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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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lediglich wütend. Deinem gegenüber würde ich
mich ohne Unterlass schämen.«
    »Unsere
Väter machen das nicht mit Absicht«, versicherte sie ihm. »Sie sind
einfach so. Es gibt keine mathematische Formel dafür, ein guter Vater zu sein.
Wahrscheinlich versuchen sie einfach ihr Bestes.«
    »Dann
wollen wir das auch versuchen«, sagte Mr. Carsington. »Und es wie alle
Eltern gründlich verderben. Bist du so weit?«
    Während sie
redeten, hatte sie sich ein wenig beruhigt – was wahrscheinlich seine Absicht
gewesen war. Er hatte genau den richtigen Weg gefunden, sie durch ihren
emotionalen Aufruhr zu führen. »Ja, ich bin so weit. Danke.« Sie reckte
sich auf die Zehenspitzen und gab ihm beherzt einen Kuss auf die Wange. Hier,
vor aller Augen. »Gut, dann wollen wir mal«, sagte er. »Und nicht vergessen:
keine Tränen. Dazu ist später noch genügend Zeit. Jetzt musst du ruhig und
gefasst sein – seinetwegen.« »Das werde ich«, sagte sie.
    »Ich weiß
schon«, sagte er und ging mit ihr zum Schweinepferch
hinüber.
    »Entschuldigen
Sie bitte die Störung, Lord Lithby«, sagte Mr. Carsington. »Ihre Tochter
wünscht mit Pip zu sprechen.«
    Der Junge
schaute Papa an. Der nickte, und Pip sprang vom Gatter und lief zu ihr, seine
Kappe in der Hand.
    Hastig
wischte sie sich mit dem behandschuhten Handrücken über die Augen, schniefte
kurz, straffte die Schultern und lächelte.
    »Du liebe
Güte, das ist aber ein prächtiges blaues Auge«, sagte sie.
    »Ich hab
mich geprügelt, Euer Ladyschaft«, sagte Pip.
    »Das habe
ich gehört. Mr. Carsington hat mir erzählt, du hättest die Ehre deiner Mutter
verteidigt.«
    »Lord
Lithby meinte, daran wäre nichts Falsches«, sagte Pip. »Frauen würden das
nicht verstehen, aber ich hätte genau das Richtige getan.«
    »Gewiss«,
sagte sie. »Ich bin sehr stolz auf dich.« Sie ging vor ihm in die Hocke,
damit sie ihm von
Angesicht zu Angesicht in die Augen schauen konnte. Sie legte ihm die Hände auf
die Schultern und lächelte, wobei sie dachte, dass kein Lächeln der Welt
genügte, das auszudrücken, was sie in diesem Augenblick empfand. Ihr war, als
würde ihr das Herz vor Glück zerspringen.
    »Ich bin
deine Mutter«, sagte sie.

Kapitel 16
    Bibliothek von Lithby Hall,
    am Abend desselben Tages
    Dirius wusste, dass er besser daran tat,
nicht vorzuschlagen, Pip sogleich mit nach Hause zu nehmen.
    Charlottes
Sohn würde vorerst auf Lithby Hall bleiben, fanden die Mutter des Jungen und
seine Großeltern einhellig – und zwar bis nach der Hochzeit.
    Nach dem
Abendessen hatten sie ebendiese Hochzeit mit ihm besprechen wollen, doch Darius
hatte längst entschieden, was zu tun sei.
    Und das war
keineswegs angenehm. Bliebe ihm die Wahl, würde er lieber eine ganze Woche lang
ausschließlich über Vorhänge plaudern. Aber es war unerlässlich, sowohl für
seine zukünftige Frau als auch für Pip.
    »Wir werden
in der Dorfkirche heiraten, und meine gesamte Familie wird bei der Hochzeit
anwesend sein«, beschied er. »Einschließlich meiner Großmutter. Wir müssen
uns geschlossen zeigen.«
    »Ach, du
lieber Himmel, doch nicht deine Großmutter!«, rief Charlotte. »Das würde
ich niemals von dir verlangen.«
    »Uns bleibt
keine Wahl, wollen wir deine Reputation wahren«, sagte Darius. »Nur wenige
würden es wohl wünschen oder wagen, Lord und Lady Lithby zu brüskieren oder
sich ihre weithin gerühmte Gastfreundschaft entgehen zu lassen. Auch meine
Eltern wird niemand vor den Kopf stoßen wollen. Unsere wahre Geheimwaffe jedoch
ist meine Großmutter. Sie weiß Schrecken in den bigotten Herzen moralischen
Eiferer zu verbreiten. Unsere Reihen müssen geschlossen stehen, und sie wird
uns anführen.«
    »Wenn du
glaubst, ein paar abfällige Bemerkungen könnten meine Gefühle verletzen,
täuschst du dich gewaltig«, sagte Charlotte. »Ich habe meine Familie. Das
allein zählt. Meinen Rang und meine Stellung in der Gesellschaft zu verlieren,
bedeutet mir wenig. Die beau monde kann einem bisweilen die Luft zum Atmen
nehmen. Manches werde ich missen, doch im Großen und Ganzen kann ich sehr gut
darauf verzichten.«
    »Das sehe
ich genauso«, sagte er. »Mit Freuden kann ich darauf verzichten. Nichts
leichter als das. Ich werde Mrs. Badgeley ganz gewiss nicht missen. Aber darum
geht es nicht. Es geht vielmehr darum, dass man dich ebenso respektvoll
behandeln soll, wie
man einem Mann begegnen würde, der ein uneheliches Kind hat.«
    »Das ist
aber eine sehr gewagte Forderung, Mr.
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