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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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du sagen, wenn ich dir sagen würde …»
    Ich stockte. Sie wartete.
    «Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.»
    Es entstand eine Pause. Dann erwiderte sie ganz leise:
    «Ich würde sagen: Quatsch keinen Mist!»
    Sie hängte ein.
    Ich war nicht unglücklich. Nicht einmal überrascht.

3
    Beim Spiel gegen Cornell wurde ich verletzt.
    Eigentlich war ich selber schuld. Bei einer hitzigen Begegnung beging ich den leidigen Fehler, den Mittelstürmer der gegnerischen Mannschaft als «Scheiß-Kanadier» zu bezeichnen. Dabei hatte ich übersehen, daß vier Mitglieder des Teams Kanadier und, wie sich erwies, alle außerordentlich patriotisch gesinnt, gutgebaut und in Hörweite waren. Zum Schaden hatte ich auch noch den Spott: Ich wurde auf die Strafbank geschickt. Und das ungewöhnlich lange: fünf Minuten wegen Tätlichkeiten. Sie hätten die Cornell-Anhänger hören sollen, als das durchgegeben wurde! Von Harvard waren nicht viele Stimmungsmacher den weiten Weg bis ans Ende der Welt, nach Ithaca, New York, gekommen, obwohl der All-Ivy-Titel verteidigt wurde. Fünf Minuten! Unser Trainer raufte sich die Haare, als ich in die Box stieg.
    Jackie Felt kam angesaust. Erst da merkte ich, daß die ganze rechte Seite meines Gesichts blutüberströmt war. «Menschenskind!» sagte er immer wieder, während er mich mit einem Blutstillstift bearbeitete. «Menschenskind, Ollie!»
    Ich saß ruhig da und starrte ins Leere. Ich schämte mich, aufs Eis hinauszuschauen, wo meine schlimmsten Befürchtungen sich rasch bewahrheiteten: Cornell holte auf. Die Fans der Roten kreischten und brüllten und johlten. Es stand jetzt null zu null. Cornell würde das Spiel womöglich gewinnen – und damit den Titel. Scheiße – und ich hatte erst die Hälfte meiner Strafzeit hinter mir.
    Auf der anderen Seite der Kampfbahn verharrte das winzige Kontingent an Harvardianern in grimmigem Schweigen. Mich hatten die Fans beider Mannschaften mittlerweile vergessen. Nur einer unter den Zuschauern hielt den Blick auf die Strafbank gerichtet. Ja, er war da. Wenn die Sitzung rechtzeitig aus ist, sehe ich zu, daß ich nach Cornell komme … Unter den Zujublern – aber natürlich ohne zu jubeln – saß Oliver Barrett III.
    Über das eisige Oval hinweg beobachtete «Altes Steingesicht» in ausdruckslosem Schweigen, wie auch noch das letzte bißchen Blut im Gesicht seines einzigen Sohnes unter Leukoplast verschwand. Was meinen Sie wohl, was er dachte? Aber-aber oder etwas in dieser Richtung?
    «Oliver, wenn du so gern raufst, warum gehst du nicht zu einem Boxer-Team?»
    «Exeter hat keine Boxer-Mannschaft, Vater!»
    «Na ja, ich brauchte ja nicht hinzufahren, wenn du Hockey spielst.»
    «Meinst du, ich raufe dir zu Gefallen, Vater?»
    «Nun, Gefallen würde ich es nicht nennen.»
    Aber natürlich, wer hätte schon gewußt, woran er dachte? Oliver Barrett war ein wandelndes und redendes Mount-Rushmore [2]   -Denkmal. Ein Steingesicht. Vielleicht schwelgte «Altes Steingesicht» in seiner gewohnten Selbstbeweihräucherung: Seht mal her, es sind heute abend ziemlich wenig Zuschauer aus Harvard hier, und doch bin ich da, ich, Oliver Barrett III, ein außergewöhnlich beschäftigter Mann, der Banken leiten muß und so. Ich habe mir die Zeit genommen, wegen eines lausigen Hockeyspiels nach Cornell zu fahren. Wie wundervoll. (Für wen?)
    Wieder brüllte die Menge, aber diesmal wie wahnsinnig. Schon wieder ein Tor für Cornell. Sie lagen in Führung. Und ich mußte noch immer zwei Minuten absitzen! Davey Johnston kam das Eis herauf, mit rotem Gesicht, wütend. Er kam unmittelbar an mir vorbei und schenkte mir keinen Blick. Und hatte ich nicht Tränen in seinen Augen gesehen? Schließlich hatte Davey, unser Mannschaftskapitän, immer unglaublichen Dusel gehabt: Sieben Jahre lang hatte er nie auf der Seite gespielt, die Niederlagen einstecken mußte, weder auf der Oberschule noch auf dem College. Er war direkt eine Legendengestalt. Und er war ein älteres Semester. Und dies war unser letztes scharfes Spiel. Wir unterlagen – sechs zu drei.
    Nach dem Spiel gab eine Röntgenaufnahme darüber Auskunft, daß keine Knochen gebrochen waren, und dann nähte mir Richard Selzer, Doktor der Medizin, mit zwölf Stichen die Backe. Jackie Felt trieb sich auf der Unfallstation herum und erzählte dem Arzt von Cornell, daß ich nicht richtig äße und daß alles hätte vermieden werden können, wenn ich genügend Salztabletten genommen hätte. Selzer übersah Jack und
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