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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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dort wollte sie sie bewahren, zusammen
mit all ihren anderen Geheimnissen.
    Sie sog
auch die Stille in sich auf. Die dicken Mauern der Burg hielten die Welt fern
und erstickten jeden Laut, der von draußen dringen mochte. Nichts war zu hören
außer dem Prasseln des Feuers, dem leisen, rauen Klang seiner Stimme und dem
raschen Schlagen seines Herzens.
    Sie stützte
sich auf den Ellenbogen, um ihn ansehen zu können. Ihre Hand ließ sie auf
seiner Brust ruhen, über seinem kräftig schlagenden Herzen, unter seiner starken,
warmen Hand.
    »So etwas
dachte ich mir schon«, meinte sie.
    »Dir müsste
es eigentlich genauso ergehen«, fand er. »Ich wüsste nicht, wie es anders sein
sollte. Wir sind füreinander bestimmt. Das dürfte doch offensichtlich sein.«
    Sie atmete
tief durch.
    »Bleib, wo
du bist«, sagte sie, kletterte aus dem Bett, griff sich ihr Nachthemd und zog es sich
über.
    Jäh fuhr er
hoch. Im Feuerschein schimmerte seine Haut golden, das warme Licht tanzte auf
seinen Muskeln. Mit großen, silbergrauen Augen sah er sie bestürzt an.
    »Olivia!«
    »Ich will
dir etwas zeigen«, sagte sie. »Bin gleich zurück.«
    Als sie mit einer Schachtel unter dem Arm
zurückkam, war er längst aufgestanden, hatte sich seinen Morgenrock
übergeworfen und begonnen, unruhig auf und ab zu gehen.
    »Tut mir
leid«, sagte sie. »Bailey war mal wieder wach, wo sie doch eigentlich schlafen
sollte. Immer liegt sie auf der Lauer, wachsam wie Argus mit seinen hunderttausend
Augen. Sie musste mich erst in einen besonders warmen Morgenmantel kleiden und
mich schelten, dass ich mir noch den Tod holen würde. Komm wieder ins Bett.«
Sie stellte die Schachtel auf dem Bett ab und kletterte hinterher. »Komm«,
wiederholte sie und klopfte neben sich aufs Linnen. »Ich will dir meine Schätze
zeigen.« Sie schlug die Beine unter und machte es sich im Schneidersitz bequem.
    »Ich
dachte, das hättest du schon«, meinte er und setzte sich neben sie. Er küsste
sie auf die Schläfe. »Du solltest nicht zwei Minuten, nachdem ein Mann dir
seine Liebe gestanden hat, einfach aus dem Bett springen«, sagte er. »Weißt du
denn gar nicht, was sich gehört?«
    »Ich wollte
dir das zeigen, damit du mich verstehst «, erwiderte sie.
    Dann öffnete
sie die Schachtel und begann ihre Schätze vor ihm auszubreiten: das Bündel mit
allen Briefen, die er ihr je geschrieben hatte, die kleine bemalte Holzfigur –
das erste Geschenk, das er ihr jemals geschickt hatte –, das Armband mit den
blauen Schmucksteinen, das unbehauene Stück Alabaster ... und so ging es fort.
Die Ausbeute von zehn Jahren. Lauter kleine Schätze, die sie von ihm bekommen
hatte. Nicht zu vergessen das Taschentuch mit seinen Initialen, welches sie ihm
kürzlich erst entwendet hatte.
    Tränen
brannten ihr in den Augen, als sie ihn ansah, und der Hals war ihr wie
zugeschnürt. »Ich liebe dich auch«, sagte sie. »Begreifst du es jetzt?«
    Er nickte
bedächtig. »Doch, ich denke schon. Es ist offensichtlich.«
    Sie
hätte es ihm auch
einfach sagen können.
    Doch
andererseits verstand niemand so gut mit Worten zu täuschen wie sie. Dessen war
sie sich bewusst. Und ihr war klar, dass auch er es wusste.
    In dieser
Schachtel verwahrte sie ihre Geheimnisse – das, was ihr wirklich etwas
bedeutete, was sie aus tiefstem Herzen meinte.
    Er
schluckte. Nach einem Moment des angespannten Schweigens sagte er: »Du musst
mich heiraten.«
    Eine Weile
betrachtete sie stumm ihre gesammelten Geheimnisse. »Ich glaube, dass muss ich
wirklich«, meinte sie dann. »Ich wollte tapfer und gut sein und ein Opfer
bringen, aber Selbstlosigkeit liegt mir einfach nicht.«
    Ungläubig
starrte er sie an, derweil sie ihre kleinen Schätze einen nach dem anderen
zurück in die Schachtel legte. Zuoberst kamen die Briefe.
    »Wirklich?«,
fragte er.
    »Ja, wirklich«,
erwiderte sie. »Ich hatte gehofft, ich könnte es ohne dich aushalten, nur
leider vergebens.«
    »Sehr
witzig.«
    Doch ihm
fiel ein Stein vom Herzen. Und was für ein Stein! Ihm war nicht bewusst
gewesen, wie schwer die Ungewissheit auf ihm gelastet hatte – bis jetzt, da sie
von ihm genommen war.
    »Wir
ergänzen uns prima«, sagte sie. »Wir lieben uns. Wir sind die besten Freunde.
Und in der Liebe verstehen wir uns auch recht gut.«
    »Recht
gut?«
    »Kein
Vergleich zu Lady Coopers ersten Erfahrungen auf diesem Gebiet.« Sie erzählte
ihm, was die beiden alten Damen ihr diesbezüglich zu berichten gehabt hatten.
Er lachte. »Fabelhaft, ich habe
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