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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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zudem noch reichlich
Zeit und Energie, ihre Familie zu drangsalieren.
    Teuer
gewandet nach der neuesten Mode, in der Hand ein Glas, saß sie zur Feier des
Tages auf einer Art Thron, um den die Harpyien sich scharten wie Hofdamen um eine
Königin. Oder, je nach Betrachtungsweise, wie Motten um das Licht.
    »Du siehst
etwas blass um die Nase aus, Penelope«, ließ sie Mutter wissen. »Manch eine
blüht auf, wenn sie schwanger geht, manch eine nicht. Wie bedauerlich, dass du
nicht aufblühst – von deiner Nase abgesehen. Die ist rosig genug, ebenso deine
Augen. Wäre ich in deinem Alter, wüsste ich Besseres mit mir anzufangen, als
die ganze Zeit zu heulen. Und Kinder würde ich auch keine mehr in die Welt
setzen. Hättest du mich gefragt, hätte ich dir geraten, das Kinderkriegen in
einem Rutsch hinter dich zu bringen, anstatt jahrelang zu pausieren und erst
wieder damit anzufangen, wo deine Schönheit verwelkt und dein Körper verbraucht
ist. Aber du hast mich ja nicht gefragt.«
    Nachdem sie
Mutter die Sprache verschlagen und ihr Gesicht doch noch zum Blühen gebracht
hatte, wandte Ihre Ladyschaft sich Lisle zu. »Ah, unser Weltenbummler ist
zurückgekehrt, braun gebrannt wie eine Haselnuss. Es muss schockierend für dich
sein, so viele vollständig bekleidete junge Damen zu sehen, aber keine Sorge:
Das lässt sich ändern.«
    Ihre
Freundinnen lachten laut.
    »Allerdings«,
meinte Lady Cooper, mit Anfang siebzig eine der Jüngeren. »Wollen wir darauf
wetten, Eugenia, dass alle jungen Damen sich insgeheim fragen, ob er wohl
überall so braun gebrannt ist wie im Gesicht?«
    Mutter
stöhnte leise.
    Die Dowager
Countess beugte sich zu ihm vor. »Deine Mutter war schon immer ein verklemmtes
kleines Ding«, raunte sie vernehmlich. »Hör gar nicht auf sie. Es ist mein
Geburtstag, und ich will, dass ihr jungen Leute euch vergnügt. Hier wimmelt es
von hübschen Mädchen, die nur darauf brennen, unseren großen Abenteurer
kennenzulernen. Also los, Lisle. Lauf schon. Und wenn du Olivia dabei
erwischst, sich gerade wieder zu verloben, sag ihr, sie soll sich nicht
lächerlich machen.«
    Sie winkte
ihn fort und widmete sich wieder seinen Eltern. Frei von Gewissensbissen
überließ Lisle sie ihrem Schicksal und stürzte sich ins Getümmel.
    Die Dowager
Countess hatte nicht zu viel versprochen: Im Saal wimmelte es von reizenden
jungen Damen, gegen deren Verlockungen Lisle keineswegs gefeit war –
vollständig bekleidet oder nicht. Gegen ein Tänzchen hatte er auch nichts
einzuwenden. An Partnerinnen herrschte kein Mangel, und er amüsierte sich
bestens.
    Doch alldieweil
ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, hielt nach einem feuerroten
Haarschopf Ausschau.
    Wenn Olivia
nicht tanzte, so spielte sie gewiss Karten – und nahm hemmungslos jeden aus,
der dumm genug war, sich auf eine Partie mit ihr einzulassen. Oder sie saß, wie
von der Dowager Countess befürchtet, in einem stillen, schummrigen Winkel und
verlobte sich wieder einmal. Olivias zahlreich gebrochene Verlobungen, die ein
Mädchen von geringerem Vermögen und geringerem Stand längst ruinert hätten, würden
indes keinen Verehrer abschrecken. Es dürfte sie auch nicht stören, dass Olivia
keine Schönheit war. Olivia Carsington war nämlich ein ziemlich guter Fang.
    Jack
Wingate, ihr verstorbener Vater, war der nichtsnutzige jüngere Sohn des
kürzlich verschiedenen Earl of Fosbury gewesen, welcher ihr ein Vermögen
hinterlassen hatte. Auch Viscount Rathbourne, ihr Stiefvater und Lisles Onkel,
nagte nicht gerade am Hungertuch. Und war zudem der Erbe des Earl of Hargate,
der in Geld nur so schwamm.
    Während und
zwischen den Tänzen war häufig von ihr die Rede: von dem gewagten Kleid, das
sie zum Krönungszeremoniell des Königspaares getragen hatte, ihrem
Kutschenrennen mit Lady Davenport, dass sie Lord Bentwhistle zum Duell
gefordert hatte, nachdem er einen Lakaien mit der Peitsche gezüchtigt hatte,
und so weiter und so fort.
    Seit vier
Jahren war sie in die Gesellschaft eingeführt, noch immer nicht verheiratet und
noch immer Londoner Stadtgespräch.
    Was ihn
nicht im Geringsten überraschte.
    Ihre Mutter
Bathsheba war dem verwilderten Zweig der DeLuceys entsprossen: einer Sippe
berüchtigter Schwindler, Betrüger und Bigamisten. Vor der Heirat Bathsheba
Wingates mit Lord Rathbourne hatte Olivia deutliche Neigung erkennen lassen, in
die Fußstapfen ihrer Ahnen zu treten. Danach hatte eine aristokratische
Erziehung dieses Erbe erfolgreich kaschieren
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