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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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war es gut.«
    »Im
Armenhaus war es aber nicht gut«, sagte sie.
    »Ich tue
einfach so, als wäre es nur ein schlechter Traum gewesen«, sagte er.
    »Von jetzt
an wird alles gut werden«, versprach sie ihm.
    »Ich
weiß«, seufzte er und kuschelte sich wieder in sein Kissen. »Vielleicht
sollten Sie einfach versuchen so zu tun, als ob die ganzen anderen Sachen –
also alles, was Sie zum Weinen bringt auch nur ein schlechter Traum waren.«
    Sie
lächelte und strich ihm über die Wange. »Da könntest du recht haben«,
sagte sie. »Das werde ich versuchen.«
    »Vielleicht
könnten Sie mir auch noch einen Gutenachtkuss geben.« Er grinste. »Das hat
mir gut gefallen.«
    Sie lachte
und gab ihrem Sohn einen Gutenachtkuss.
    Darius
suchte seine Familie persönlich auf, um ihre Anwesenheit bei seiner baldigen
Hochzeit zu erbeten. Wie kaum anders zu erwarten, weilten sie auf dem Lande,
genauer gesagt auf Hargate Hall in Derbyshire. Alle bis auf Rupert, der mit seiner
Frau und Benedicts Neffen Peregrine noch immer in Ägypten auf Reisen war.
Dennoch hatte Darius nicht damit gerechnet, auch seine Großmutter anzutreffen.
Sie verließ London nur selten. All ihre Freundinnen, die Harpyien genannt,
lebten das ganze Jahr über in der Stadt, und selbst im Sommer war London
weitaus unterhaltsamer als Derbyshire. Auf dem Lande, so pflegte seine
Großmutter zu sagen, verlöre sie den Verstand vor Langeweile.
    Doch diesen
Sommer hatte sie beschlossen, ihre Nachkommen nach Hargate Hall zu begleiten.
    Allerdings
war sie nicht im Salon zugegen, als Darius seine Verlobung bekannt gab. Seine
Eltern und ausgesuchte Familienmitglieder waren hingegen anwesend und nahmen
die Nachricht von der unmittelbar bevorstehenden Hochzeit weitestgehend gefasst
auf. Danach begann Darius zu erklären, wie und warum es kam, dass er zu Beginn
seiner Ehe bereits einen
zehnjährigen Sohn haben werde.
    Auch dies
wurde mit Fassung getragen. Keine der anwesenden Damen fiel in Ohnmacht. Keiner
seiner Brüder wagte eine Bemerkung. Alle hatten den Blick auf Lord
Hargate gerichtet und warteten auf dessen Reaktion.
    »Darius,
ich erwarte dich in einer Viertelstunde in meinem Arbeitszimmer«, sagte
Seine Lordschaft.
    Eine
Viertelstunde später stand Darius im Arbeitszimmer, welches eine nahezu
detailgenaue Replik der Inquisitionskammer von Hargate House in London war. Die
Unterredung begann, wie kaum anders zu erwarten, auf höchst ärgerliche Weise.
    »Du hast
das Anwesen demnach nicht auf Vordermann bringen können«, begann sein
Vater.
    »Mein Jahr
ist noch nicht vorbei«, erwiderte Darius, und es bedurfte großer
Willensanstrengung, gelassen zu bleiben – zumindest dem Anschein nach.
    »Aber
darauf kommt es nun ja auch gar nicht mehr an, nicht wahr?«, sagte Seine
Lordschaft. »Dein Preis wäre gewesen, nicht heiraten zu müssen. Wozu denn nun
die Mühe, wenn du ohnehin zu heiraten gedenkst?«
    »Weil ich
Beechwood wieder zum Leben erwecken will und überzeugt davon bin, dass ich es
schaffen kann«, sagte Darius. »Dank der umfänglichen Mitgift meiner Frau
habe ich jetzt die Mittel, das Gut wieder aufzubauen und zu bewirtschaften. Ich
bin zuversichtlich, dass die Investition sich lohnen und noch vor Ablauf des
Jahres Gewinn bringen wird. Es ist zu schaffen,Vater, und ich werde es schaffen.«
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte sein Vater.
    Darius
blinzelte. Zweimal hintereinander.
    »Lady
Charlotte ist ein gutes Mädchen«, fuhr sein Vater fort. »Ein gutes Mädchen
– und mutig noch dazu. Es freut mich, dass du so klug warst, das zu erkennen.
Ich bin stolz auf dich.«
    Darius fiel
nicht in Ohnmacht.
    Er öffnete
und schloss den Mund einige Male, brachte aber kein Wort heraus. »Nun solltest
du lieber deiner Großmutter einen Besuch abstatten«, sagte Lord Hargate.
Mit einer ungeduldigen Handbewegung entließ er seinen verdutzten Sohn. Als
Darius zu den Gemächern seiner Großmutter hinaufging, erfüllte ihn in etwa
dasselbe Maß an Vorfreude, das Ludwig XVI. beim Besteigen der Guillotine
verspürt haben musste.
    Er traf sie
dort an, wo man sie meist anzutreffen pflegte: in ihrem Boudoir. Wie sein
Gegenstück in London, war auch dieser Raum in jenem opulenten Stil
eingerichtet, der zu ihrer Jugend in Mode gewesen war – so behauptete sie
zumindest. Darius hatte das Boudoir der Dowager Lady Hargate stets an ein
Bordell erinnert. Auch sie selbst kleidete und schmückte sich im Stil lang
vergangener Zeiten. Inmitten ihrer plüschigen Kissen saß
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