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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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dann ...«
    »Sie hat
ihm das Herz gebrochen«, schluchzte Mutter. »Sehen Sie sich den armen Jungen
doch nur an.«
    Lisle
blickte drein, wie er es immer tat, wenn seine Eltern sich mal wieder in
Raserei steigerten. Bislang hatten sie dabei stets sein Tun auf ihre Weise
gedeutet und ihm jedes seiner Worte im Mund herumgedreht. Warum sie nun davon
abhalten? Er hatte seinen Eltern den Brief geschrieben, den Olivia ihm diktiert
hatte – abzüglich der Großbuchstaben und Unterstreichungen. Auch die
dramatischen Andeutungen hatte er etwas abgeschwächt. Eben erst waren Mutter
und Vater eingetroffen, kurz nach Lord und Lady Rathbourne. Alle vier waren sie
gleichsam darauf bedacht – wenngleich aus je sehr eigenen Gründen –, die Heirat
zuwege zu bringen.
    Doch dann
hatte Olivia verkündet, sie habe es sich anders überlegt.
    Die so
genannten Anstandsdamen weilten auf Glaxton Castle. Eine reine
Vorsichtsmaßnahme, da kein Verlass darauf war, dass die beiden nicht alles
ausplaudern würden. Sie meinten es meist nur gut, waren angetrunken jedoch
unberechenbar.
    Selbst
Lisle, der nüchterner nicht hätte sein können, hoffte, nicht aus Versehen das
Falsche zu sagen. Sich zu verstellen war seine Stärke nicht.
    »Schon gut,
Mutter«, sagte er. »Ich bin etwas enttäuscht, das wohl, aber ich werde darüber
hinwegkommen.«
    »Ich kann
Olivia nicht zur Heirat zwingen«, sagte Lord Rathbourne.
    »Aber sie
hat doch gesagt, dass sie ihn liebt«, rief Mutter verzweifelt. »Und er liebt
sie. Er hat mir geschrieben, sie würden heiraten. Alle Welt weiß schon davon!«
    »Nun, da hat Olivia es sich eben anders überlegt«, bemerkte Lady Rathbourne.
»Sie neigt dazu, es sich anders zu überlegen.«
    »Aber warum
nur?«, schrie Mutter und rang die Hände. »Warum, Olivia?«
    »Wenn Sie
es genau wissen wollen, und ich würde es Ihnen nicht sagen, wenn Sie mich nicht
so bedrängen würden, denn um nichts in der Welt wollte ich Ihre Gefühle
verletzen«, begann Olivia, »aber leider verhält es sich so, dass mir nicht
bewusst war, dass Ihr Sohn mittellos ist. Ich bedauere es sehr, aber damit
kommt er einfach nicht infrage.«
    Lord und
Lady Rathbourne sahen sich an.
    Mutter und
Vater merkten nichts. Außer sich selbst bemerkten sie nie etwas. Und im
Augenblick begriffen sie nur eins: dass eine der vermögendsten jungen Damen
Englands ihrem Sohn den Laufpass gab.
    »Aber er
wird doch erben!«, sagte Vater. »Er ist mein ältester Sohn und Erbe. Er bekommt alles .«
    »Aber, so
Gott will, dürfte das noch eine Weile hin sein«, entgegnete Olivia. »Denn
selbstverständlich wünsche ich Ihnen ein langes, glückliches Leben.«
    »Olivia,
Sie haben beteuert, Sie würden unseren Sohn lieben«, sagte Mutter vorwurfsvoll.
»Vor Ihrer Abreise nach Gorewood Castle haben Sie uns zu verstehen gegeben,
dass Sie nicht abgeneigt wären, würde er Ihnen den Hof machen.«
    So sehr
seine Eltern ihn auch echauffierten, fiel es ihm doch zunehmend schwer, eine
ernste Miene zu wahren. Lisle sah den Köder, den Olivia ausgeworfen hatte, sah,
wie seine Eltern ihr ins Netz gingen, sah, wie sie ihren Fang langsam, aber
sicher einholte.
    »Nun, das
war, ehe ich über seine misslichen Verhältnisse aufgeklärt worden bin«, sagte
sie bedauernd. »Würde ich ihn heiraten, machte ich mich zum Gespött der Leute
und würde an Ansehen einbüßen. Es hieße, dass ich so händeringend auf einen
Ehemann aus gewesen wäre, dass ich sogar mit einem Mitgiftjäger vorliebgenommen
hätte.«
    »Einem
Mitgiftjäger!«, empörte sich Mutter.
    »Was ich natürlich niemals sagen würden«, stellte Olivia klar. »Ich weiß, dass Lisle
sich nicht um derlei Banalitäten schert. Ich weiß, dass er mich auch nur in
meinem Hemd nehmen würde.« Ihr blauer Blick huschte kurz zu ihm herüber. »Aber
Sie wissen ja, wie die Leute reden, was für schreckliche Gerüchte sie in die
Welt setzen. Es wäre mir unerträglich, meinetwegen als auch seinetwegen, seinen
guten Namen so beschmutzt zu sehen. Es betrübt mich zutiefst, denn mir schien,
wir passten so vortrefflich zueinander, doch fürchte ich, es soll nicht sein.«
    Als sie
sich wieder Lisle zuwandte, standen ihr Tränen in den Augen. Er wusste, dass
sie Tränen nach Belieben zurückhalten oder vergießen konnte. »Lisle, es dünkt
mich, als sei unsere Liebe dem Untergang geweiht.«
    »Schade«,
sagte er. »Wirklich schade. Zumal ich schon den Ring und alles beisammenhatte.«
    »Hanebüchener
Unsinn!«, ereiferte sich Vater. »Er ist doch
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