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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
Autoren: Gwen Bristow
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zärtlich.
    »Ich weine nicht«, flüsterte sie. »Und ich werde auch nichts sagen. Das verspreche ich.«
    »Ich danke Ihnen.« Philips Stimme klang so leise, daß Judith sie kaum hören konnte.
    Es blieb keine Zeit, noch mehr zu sagen. Er führte sie zu der Stelle, wo ihr Vater wartete, und verneigte sich tief.
    »Bringen Sie Ihrer Frau meine besten Empfehlungen und Komplimente und sagen Sie ihr, wie leid es mir tut, daß ich Ihre Einladung nicht annehmen kann. Die Schwierigkeiten der Reise machen es unmöglich. Gute Nacht!«
    Er drückte Judiths Hand schnell, bevor er sie losließ.
    Die Sonne spiegelte sich in dem goldglänzenden Strom, und auf beiden Ufern zogen sich üppig blühende Orangenhaine hin. Es sah aus, als ob meilenweit weiße Spitzen über die Bäume gebreitet wären. Ein Duft von schwerer Süße hing über dem Land.
    Judith saß neben Philip am Ufer und lauschte auf seine Worte. Seit ihrer ersten Unterhaltung waren sieben Tage vergangen, und immer fand Philipp eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, wenn die Boote haltgemacht hatten. Zuerst hatte sie ihm gesagt, daß sie mit einem Sklavenschmuggler nicht reden wollte, aber es war schwer, ihm etwas abzuschlagen, wenn er mit seinem bezaubernden Lächeln darum bat. Sie hatte ein böses Gewissen, aber sie hörte ihm begeistert zu.
    »… Und dann kletterte Bonylegs immer höher den Mast hinauf. Er hatte ein blankes Messer zwischen den Zähnen und zwei Pistolen im Gürtel, und ich dachte, es wäre um mich geschehen. Jetzt noch kann ich dieses Messer sehen, das auf beiden Seiten scharf geschliffen war, und die Zahnlücke über der Schneide –«
    »Ja – und was geschah dann?«
    »Ich verfeuerte meine letzte Kugel, Judith, und die Hand des Herrn lenkte den Schuß direkt in die Brust meines Feindes, denn meine eigene Hand zitterte so sehr, daß ich kaum die Pistole halten konnte. Und Bonylegs fiel herunter wie eine Sternschnuppe!«
    »Wie Luzifer!« rief sie.
    »Wer?«
    »Luzifer – in der Bibel.«
    »Ach ja – natürlich. – Nachher wurden wir mit der Schiffsbesatzung bald fertig. Nun hatten wir sein Schiff erobert. Es war voll von Sklaven, Seidenballen und Silber, das er von englischen Schiffen geraubt hatte –«
    »Was haben Sie mit den Leuten gemacht?« fragte sie atemlos.
    »Die haben wir selbstverständlich mitgenommen, liebe Judith. Und es ist mein Anteil an den Sklaven und Schätzen, die ich in dem Boot den Strom hinunterbringe.«
    »Aber Philip«, widersprach sie entsetzt, »die gehören doch nicht Ihnen!«
    »Nun gut, liebe Judith, aber Bonylegs gehörten sie auch nicht.« Er lachte leise. »Wir schafften ihn beiseite und befreiten das Meer von einem bösen Seeräuber. Glauben Sie nicht, daß wir dafür eine Belohnung verdienten?«
    »Aber gibt es denn nicht ein Gesetz über Piratenschiffe? Ich weiß doch, daß die Beute an den königlichen Gouverneur abgeliefert werden muß, und daß er eine Belohnung dafür gibt.«
    »Möglich. Davon weiß ich nichts«, antwortete er belustigt. »Aber der königliche Gouverneur hat nicht die Gefahr ausgestanden, daß Bonylegs ihm den Dolch zwischen die Rippen stoßen konnte. Verstehen sie denn nicht?« rief er. »Ich wollte nach Louisiana, aber ich konnte doch nicht nur mit meinen beiden Händen hierherkommen und allein das Dickicht abholzen!«
    »Ich – nein, ich verstehe es wohl nicht«, gab Judith zweifelnd zu. Sie erhob sich und hielt die Schürze zusammen, in der sie Brennholz gesammelt hatte. »Meine Leute werden mich vermissen, Philip, ich muß jetzt gehen.«
    »Warum laden Sie mich denn nicht noch einmal zum Essen ein?« Philip stand auch auf. »Wenn ich es vorher wüßte, würde ich mein Boot in eurer Nähe verankern, und wir könnten beide Fahrzeuge im Auge behalten, während wir essen.«
    »Ja –« Sie schälte ein Stück Rinde von einem Zweig ab. »Ich fürchte, mein Vater hält nicht viel von Ihnen, Philip. Er sagte meiner Mutter, sie sollte Sie nicht wieder einladen. Er – er meinte, daß Sie keinen guten Einfluß auf Caleb und mich hätten.«
    Philip lachte. »Einen so starrsinnigen jungen Mann wie Ihren Bruder könnte ich wohl kaum beeinflussen. Und was Sie betrifft, meine liebe Judith –«
    »Ich muß jetzt wirklich gehen«, erwiderte sie hastig und eilte durch das Gebüsch davon.
    Während sie das Feuer schürte, dachte sie an Philips letzte Worte. Ach ja, er hatte großen Einfluß auf sie – gefährlichen Einfluß. Sie kümmerte sich nicht um die Wünsche ihres Vaters und
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