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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition)
Autoren: Erich Segal
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Flagge die Brille abgenommen hat?
    In der Mitte des zweiten Drittels schlugen wir Dartmouth null zu null. Das heißt, Davey Johnston und ich waren drauf und dran, denen ihre Verteidigung zu durchbrechen. Die Grünen merkten das und fingen an, auf die Tube zu drücken. Sie würden uns vielleicht noch ein, zwei Knochen zerschmettern, ehe wir ihnen das Kreuz brachen. Die Fans schrien bereits nach Blut. Beim Eishockey ist dabei wortwörtlich Blut gemeint, oder wenn nicht das, dann ein Tor. Aus einer Art noblesse oblige bin ich ihnen das eine oder andere nie schuldig geblieben.
    Al Redding, der Mittelstürmer von Dartmouth, drang über unsere blaue Linie vor, und ich warf mich ihm entgegen, klaute den Puck und raste damit übers Eis. Die Fans brüllten. Links von mir konnte ich Davey Johnston sehen, aber ich glaubte, ich würde es allein schaffen, weil deren Torwart ein kleiner Schisser war, den ich terrorisiert hatte, seit ich für Deerfield spielte. Ehe ich einen Schuß landen konnte, waren ihre Verteidiger über mir, und ich mußte um ihr Netz herumlaufen, um den Puck nicht zu verlieren. Da waren wir drei nun und prügelten drauflos, gegen die Bretter und gegeneinander. Immer war es meine Taktik gewesen, bei solchen Ballungen gewaltig auf alles loszudreschen, was die feindlichen Farben trug. Irgendwo unter unseren Schlittschuhen befand sich der Puck, doch im Moment konzentrierten wir uns darauf, uns gegenseitig allen Saft aus dem Leib zu prügeln.
    Der Schiedsrichter pfiff ab.
    «Sie dort – zwei Minuten Strafzeit.»
    Ich blickte auf. Er zeigte auf mich! Auf mich? Was hatte ich denn getan, daß ich Strafzeit aufgebrummt kriegte?
    «Was soll das, Schiedsrichter, was hab ich denn getan?»
    Irgendwie war er an einer Fortsetzung unserer Unterhaltung nicht interessiert. Er rief dem Zeitnehmer auf der Strafbank zu: «Nummer sieben, zwei Minuten», und wedelte mit den Armen.
    Ich protestierte ein bißchen, das gehört dazu. Die Zuschauer erwarten, daß man protestiert, ganz gleich, wie offensichtlich der Verstoß war. Der Schiedsrichter winkte mich hinaus. Ich kochte vor Enttäuschung und Wut, als ich auf die Strafbank zulief. Während ich hineinkletterte und meine Schlittschuhe auf dem Holz klappern hörte, blökte der Lautsprecher:
    «Strafzeit! Barrett von Harvard. Zwei Minuten Spielverbot!»
    Die Menge buhte, und mehrere Harvardianer gaben ihren Zweifeln an der Sehkraft und Neutralität des Schiedsrichters lautstark Ausdruck.
    Ich saß da, versuchte wieder zu Atem zu kommen und schaute weder auf noch hinaus aufs Eis, wo Dartmouth uns jetzt zahlenmäßig überlegen war.
    «Wieso sitzt du hier herum, während all deine Freunde draußen sind und spielen?»
    Es war Jennys Stimme. Ich ignorierte sie und ermunterte statt dessen meine Kameraden durch Zurufe:
    «Los! Harvard! Los! Holt euch den Puck!»
    «Was hast du denn verkehrt gemacht?»
    Ich drehte mich zu ihr um und gab ihr Auskunft.
    «Ich habe mir zu große Mühe gegeben!»
    Dann wandte ich mich wieder meinen Mitspielern zu und beobachtete, wie sie Al Reddings entschlossene Versuche, ein Tor zu schießen, zurückwiesen.
    «Ist das eine große Schande?»
    «Jenny, bitte! Ich muß mich doch konzentrieren!»
    «Worauf denn?»
    «Darauf, wie ich aus diesem Knilch Al Redding Kleinholz mache!»
    Ich schaute auf die Eisfläche hinaus, um meinen Kameraden eine seelische Stütze zu sein. «Bist du ein mieser Spieler?»
    Meine Augen waren auf unser Tor gerichtet, vor dem es von grünen Mistkerlen wimmelte. Ich konnte es kaum erwarten, wieder draußen zu sein. Jenny ließ nicht locker.
    «Würdest du aus mir auch Kleinholz machen?»
    Ohne mich umzuwenden, antwortete ich:
    «Ja, jetzt gleich, wenn du nicht den Mund hältst.»
    «Ich geh schon. Wiedersehn!»
    Als ich mich das nächstemal umdrehte, war sie verschwunden. Als ich aufstand, um mich weiter umzusehen, teilte man mir mit, daß meine zwei Minuten um waren. Ich setzte über das Geländer und war wieder auf dem Eis.
    Meine Rückkehr wurde von der Menge freudig begrüßt: Barrett schießt los, das Team ist famos! Wo sich Jenny auch versteckt hatte, diese Riesenbegeisterung über meine Anwesenheit würde sie mitkriegen. Also war es egal, wo sie war.
    Wo war sie?
    Al Redding holte zu einem mörderischen Schlag aus, den unser Torwart zu Gene Kennaway abwehrte. Dieser gab den Puck über das Spielfeld in meine Richtung weiter. Während ich hinterherlief, glaubte ich, ich hätte den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um zu den Tribünen
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