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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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sie, prächtig drapiert
mit Spitze und Geschmeide.
    Er küsste
sie pflichtschuldigst auf die faltige Wange und reichte ihr den Fächer. »Was
ist das – eine Bestechung?«, fragte sie. Seine Großmutter hielt sich mit
höflichen Artigkeiten ebenso wenig auf wie er. »Du möchtest, dass ich deinem
befleckten Täubchen meinen Segen gebe. Sehe ich das recht?«
    Obwohl sie
bei der Ankündigung nicht anwesend gewesen war, überraschte es Darius nicht,
dass sie so rasch davon erfahren hatte. Es war durchaus denkbar, dass sie schon
geraume Zeit von Charlottes Geheimnis wusste, denn Großmutter wusste praktisch
alles über jeden.
    Darius war
somit nicht überrascht, nur verärgert.
    »Ja, es ist
eine Bestechung, aber sie ist kein beflecktes Täubchen«, sagte er. »Ich
mag es kaum glauben, dass ausgerechnet Sie sich einer derart abgedroschenen Wendung
bedienen. Wer im Glashaus sitzt et cetera. Ich habe längst aufgehört, Ihre
Liebhaber zu zählen.«
    »Ich habe
damit gewartet, bis ich verwitwet war«, entgegnete sie.
    »So ein
Unsinn«, sagte er. »Sie haben es nach der Hochzeit getan, Charlotte davor.
Wo ist denn da der Unterschied? Nun kommen Sie schon, Großmutter, Sie müssen
meiner Hochzeit beiwohnen.«
    »Nun
ja«, seufzte sie. »Wenn mein Enkel das sagt, dann muss ich es wohl. Was
bleibt einer gebrechlichen alten Dame denn schließlich anderes übrig?«
    Darius
verdrehte die Augen.
    Sie
betrachtete derweil den Fächer. »Wie ich sehe, ist das einer von Lady Margarets
Fächern. Niemand konnte ihr in Fragen des Geschmacks je das Wasser reichen. Sie
war so schön, das arme Ding. Auch ich habe sehr jung einen Mann geheiratet, der
zwanzig Jahre älter war als ich. Aber Hargate verstand es, eine Frau glücklich
zu machen. Sieh dich also vor, mein Junge – mach deine Frau glücklich, oder sie
wird es dich dein Lebtag bereuen lassen.« Sie wedelte mit dem Fächer nach
ihm, ganz ähnlich wie sein Vater ihn vorhin aus dem Arbeitszimmer gewunken
hatte. »Geh jetzt. Ich habe Briefe zu schreiben und muss mir überlegen, was ich
zur Hochzeit tragen soll.«
    Am
neunzehnten Juli, um zehn Uhr morgens, heirateten Lady Charlotte Hayward und
Darius Carsington in der Kirche von Lithby vor einer zahlreich versammelten
Gästeschar.
    Mr.
Badgeley nahm die Trauung vor. Auch Mrs. Badgeley hatte sich nach langem Ringen
mit ihren moralischen Prinzipien unter den Gästen eingefunden.
    Sie
billigte es keineswegs, Kinder außerhalb der Ehe zu gebären – natürlich nicht,
wo käme man da denn hin? und sie haderte noch immer mit sich, ob man dies
einfach so nachsehen sollte, selbst wenn es denn in der Familie des eigenen
Vetters geschah.
    Ihr Dilemma
war indes, dass sie nicht oft nach London kam, besonders seit all ihre Töchter
verheiratet waren und sie keine gute Entschuldigung mehr hatte und Besseres zu
tun haben sollte, als sich die Zeit mit Frivolitäten zu vertreiben. Kurzum: Es
hungerte sie nach Mode. Sie konnte es kaum erwarten, die neuesten Moden der
Londoner Damen zu Gesicht zu bekommen. Auch war es unwiderstehlich, die Namen
aller geladenen Gäste in den kommenden Wochen und Monaten beiläufig im Gespräch
fallen zu lassen. Und so beschloss sie letztlich, es so zu halten wie alle
anderen auch, die ihre Bedenken außer Acht ließen und sich eine Feier nicht entgehen
lassen wollten, über die noch lange geredet werden würde.
    Dank der zu
dieser Zeit vorgesehenen Hausgesellschaft waren die Feierlichkeiten in gewisser
Weise schon lange in Planung gewesen. Die Lithbys mussten nun einfach nur mehr
Gäste einkalkulieren.
    Zu den
anwesenden Mitgliedern der Familie Carsington gehörte auch die dreizehnjährige
Urenkelin der Dowager Lady Hargate, Olivia Wingate-Carsington. Um sich vom
getragenen Ernst der Trauung zu erholen, beschloss Pip, Olivia die Schweine zu
zeigen. Dabei fiel er in den Schweinepfuhl. Sie zog ihn unerschrocken heraus. Als
sie sich besudelt und unverkennbar nach Pfuhl riechend wieder auf Lithby Hall
einfanden, bekamen sie eine Standpauke von ihrer Urgroßmutter zu hören. Danach
mussten sie baden und sich umziehen. Als auch das überstanden war, verzogen sie
sich ins Schulzimmer, wo Olivia Pip einige Kartentricks und das Hütchenspiel
beibrachte, bis ihre Mutter, Lady Rathbourne, sie beide entdeckte und dem
lustigen Treiben ein Ende setzte.
    »Aber,
Mama«, beschwerte sich Olivia und riss unschuldig die Augen auf. »Wie soll
Pip denn merken, ob man ihn betrügt, wenn er die Tricks nicht kennt?«
    »Als
Nächstes bringst du
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