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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
Autoren: Gwen Bristow
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Kampf kommt, liebe Emily, kann es doch nur in der Stadt sein. Unmöglich kämpfen sie hier in der ganzen Gegend!«
    Emily hatte den Vorhang zurückgezogen. Plötzlich packte sie Judith an der Schulter, und auch diese hielt den Atem an.
    Weit hinten auf den Feldern bewegten sich Fackeln. Sie waren so weit entfernt, daß sie wie winzige Sterne aussahen, und sie kamen nicht in einer ausgerichteten Reihe näher, sondern in einem ungeordneten Haufen. Schwach waren auch aus der Ferne wütende Stimmen zu hören. Emily faßte sich an die Kehle und stieß einen Schrei aus.
    »Das sind keine Soldaten!«
    Judith zog die Vorhänge zusammen und trat vom Fenster zurück. Sie fühlte ein Prickeln auf der Kopfhaut, und ihre Hände waren plötzlich feucht geworden. »Es sind die Neger!« sagte sie.
    Emily lehnte sich gegen die Wand. Sie zitterte am ganzen Körper vor Schrecken.
    »Benny!« stieß sie entsetzt aus, stürzte hinaus und eilte die Hintertreppe zu dem Kinderzimmer hinauf.
    Judith zog an dem Klingelzug und hörte, wie die Glocke in der Stille der Dienerwohnungen widerhallte. Mit einer heftigen Anstrengung riß sie sich zusammen, so daß sie nicht mehr zitterte, und zwang sich, klar und kühl zu denken. Sie wohnten meilenweit von anderen Niederlassungen entfernt. In Ardeith konnte ein Sklavenaufstand ausbrechen, und niemand brauchte etwas davon zu erfahren, bis sie, Emily und die Kinder von den heimkehrenden Männern am nächsten Morgen ermordet aufgefunden wurden. Niemals hatte sie ernsthaft an eine solche Möglichkeit gedacht. Die Neger in Ardeith waren gut erzogen, wurden gut behandelt und fühlten sich allem Anschein nach auch glücklich. Aber ein unzufriedener Charakter wie Benny konnte hundert andere zu einem Aufstand mitreißen, obwohl sie von sich aus nicht einmal im Traum daran gedacht haben mochten. Offenbar hatte er die anderen Schwarzen aufgehetzt. Die Neger waren eine zügellose Menge, halb verrückt und ohne Disziplin. Sie brüllten laut, denn sie sahen in Abwesenheit der Besitzer eine Gelegenheit, das Haupthaus zu plündern.
    Sie wollte gerade noch einmal klingeln, als Christine ins Zimmer eilte und sich verschlafen die Augen rieb.
    »Was ist es, Miß Judith? Was sollen ich tun? Ich haben eingeschlafen bei Warten auf Sie.«
    »Was weißt du über einen Aufstand unter deinen Leuten?« fragte Judith.
    Die Dienerin sah sie verstört an. »Mäm?«
    Judith zog den Vorhang beiseite.
    »Ach Gott, verdammte Feldnigger!« rief Christine, brach in Tränen aus, sank auf die Knie und hob flehend die Hände. »Miß Judith, ich schwören bei Gott, wir Leute im Haus nichts tun. Wir uns nicht mit andere einlassen – Sie wissen, daß wir das nicht tun – ich schwören bei Gott Allmächtigen – er sollen meine Knochen in Wasser verwandeln –«
    »Es ist schon gut. Steh auf und hör auf zu schwatzen«, erwiderte Judith scharf. »Wenn du wirklich meinst, was du sagst, dann wecke die anderen. Sie sollen die Pferde satteln. Und wenn du selbst nicht umgebracht werden willst, dann beeile dich! Du weißt ja, daß die Feldnigger immer glauben, die Hausdiener leben ebensogut wie ihre Herren. Denen kommt es nicht darauf an, die bringen euch ebenso geschwind um wie uns. Also, mach schnell!«
    Sie drehte sich um und sah Emily, die Sebastian an der Hand führte. Hinter ihnen kam die Amme im Nachtkleid, die das kleine Mädchen trug.
    »Emily, überlasse die Kinder jetzt der Frau. Die sorgt ebenso gut für sie wie du. Tu, was ich dir sage!« befahl Judith, als Emily die Kleinen an sich zog, als ob sie die beiden verteidigen wollte. »Hier ist der Schlüssel zu dem Waffenzimmer. Hole dir ein Gewehr und bringe mir auch eins.«
    Sie ging auf die Galerie hinaus. Die aufständischen Sklaven strömten auf das Haus zu. Sie waren inzwischen bedeutend näher gekommen. Judith zog an dem Strick der großen Plantagenglocke, die mit gebieterischer Stimme erdröhnte. Ihr Klang würde die Aufseher und alle Neger wecken, die nicht auf Bennys aufreizende Reden von einer glorreichen Zukunft geachtet hatten.
    Emily brachte die Gewehre.
    »Hast du auch das Waffenzimmer wieder abgeschlossen?« fragte Judith.
    »Selbstverständlich.«
    »Gut. Wenn die Neger in den Raum kämen, würden wir alle ermordet werden. Bis jetzt haben nur wenige von ihnen richtige Waffen. Hier, nimm das Gewehr! Du hast schon auf Vögel und Eichhörnchen geschossen. Halte die Hand ruhig und schieße nicht, um die Schwarzen zu töten – höchstens im äußersten Notfall.«
    Emily
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