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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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verwarnte mich streng: Ich hätte mir fast die Basis der Augenhöhle verletzt (so drückte er sich medizinisch aus), und es wäre das Gescheiteste, wenn ich eine Woche lang nicht spielen würde. Ich dankte ihm. Er ging weg, und Felt blieb ihm auf den Fersen, um weiter von Ernährungsfragen zu sprechen. Ich war froh, allein zu sein.
    Ich duschte gemächlich und paßte auf, daß ich mir dabei mein wundes Gesicht nicht naßmachte. Die Wirkung des Novocain ließ jetzt ein bißchen nach, aber es tat mir irgendwie wohl, Schmerzen zu haben. Ich meine, hatte ich nicht alles versaut? Wir waren den Titel los, unsere Glückssträhne war unterbrochen (sämtliche höheren Semester waren unbesiegt gewesen) und die von Davey Johnston auch. Vielleicht lag die Schuld nicht einzig und allein bei mir, aber in dem Augenblick kam es mir so vor.
    Im Umkleideraum war kein Mensch. Sie mußten alle schon im Motel sein. Ich vermute, keiner hatte Lust, mich zu sehen oder mit mir zu reden. Mit entsetzlich bitteren Empfindungen – mir war so mies, daß ich einen bitteren Geschmack im Mund hatte – packte ich meinen Kram zusammen und ging hinaus. Es waren nicht viele Harvard-Anhänger draußen in der winterlichen Wildnis der nördlichen Provinz New York.
    «Wie geht’s der Backe, Barrett?»
    «Ganz ordentlich. Danke, Mr.Jencks.»
    «Vermutlich brauchst du ein Steak», sagte eine andere wohlbekannte Stimme. Also sprach Oliver Barrett III. Typisch für ihn, ein altmodisches Mittel gegen ein blaues Auge vorzuschlagen.
    «Danke, Vater», sagte ich. «Der Doktor hat es schon versorgt.» Ich zeigte ihm die Mullauflage, die Dr.Selzers zwölf Stiche bedeckte.
    «Ich dachte, für den Magen, mein Sohn.»

    Beim Essen führten wir wieder mal eine unserer Unterhaltungen, in denen nichts gesagt wird und die sämtlich mit «Wie geht’s denn so?» anfangen und mit «Kann ich irgendwas für dich tun?» enden.
    «Wie geht’s denn so, Junge?»
    «Prima, Sir.»
    «Tut dir das Gesicht weh?»
    «Nein, Sir.»
    Es fing an, verteufelt weh zu tun.
    «Ich möchte, daß Jack Wells es sich am Montag mal ansieht.»
    «Das ist unnötig, Vater.»
    «Er ist Spezialist …»
    «Der Arzt von Cornell war auch nicht unbedingt ein Viehdoktor», sagte ich und hoffte dadurch meines Vaters übliche snobistische Begeisterung für Spezialisten und andere Kapazitäten zu dämpfen.
    «Zu dumm», bemerkte Oliver Barrett III mit etwas, das ich zunächst für einen Anfall von Humor hielt, «wo es doch eine viehische Verletzung ist!»
    «Ja, Sir», sagte ich. (Hätte ich kichern sollen?)
    Dann fragte ich mich, ob dieser Beinahe-Witz meines Vaters nicht eine Art versteckter Vorwurf gegen mein Betragen auf dem Eis sein sollte.
    «Oder willst du dadurch andeuten, daß ich mich heute abend wie ein Tier aufgeführt habe?»
    Sein Gesichtsausdruck ließ einiges Vergnügen darüber erkennen, daß ich ihn das gefragt hatte.
    Doch er erwiderte bloß: «Den Tierarzt hast du ins Gespräch gebracht.» An diesem Punkt beschloß ich, mich in die Speisekarte zu vertiefen.
    Während der Hauptgang serviert wurde, ließ «Altes Steingesicht» mal wieder eine seiner allgemein gehaltenen Ermahnungssprüche vom Stapel. Diesmal ging es, wenn ich mich recht erinnere (und das versuche ich nicht zu tun), um das Thema Sieg und Niederlage. Er vermerkte, daß wir den Titel eingebüßt hatten (du merkst auch alles, Vater), aber schließlich zähle beim Sport nicht der Sieg, sondern das Dabeisein. Seine Äußerungen klangen verdächtig nach Abwandlungen der olympischen Bestimmungen, und ich witterte, daß das nur eine Einleitung war: Gleich würde er solche athletischen Nebensächlichkeiten wie etwa den Titel der Ivy-Liga als nebensächlich bezeichnen. Doch ich hatte keine Lust, ihm die Stichworte für olympische Gemeinplätze zu liefern, ließ ihm daher sein Kontingent an «Jawohl, Sirs» zukommen und verstummte.
    Unsere Unterhaltung drehte sich um das Übliche; im Mittelpunkt stand das Lieblings-Urthema des «Alten Steingesichts»: meine Zukunftspläne.
    «Sag mal, Oliver, hast du schon was von der juristischen Fakultät gehört?»
    «Ich habe mich eigentlich noch gar nicht für die juristische Fakultät entschieden, Vater.»
    «Ich frage ja auch bloß, ob sich die juristische Fakultät schon für dich entschieden hat.»
    Sollte das wieder geistreich sein? Wurde von mir erwartet, daß ich über die geschliffenen Reden meines Vaters lächelte?
    «Nein. Noch nicht.»
    «Ich könnte Price Zimmerman
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