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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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sich
kurzum all dessen zu sehr bewusst, was sie diesen Frauen schuldig war, um zu
sagen, was ihr auf dem Herzen lag.
    Vielleicht
drang der Schmerz auch zu tief in ihr junges Herz und nahm ihr die Worte. Sie
schaute ihr Kind nur an und verspürte eine Trauer, die sie nicht für möglich
gehalten hätte. Sie schaute ihren Sohn an, ihren wunderschönen Sohn, und
dachte, wie sehr sie doch in seiner Schuld stand.
    Charlotte
hatte geglaubt, Geordie Blaine hätte ihr Herz gebrochen, doch das war nichts
gewesen, verglichen mit dem hier. Ein unschuldiges Kind hatte sie auf die Welt
gebracht. Er war schwach, er brauchte seine Mutter, doch sie konnte ihn nicht
behalten.
    Liebe.
    Aus Liebe
hatte sie geirrt und war an so vielen schuldig geworden – vor allem an dem
unschuldigen Geschöpf, das sie von ganzem
Herzen zu beschützen wünschte.
    Liebe.
    Sie machte
einen blind, ganz und gar. Blind für andere. Blind für die Vergangenheit, die
Gegenwart, die Zukunft. Blind für alle außer einem einzigen gewissenlosen Mann
und den verwerflichen Empfindungen, die er in ihr geweckt hatte: Verlangen ...
Leidenschaft...
    Sehr
poetische Worte für simple animalische Triebe. Das erkannte sie nun, doch zu spät.
Diese Empfindungen waren rasch vergangen.
    Was blieb,
war der kaum zu ertragende Schmerz ihrer Trauer.
    Liebe.
    Nie wieder.
Ihre Seele ertrug es nicht.
    Charlotte
gab ihrem Kind einen Kuss auf die Stirn, dann richtete sie ihren tränenfeuchten
blauen Blick auf die Dienerin. »Sie können ihn nun fortnehmen«, sagte sie.

Kapitel 1
    Das
Schlimmste an
Darius Carsington war, dass er kein Herz hatte.
    Alle in der
Familie waren sich indes einig, dass der jüngste Sohn des Earl of Hargate einst
eines gehabt hatte. Alle waren sich einig, dass er nicht von Beginn an dazu
bestimmt gewesen war, der enervierendste der fünf Söhne Seiner Lordschaft zu
sein.
    Zumindest
äußerlich unterschied er sich kaum von den anderen.
    Zwei seiner
Brüder, Benedict und Rupert, hatten Lady Hargates dunkles Haar und markante
Züge geerbt. Darius hingegen war wie Alistair und Geoffrey mit Lord Hargates
goldbraunem Haar und bernsteinbraunen Augen gesegnet worden. Wie all seine
Brüder war auch Darius groß und kräftig gewachsen. Wie die anderen vier sah
auch er bemerkenswert gut aus.
    Anders als
die anderen war er der Gelehrsamkeit zugeneigt, und das schon von jungen Jahren
an. Sein unabänderlicher Wunsch, nach Cambridge zu gehen, hatte seinem Vater
Kummer bereitet, waren alle Männer der Familie doch stets nach Oxford gegangen.
Cambridge habe einen höheren wissenschaftlichen Anspruch, hatte Darius beharrt.
Außerdem könne man dort Botanik studieren sowie Eisenverhüttung und andere
Fächer naturphilosophischer und praktischer Natur. Wohl wahr, er hatte sich in
Cambridge hervorgetan. Leider hatte es aber den Anschein, dass seit Vollendung
seines Studiums sein Intellekt sowohl über seine Gefühle als auch über seine
Moral die Oberhand gewonnen hätte.
    Oder anders
ausgedrückt: Darius unterteilte sein Leben in zwei Bereiche.
    1. Studium der
Tierwelt, insbesondere des artspezifischen Paarungsverhaltens.
    2. Nachahmung
dieses Verhaltens in seinen Mußestunden. Punkt zwei war das Problem.
    Auch Lord
Hargates restliche vier Söhne waren in Sachen Frauen keine Heiligen gewesen –
mal abgesehen von Geoffrey, der schon monogam auf die Welt gekommen war –,
keiner von ihnen konnte es in quantitativer Hinsicht mit Darius aufnehmen.
    Wobei sein
leichtfertiger Lebenswandel nicht das eigentliche Problem war, denn sein Vater,
seine Mutter und der Rest der Familie waren alles andere als prüde. Da er
gewisse Grenzen wahrte und keine Unschuldigen verführte, konnten sie sich zudem
nicht darüber beschweren, dass er ein Wüstling gewesen wäre. Da er klug genug
war, sich auf die Halbwelt und die äußeren Randgebiete der beau monde zu
beschränken, konnten sie sich auch über keine Skandale aufregen. Die Moral in
diesen Kreisen war ohnehin so lax, dass deren Treiben keinerlei Entrüstung weckte,
geschweige denn eine Erwähnung in den Skandalblättern wert gewesen wäre. Was
die Familie erzürnte, war die methodische und höchst unpersönliche Weise, mit
der er zu Werke ging.
    Seine
Studienobjekte aus dem Tierreich bedeuteten ihm mehr als eine jede der Frauen,
mit denen er verkehrte. Er konnte alle Unterscheidungsmerkmale, die großen und
die kleinen, der verschiedenen Schafsrassen referieren. Aber er konnte sich
nicht an den Namen seiner letzten Gespielin erinnern,
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