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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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zurückflog.
    »Ugh.«
    Er hob den Kopf und begegnete Jason Oggs Blick.
    Zur großen Überraschung des Schmieds zwinkerte der Orang-Utan.
    Manchmal, wenn man genau auf die Steine am Ufer achtet, kann man mehr über den Ozean herausfinden.
     
    Die Uhr tickte.
    Umgeben vom matten, kühlen Licht des Morgens saß Nanny Ogg in Oma Wetterwachs’ Hütte und öffnete die Schatulle.
    In Lancre wußte man von der geheimnisvollen Schachtel. Angeblich beinhaltete sie Bücher mit Zauberformeln, ein kleines privates Universum, Heilmittel für alle Krankheiten, Tore zu verlorenen Reichen und mehrere Tonnen Gold – was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, daß die Schatulle kaum dreißig Zentimeter durchmaß. Oma hatte Nanny Ogg nie Einzelheiten bezüglich des Inhalts mitgeteilt, abgesehen vom Testament.
    Nanny Ogg war nun ein wenig überrascht, als sie auf die Dinge in der Schachtel hinabblickte: einige große Umschläge, ein Bündel mit Briefen, und unten eine Ansammlung ganz gewöhnlicher Gegenstände.
    Nanny griff nach den Umschlägen. Auf dem ersten stand geschrieben: An Gytha Ogg, Lies dies jetzt, ich meinige SOFORT.
    Der zweite war ein wenig kleiner und zeigte folgende Aufschrift: Der letztige Wille vonne Esmeralda Wetterwachs, geschtorben in der Mittsommernacht.
    Und dann das Bündel mit Briefen, von einem Bindfaden umschnürt. Sie schienen ziemlich alt zu sein. Kleine Stücke vergilbten Papiers brachen ab, als Magrat die Briefe aus der Schatulle zog.
    »Sind alle an Esme adressiert«, murmelte sie.
    »Eine ganz normale Sache«, erwiderte Nanny. »Jeder kann Briefe bekommen.«
    »Und dann die Sachen ganz unten«, fuhr Magrat fort. »Sehen wie Kieselsteine aus.«
    Sie nahm einen heraus.
    »In diesem hier steckt eins der schnörkeligen Fossiliendinger«, sagte sie. »Und der dort… Sieht aus wie das rote Gestein, aus dem die Tänzer bestehen. Eine Nadel klebt daran fest. Seltsam.«
    »Esme hat immer auf kleine Details geachtet. Ja, sie versuchte dauernd, irgendwelchen Sachen auf den Grund zu gehen.«
    Sie schwiegen, und ihr Schweigen dehnte sich aus, füllte die Küche und wurde vom geduldigen Ticken der Uhr in kleine Scheiben geschnitten.
    »Ich hätte nie gedacht, daß es dazu kommt«, meinte Magrat nach einer Weile. »Ich hätte nie gedacht, daß wir einmal ihr Testament lesen. Ich habe immer angenommen, der Tod beträfe nur andere Leute, nicht aber Oma Wetterwachs.«
    »Tja, da hast du dich geirrt«, entgegnete Nanny. »Tempus fugit.«
    »Nanny?«
    »Ja, Magrat?«
    »Ich verstehe das nicht. Oma war deine Freundin, aber du… du scheinst gar nicht traurig zu sein.«
    »Nun, ich habe einige Ehemänner und Kinder begraben. Früher oder später gewöhnt man sich daran. Wie dem auch sei: Wenn sich Esme jetzt nicht an einem besseren Ort befindet, so beginnt sie sicher damit, ihn zu verbessern.«
    »Nanny?«
    »Ja, Magrat?«
    »Wußtest du etwas von dem Brief?«
    »Von welchem Brief?«
    »Ich meine den an Verence.«
    »Nein, von einem Brief an Verence weiß ich nichts.«
    »Er muß ihn einige Wochen vor unserer Rückkehr bekommen haben. Vermutlich hat Oma ihn geschickt, noch bevor wir Ankh-Morpork erreicht haben.«
    Magrat musterte Nanny und hielt vergeblich nach Anzeichen von Schuld Ausschau.
    »Diesen Brief hier meine ich«, sagte sie und zog ihn unterm Brustharnisch hervor.
    »Lies ihn ruhig.«
    Nanny Ogg las:
    »›Lieber Herre, ich schreibige dir um mitzuteilen dasse Magrat Knoblauch am Bildschweindienstag (plußminuß einige Tage) nach Lancre zurückkehrigen wird. Sie isset ein Küken aber auch sauber und sie habet gesunde Zähne. Wenn du sie heiraten möchtigst so beginn sofortig mit den Vorbereitungen denn wenn du ihr nur einen Antrag machigst so führet sie dich nur an der Nase herum weil sie sich nicht entscheidigen kann. Magrat verschteht es gut siche selbst Hindernisse in den Weg zu legen. Sie weis überhaupt nicht was sie wille. Du bist König und kannest tun und lassigen was dir gefällt. Du solltest Magrat vor vollendigte Tatsachen schtellen. Pehess: Man munkelt davon dasse Heksen bald Steuern bezahligen sollen. Schon seit fielen Jahren hat kein König von Lancre mehr versucht ein solches Gesetz zu erlassigen. Ich schlage vor du nimmst dir ein Beispiel daranne. Mit freundlichen Grüssen derzeit gehet es mir gute. EIN FREUND (ANONÜM).‹«
    Das Ticken der Uhr nähte die Decke der Stille.
    Nanny Ogg drehte sich zur Uhr um.
    »Sie hat alles arrangiert !« entfuhr es Magrat. »Du weißt doch, wie Verence ist. Ich
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