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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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wahre Menschenmenge hatte sich vor der Schmiede
eingefunden. Wer irgend konnte, drängelte sich durch das große Tor und
versuchte, einen der vorderen Plätze zu ergattern.
Väter nahmen ihre Kinder kurzerhand auf die Schultern.
    Der
flackernde Kerzenschein ließ tanzende Schatten über die Wände, die Decke, die
gespannten Gesichter der Zuschauer huschen.
    Die Damen
Cooper und Withcote hatten ganz vorn Platz genommen, auf zwei gepolsterten
Schemeln, die einer der Lakaien ihnen zur Annehmlichkeit mitgebracht hatte.
    Jock und
Roy standen an Händen und Füßen gefesselt bei der Tür, zu beiden Seiten von
Männern aus dem Dorf bewacht.
    John
Larmour besah sich die Truhe eine Weile, ehe er etwas sagte.
    Herrick
übersetzte, denn Larmour sprach mit ausgesprochen schottischem Akzent. Schon in
der Kirche hatte Lisle kaum ein Wort dessen verstanden, was er gesagt hatte, und
da hatte er noch langsam gesprochen. Nun aber, da Larmour vor Aufregung kaum an
sich halten konnte, war kein Wort mehr zu verstehen.
    »Ganz
vorzüglich gearbeitet, sagt er«, kam es von Herrick. »Es betrübt ihn zutiefst,
ihr Gewalt antun zu müssen, aber er würde die äußeren Schlösser gern mit einer
Säge zerteilen.«
    Lisle
nickte, und der Schmied machte sich an die Arbeit.
    Lang
brauchte er nicht. Sowie die äußeren Schlösser entfernt waren, konnte sich
Olivia abermals mit ihren diversen Utensilien dem im Innern verborgenen
Schließmechanismus widmen. Sie brauchte eine Weile, die richtige Reihenfolge
herauszufinden, aber nach reiflicher Überlegung begann sie einen der Beschläge
zu lockern und das dahinterliegende Loch freizulegen. Sowie das geschafft war,
experimentierte sie ein wenig mit verschiedenen Schlüsseln herum, die der
Schmied ihr gern zur Verfügung stellte und auf ihre Anweisung hin hier und da
noch ein wenig zurechtfeilte, bis schließlich einer passte und das erste
Schloss geknackt war. Dann ging es daran, ein paar Schrauben gekonnt zu drehen
und gleichzeitig die entsprechenden Haken herauszuziehen. Dabei musste Lisle
ihr zur Hand gehen, denn allein war es nicht zu schaffen. Wie sich
herausstellte, gab es noch einen weiteren Mechanismus, doch nun, da sie das
System kannte, war das eine ihrer leichteren Übungen.
    Lisle
entging nicht, dass sie sich so über die Truhe beugte, dass niemand der
Umstehenden ihr auf die Finger schauen konnte – was gewiss von alter Gewohnheit
herrührte.
    Als sie
fertig war, trat sie beiseite.
    Das
gespannte Publikum jubelte und klatschte Beifall. Glückwünsche schallten Olivia
entgegen, meist war nur ein herzliches »Gut gemacht, Mädel« herauszuhören. »Und
nun dein großer Auftritt«, sagte sie zu Lisle.
    Er trat vor
und hob den schweren Deckel an.
    Auf der
Innenseite verbarg eine kunstvoll ziselierte Metallplatte den
Schließmechanismus. In der Kiste selbst lag obenauf eine weitere solche Platte.
In der Menge wurden sogleich Wetten darüber abgeschlossen, was sich wohl
darunter befinden könnte. Münzen, meinten manche. Juwelen, kam es von anderen. Bücher.
Tafelsilber. Schmutzwäsche, riefen ein paar Witzbolde.
    »Schmutzige
Bilder«, krähte Lady Cooper. »Ich wette mit dir, Millicent. Um fünf Pfund.«
    »Unsinn«,
fand Lady Withcote. »Papier ist nicht so schwer. Messingfiguren sind da drin. Du
weißt schon, Satyrn und Faune. Früher mal sehr beliebt gewesen, so etwas.«
    »Einen
Satyrn hätte ich auch nicht von der Bettkante geschubst«, meinte Lady Cooper.
    »Hast du ja
auch nicht, wenn du Lord Squeevers meinst.«
    »Schielauge
Squeevers? Ganz gewiss nicht. Der war ein Zyklop.«
    »Aber er
hatte so haarige Beine ...«
    »Du hättest
mal sein Gemächt sehen sollen.«
    »Oh, das
habe ich.«
    »Dann
erinnerst du dich bestimmt noch ...«
    »So«,
übertönte Olivia die beiden, »alle Wetten abgegeben? Gut. Lord Lisle, bitte machen Sie
unser aller Spannung ein Ende.«
    Er hob das
ziselierte Tablett an.
    Weder Münzen noch Juwelen funkelten ihnen
entgegen – was Lisle auch keineswegs erwartet hatte.
    In der
Kiste lag ein ordentlich zusammengefalteter schwerer Brokatstoff.
    »Oje«,
sagte Olivia. »Ein alter Morgenrock, wenn meine Augen mich nicht trügen.«
    »Das
kann nicht alles sein«, meinte Lisle und fuhr mit der Hand unter den Stoff.
»Wer würde so viel Mühe darauf verwenden, alte Kleider zu verstecken? Die Truhe
ist seit Ewigkeiten nicht geöffnet worden, die Schlösser waren eingerostet und
... Moment.« Er war mit der Hand gegen etwas Hartes gestoßen.
    Vorsichtig
nahm er den
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