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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster
Autoren: Anna Graf
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ihn?“
Eine der Krankenschwestern schien bei ihnen zu sein, sie erwiderte etwas, aber ich konnte leider nicht verstehen, was sie sagte.
„Ich wünsche, dass hier umgehend ein Arzt erscheint, ein richtiger Arzt und kein Praktikant, sonst werden Sie mich kennenlernen.“
Die Stimme wurde immer lauter. Wenn das Bennis Bruder war, konnte ich mich auf was gefasst machen.
Kurz fiel mir ein, wie derangiert ich aussehen musste, aber eigentlich war mir das piepegal. Vielleicht konnte ich mit dem Bruder fix ein paar Dinge klären, mich von Benni verabschieden und in der Eingangshalle auf Mary warten.
Ich drückte sie Schultern durch, setzte mein freundlichstes Lächeln auf und bog forsch um die Ecke. Bei Benni stand ein großer, breitschultriger Mann im dunkelblauen Anzug mit militärisch kurzgeschnittenem, dunkelblondem Haar. Ich ging auf ihn zu und streckte ihm meine Hand entgegen.
„Guten Tag, ich bin Carolin Brendel, Sie müssen Bennis Bruder sein.“
Der Mann übersah meine Hand und fixierte mich aus graublauen Augen.
„Sind Sie Ärztin?“ Seine Stimme war schneidend. Noch ehe ich  antworten konnte, hatte er mich von oben bis unten gemustert.
„Nein, Sie sind ganz sicher keine Ärztin, Sie sind die Frau, die meinen Bruder überfahren hat.“
Mir gefror das Lächeln auf den Lippen. Ich wollte protestieren, doch er schnitt mir mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab.
„Haben Sie Ihren Führerschein im Lotto gewonnen?“, schnauzte er mich an. „Mussten Sie sich während der Fahrt die Lippen nachziehen und die Haare toupieren, oder warum haben sie meinen Bruder so zugerichtet? Wenn ich mit Ihnen fertig bis, werden Sie froh sein, wenn man Sie noch Fahrrad fahren lässt.“
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein, der Typ war komplett von der Rolle.
‚Auf Durchgang schalten und einfach ignorieren‘, befahl ich mir.
Ich legte Benni eine Hand auf den Arm und sagte:
„Ich werde jetzt lieber gehen. Heute Abend rufe ich an und frage, ob du alles gut überstanden hast. Und ich komme dich natürlich besuchen. Ich will doch sehen, wie du wieder auf die Beine kommst.“
„Das werden Sie ganz sicher nicht tun“, der Bruder ging wieder auf mich los. „ Ich verbiete Ihnen, hier noch einmal aufzutauchen!“
Ich sah ihm mit demselben Blick in die Augen, mit dem ich normalerweise wütende Schüler zur Raison bringe, und antwortete nicht.
Benni fühlte sich sichtlich unwohl.
„Bitte seien Sie nicht böse auf Robert, er dreht immer so auf, wenn er sauer ist. Eigentlich ist er ganz ok.“
„Ok? Na, wenn du das sagst. Ruf mich an, wann immer du möchtest.“
Ich fand eine Visitenkarte in den Tiefen meiner Handtasche und drückte sie Benni in die Hand, bevor ich ging.
    In der Eingangshalle wartete Mary bereits auf mich.
„Du siehst beschissen aus“, stellte sie auf ihre unnachahmlich herzliche Art fest.
„Ich fühle mich auch so“, stöhnte ich. „Ich könnte jetzt einen doppelten Whisky vertragen, aber ich muss ja mein Prachtstück noch zur Werkstatt fahren. Lass uns vorher wenigstens schnell einen Kaffee trinken gehen.“
Gegenüber gab es ein Café, wir suchen uns ein ruhiges Eckchen und bestellten Milchkaffee und Erdbeertorte mit extra viel Sahne. Ich brauchte jetzt einfach einen Energieschub. Mary ließ sich die Geschehnisse des Vormittags noch einmal in Ruhe erzählen.
„Robert Dresen also“, sagte sie nachdenklich und ihr Gesicht verfinsterte sich.
„Sag nicht, du kennst ihn?“, fragte ich erstaunt.
Mary nickte und verzog das Gesicht.
„Du erinnerst dich an diese hässliche Sache vor zwei Jahren? Als uns unser Vermieter aus dem Haus werfen wollte?“
Oh ja, daran erinnerte ich mich nur zu gut. Mary lebte mit zwei Freunden, dem Galeristen Harro Haase und Lissy Sternberg, die Schauspielerin und Musikerin wie Mary war, in einer uralten Villa, die inmitten eines riesigen, verwunschenen Gartens lag. Seit ein paar Monaten hatte sich Harros Lebensgefährte Simon Klein dazugesellt, er war Tontechniker und hatte sich ein Studio im weitläufigen Keller der Villa eingerichtet. Im Haus  herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, dort verkehrte ein kunterbunter Haufen Leute. Leider befand sich das Grundstück in bester Lage und der Eigentümer hatte beschlossen, alles für den Neubau eines lukrativen Wohn- und Geschäftshauskomplexes plattzumachen.
Mary und ihre Mitbewohner gingen auf die Barrikaden. Anfangs schien der Widerstand der Künstler- WG aussichtslos zu sein, dann aber mobilisierten
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