch: “Chris, you’ll love it here.”
    “Du bist ja ganz hippelig”, sagte Papi mit einem Seitenblick, als wir den Schildern zum Terminal folgten.
    “Schau mal, da vorn wird ein Parkplatz frei”, versuchte ich ihn abzulenken. Das war ja mal wieder typisch. Ihm fielen nur die Sachen an mir auf, die ihm nicht auffallen sollten.
    In der letzten Unterrichtsstunde hatte ich ins Deutschheft in riesigen Buchstaben “Welcome Chris” geschrieben und jede Menge Smileys dazugemalt. So würden
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