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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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auf und streckte wie abwehrend die Arme aus, als ihre Lippen die erste Silbe eines Fluchs formten…
    Der König blickte auf sie hinab und sagte etwas.
    Nur Magrat hörte die Worte.
    Später meinte sie, es sei um eine Verabredung im Mondschein gegangen.
     
    Und sie erwachten.
    Die Sonne leuchtete schon ein ganzes Stück überm Rand. Männer und Frauen standen auf, starrten sich groß an.
    Nirgends war ein Elf zu sehen.
    Nanny Ogg sagte als erste etwas. Hexen fällt es leichter als anderen Leuten, sich an das zu gewöhnen, was ist. Sie vergeuden weniger Gedanken an Dinge, die sein sollten.
    Sie sah übers Moor. »Die wichtigste Sache ist jetzt, so schnell wie möglich die Steine wieder aufzustellen.«
    »Das ist die zweitwichtigste Sache«, berichtigte Magrat sie.
    Sie wandten sich beide der reglosen Oma Wetterwachs zu. Einige Bienen summten unschlüssig um ihren Kopf herum.
    Nanny Ogg zwinkerte Magrat zu.
    »Gut gemacht, Mädchen. Wußte gar nicht, daß du das Zeug hast, einen solchen Angriff zu überleben. Ich hatte ganz schön die Buchse voll – und fast wäre dies keine Metaffer gewesen.«
    »Ich bin an so was gewöhnt«, erwiderte Magrat dumpf.
    Nanny Ogg zog eine Braue hoch, ging jedoch nicht darauf ein. Statt dessen stieß sie Oma mit dem Stiefel an.
    »Wach auf, Esme. Gut gemacht. Wir haben gewonnen.«
    »Esme?«
    Ridcully ging in die Hocke und griff nach Omas Hand.
    »Die Anstrengung hat sie sicher sehr erschöpft«, plapperte Nanny. »Magrat zu befreien und so…«
    Ridcully sah auf.
    »Sie ist tot«, sagte er.
    Er schob beide Arme unter den Leib, hob ihn hoch und schwankte ein wenig.
    »Oh, sie würde nicht einfach so sterben«, sagte Nanny. Aber sie klang jetzt wie jemand, dessen Mund auf Automatik läuft, weil sich das Gehirn ausgeschaltet hat.
    »Sie atmet nicht, und es läßt sich kein Puls feststellen«, meinte der Zauberer.
    »Wahrscheinlich ruht sie nur aus.«
    »Ja.«
    Bienen kreisten hoch am blauen Himmel.
     
    Ponder Stibbons und der Bibliothekar halfen dabei, die Steine wieder an den richtigen Platz zu stellen. Gelegentlich benutzten sie den Quästor als Hebel – er erlebte gerade wieder die steife Phase.
    Ponder stellte fest, daß es sich um ungewöhnliche Steine handelte. Sie waren hart und sahen aus, als seien sie vor langer Zeit einmal geschmolzen worden.
    Jason Ogg beobachtete, wie Stibbons nachdenklich neben einem der sogenannten Tänzer stand. In der Hand hielt er einen Bindfaden mit einem Nagel dran. Doch der Nagel hing nicht etwa nach unten, sondern zeigte zum Stein und schien ihn unbedingt erreichen zu wollen. Der Bindfaden vibrierte so heftig, daß ein leises Brummen erklang. Ponder starrte wie hypnotisiert darauf hinab.
    Jason zögerte. Er begegnete Zauberern nur sehr selten und wußte nicht recht, wie man sich ihnen gegenüber verhielt.
    »Der Stein zieht den Nagel an«, sagte Ponder. »Aber warum ?«
    Jason schwieg.
    Und er hörte, wie der Zauberer sagte: »Vielleicht gibt es Eisen und… und Eisen, das anderes Eisen liebt. Oder männliches und weibliches Eisen. Oder gewöhnliches und königliches Eisen. Oder gewisses Eisen enthält noch etwas anderes. Vielleicht existiert Eisen, das ein Gewicht in der Welt schafft, und anderes Eisen rollt dann über die gewölbte Gummifläche.«
    Quästor und Bibliothekar kamen näher, und ihre Aufmerksamkeit galt ebenfalls dem zitternden Nagel.
    »Verdammt!« meinte Ponder schließlich und ließ den Bindfaden los. Der Nagel sauste fort, haftete mit einem Plink am Stein fest.
    Der Zauberer wandte sich den anderen zu und zeigte den gequälten Gesichtsausdruck eines Mannes, der die große, surrende Maschine des Universums auseinandernehmen will und dem dafür eine verbogene Büroklammer zur Verfügung steht.
    »Heda, Herr Sonnenschein«, sagte der Quästor. Die frische Luft und das Fehlen von Geschrei stimmten ihn fast fröhlich.
    »Steine!« brachte Ponder hervor. »Warum vergeude ich meine Zeit mit Steinen? Hat man von Steinen jemals etwas erfahren? Wißt ihr, manchmal glaube ich, daß sich dort draußen ein Ozean der Wahrheit erstreckt, und ich sitze am Strand und spiele mit… mit Steinen .«
    Er trat nach dem Felsen.
    »Aber eines Tages finden wir eine Möglichkeit, auf jenem Ozean zu segeln«, fügte er hinzu und seufzte. »Kommt. Wir sollten jetzt besser zum Schloß gehen.«
    Der Bibliothekar sah zu, wie eine Prozession aus müden Leuten durchs Tal zog.
    Er griff nach dem Nagel, zog ihn fort und beobachtete, wie er zum Stein
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