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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster
Autoren: Anna Graf
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er. Sie drehte sich um, ging ein Stück rückwärts und er sah, dass sie weinte. Dann bog sie um die nächste Ecke und war verschwunden.
„Carolin“, flüsterte er. War das wirklich ihr Name oder hatte er das nur geträumt?
Er würde sie nie wiedersehen.
Er würde sie immer lieben.

1. Kapitel
    Berlin, Juni 2012
    Der Autoverkäufer kam mit ausgebreiteten Armen und einem noch breiteren Lächeln im Gesicht auf mich zu. Im ersten Moment hatte ich Angst, dass er mich im Überschwang umarmt und ich meinen Kopf auf seine mit spärlichem Resthaar überkämmte Glatze legen müsste. Der Mann war einen guten Kopf kleiner als ich, er reichte mir höchstens bis zum Kinn. Glücklicherweise stoppte er einen halben Meter vor mir und faltete seine Hände vor der Brust, als wolle er beten.
„Meine liebe Frau Brendel, heute ist also der große Tag! Ich muss Sie wirklich zu Ihrer Entscheidung beglückwünschen“, säuselte er und wippte verzückt auf den Fußballen auf und ab. „Sie haben sich goldrichtig entschieden und werden den Kauf mit Sicherheit nicht bereuen.“
„Vielen Dank, Herr Gruber“, ich musste mir das Lachen verkneifen. Der Typ war ein wandelndes Autoverkäufer- Klischee. „Könnten wir jetzt vielleicht zum Geschäftlichen kommen, ich muss leider gleich weiter.“
„Aber natürlich, wenn Sie mir bitte folgen würden“, er nahm meinen Arm und führte mich in ein kleines Büro neben dem Verkaufsraum.
Ich war verrückt, mein erstes ordentliches Honorar für einen Sportwagen zu verprassen, aber von einem solchen Wagen hatte ich schon immer geträumt. Ich war die meiste Zeit wirklich total vernünftig und grundsolide, ich rauchte nicht und trank selten, aber ein Laster hatte ich doch, ich fuhr total auf schnelle Autos ab und liebte die Geschwindigkeit. Dementsprechend oft gab es teure „Erinnerungsfotos“ vom Amt und Clemens, mein Ex- Mann, drohte mehr als einmal, mir die Autoschlüssel wegzunehmen und mir stattdessen eine Monatskarte für die S- Bahn zu kaufen.
Clemens fuhr einen riesigen Geländewagen, den ich gelegentlich benutzte, für mich war es jedes Mal der pure Krampf, wenn ich das Schlachtschiff in eine Parklücke manövrieren musste.
Einen eigenen Wagen, nur für mich allein, hatte ich noch nie besessen, seit meiner Scheidung war ich wirklich nur S- Bahn gefahren. Ich konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass ich jetzt tatsächlich den Kaufvertrag für einen schneeweißen Flitzer mit echten Ledersitzen unterschrieb.
    Herr Gruber verstaute mein Vertragsexemplar und die Fahrzeugpapiere in einer silberfarbenen Mappe, legte die Autoschlüssel darauf und überreichte mir beides wie rituelle Gegenstände. Ob er das feierliche Grinsen extra bezahlt bekam?
„Hier sind Ihre Unterlagen und die Schlüssel, und bitte denken Sie an die erste Wartung in drei Monaten. Die ist für Sie natürlich gratis.“
Er lief flink wie ein Wiesel vor mir her und ich fragte mich, wie ein Mann bloß so trippeln konnte. Schwungvoll öffnete er die Fahrertür meines Wagens und ließ mich einsteigen.
Meine Finger glitten über die weichen, dunkelgrauen Ledersitze, befühlten die glänzenden Armaturen. Es roch edel nach Leder und Luxus. Als ich mich im Rückspiegel sah, bemerkte ich, dass ich lächelte wie ein volltrunkenes Mondkalb.
Ich sortierte meine Gesichtszüge, winkte dem Autoverkäufer noch einmal zu und fuhr vom Parkplatz.
Ich würde jetzt volltanken, einkaufen und nach Hause fahren, um mich umzuziehen. Dann hatte ich mich mit meiner Schwester Mary auf eine Spritztour mit dem neuen Auto verabredet. Mary war oberzickig, meistens ein ziemliches Miststück, aber gleichzeitig auch die beste Freundin, die ich jemals hatte. Ich freute mich auf sie und auf ihre bissigen Bemerkungen, wir unternahmen in letzter Zeit viel zu wenig miteinander.
    Die Ampel sprang auf Grün und ich fuhr los. Dann dachte ich, die Welt stürzt ein, denn es krachte und schepperte, ein großes Etwas krachte auf meine nagelneue Motorhaube und segelte zu  Boden. Ich trat mit aller Kraft auf die Bremse und der Wagen stand sofort. Hinter mir hupte jemand wie verrückt.
Zu Tode erschrocken stieß ich die Tür auf und lief nach vorn. Vor meinem Auto lag ein junger Mann neben einem total verbeulten Fahrrad. Ich kniete mich neben ihn und berührte ihn vorsichtig an der Schulter.
„Haben Sie sich verletzt, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, ich war so durcheinander, dass ich ihn anschrie.
Inzwischen kam der Fahrer aus dem Auto hinter mir dazu. Aus meiner
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