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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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hinaufzuschielen, ob Jenny dort wäre. Ich tat es. Ich sah sie. Sie war da.
    Als nächstes merkte ich, daß ich auf dem Hintern saß. Zwei von den Grünen waren in mich reingerannt, mein Hintern war auf dem Eis, und ich war – heiliger Strohsack, war mir das peinlich. Barrett hingeschlagen! Ich hörte direkt, wie die getreuen Harvard-Fans stöhnten, während ich hinschlidderte. Ich hörte direkt, wie die blutdürstigen Dartmouth-Fans johlten.
    «Tempoooo! Tempoooo!»
    Was würde Jenny denken?
    Dartmouth hatte den Puck wieder vor unserem Tor, und wieder wehrte unser Torwart den Schuß ab. Kennaway schlug ihn zu Johnston rüber, der ihn mir zufeuerte. (Mittlerweile war ich wieder auf den Beinen.) Jetzt wurde die Menge wie verrückt. Das mußte ein Tor werden. Ich nahm den Puck und jagte damit weit hinüber über die blaue Linie von Dartmouth. Zwei Dartmouth-Verteidiger kamen direkt auf mich losgebraust.
    «Los, Oliver, los, gib’s ihnen!»
    Ich hörte Jennys schrillen Schrei über denen der Menge. Es klang herrlich wild. Ich machte einen Scheinausfall gegen einen der Verteidiger und warf mich dem anderen derart heftig entgegen, daß er nach Luft schnappte, und dann – statt ohne festen Stand loszuballern – gab ich an Davey Johnston weiter, der von rechts herangekommen war. Davey schmetterte den Puck ins Tor. Eins zu null für Harvard!
    Im nächsten Augenblick umarmten und küßten wir uns alle. Ich und Davey Johnston und die anderen Kerls wurden umschlungen und abgeküßt und auf die Schultern gehauen, und wir hopsten in die Höhe (auf Schlittschuhen). Die Menge grölte. Und der von Dartmouth, den ich angerempelt hatte, saß immer noch auf seinem Hintern. Die Fans schmissen ihre Programme auf die Eisfläche. Das hatte Dartmouth wirklich und wahrhaftig das Kreuz gebrochen. (Symbolisch natürlich, der Verteidiger stand auf, sobald er seine Puste wiederhatte.) Wir hatten sie mit sieben zu null vom Eis gefegt! Wäre ich ein gefühlvoller Mensch und wäre mir Harvard wichtig genug, um mir Fotos davon an die Wände zu hängen, dann würden es keine von Winthrop House oder Mem Church sein, sondern eines von Dillon. Von der Sporthalle, dem Dillon Field House. Wenn ich jemals in Harvard eine geistige Heimat hatte, dann dort. Nate Pusey, der Harvard-Präsident, wird mir, wenn er mich so hört, mein Diplom wieder wegnehmen, aber die Widener-Bibliothek hat mir weit weniger bedeutet als das Dillon. Solange ich auf dem College war, ging ich jeden Nachmittag dorthin, begrüßte meine Kumpel mit freundlichen Zoten, warf die Hüllen der Zivilisation ab und verwandelte mich in einen Kraftmeier. Wie schön war es, die Knieschützer anzuschnallen und das gute alte Hemd Nr. 7 überzustreifen (manchmal träumte ich, die könnten diese Nummer aus dem Verkehr ziehen, aber das taten sie nicht), die Schlittschuhe zu greifen und auf die Kampfbahn hinauszustürmen.
    Die Rückkehr ins Dillon war meist sogar noch schöner: sich das naßgeschwitzte Zeug vom Leib zu reißen und nackt zur Materialausgabe zu stolzieren und sich ein Handtuch zu holen.
    «Na, wie ging’s denn heute, Ollie?»
    «Prima, Richie. Prima, Jimmy.»
    Und dann in den Duschraum und sich anhören, wer was mit wem gemacht hat am vorigen Samstagabend. « Verstehste, wir haben doch die Schweinigel von Mont Ida dagehabt  …» Und dabei hatte ich noch den Vorteil, meinen privaten Ort zum Meditieren zu haben. Ich hatte den Dusel, ein kaputtes Knie mein eigen zu nennen (jawohl, Dusel: Haben Sie meinen Musterungsbefehl gesehen?), und dem mußte ich nach dem Spielen immer eine Unterwassermassage verpassen. Und während ich so dasaß und die Wasserkringel um mein Knie besah, konnte ich mir ein Verzeichnis all meiner Wunden und Beulen anlegen (die habe ich im Grunde ganz gern) und vor mich hin denken, so an alles oder nichts. Heute abend konnte ich über ein Tor nachdenken und eine Vorlage und darüber, daß ich mir nun schon das dritte Jahr meine Lorbeeren bei der All-Ivy-Mannschaft geholt hatte.
    «Na, Ollie, ’n bißchen herumplantschen?»
    Das war Jackie Felt, unser Trainer, der sich für unseren geistigen Leiter hielt.
    «Was meinst du denn, was ich hier tue, alles kurz und klein schlagen?»
    Jackie gackerte freudig, und ein idiotisches Grinsen überzog sein Gesicht.
    «Weißt du, was dei’m Knie fehlt, Ollie?»
    Ich war schon bei jedem Orthopäden im Osten Amerikas gewesen, aber der Felt, der wußte es besser.
    «Du ißt nich richtich!»
    Eigentlich interessierte es mich
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