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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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müssen. Doch ihr Körper war unerträglich geschwächt, weil sie für ihren Übertritt viel Blut hatte vergießen müssen. Es klebte noch an ihren Handgelenken, auch wenn ihre Magie die Wunden bereits geschlossen hatte. Ihr Vater hätte, ohne zu zögern, das Leben eines anderen geopfert und hätte sie einen Dummkopf genannt, weil sie ihr eigenes Blut benutzte.
    „Schwach.“ Dieses Urteil hatte er ihr schon mehr als einmal an den Kopf geworfen. „Da nimmt man sich eine schöne Hexe zur Frau und bekommt dafür nichts als ein heulendes Balg mit dem Gesicht einer Vogelscheuche.“
    Als sie spürte, wie die vibrierenden Schritte des Monsters langsam näher kamen, atmete sie tief ein und hörte, wie die Luft in ihrer Kehle rasselte. So sollte es nicht sein. Der Zauber hätte sie im Wald außerhalb seines Reiches absetzen sollen, nicht mitten in seiner Großen Halle, wo nur er allein zwischen ihr und den monströsen Gestalten in seinen Mauern stand. Sie konnte Blicke auf sich spüren, Hunderte Blicke. Und doch gab niemand einen Ton von sich.
    Die Schritte hatten sie fast erreicht.
    Grausamkeit war sie gewohnt, schließlich war sie als Tochter des Blutmagiers aufgewachsen. Doch von diesem Mann, diesem „Monster“, sagte man, er wäre vollkommen herzlos und hätte keine Seele. Seine Burg beinhaltete die Pforte zum Abgrund, den Ort, an den die Diener des Bösen nach ihrem Tod verbannt wurden, um im Reich der Basilisken und Schlangen ewige Qualen zu erleiden. Und er war der Wächter dieses schrecklichen Ortes. Man sagte, dass selbst die Unmenschlichsten unter den Toten zu zittern anfingen, wenn sie sein Antlitz erblicken mussten.
    Doch als er sich neben sie hockte und seine schweren Stiefel in ihr Blickfeld kamen, wusste sie, dass es eine Lüge gewesen sein musste.
    Er war überhaupt nicht hässlich.
    Starke Hände packten sie an den Schultern und zerrten sie grob hoch auf die Knie.
    Und dann starrte sie dem Monster ins Angesicht.
    Von der Sonne gebleichtes Haar, wintergrüne Augen und eine Haut, die noch an diesem dunklen Ort ohne eine Spur von Wärme den goldenen Schimmer des Sommers bewahrte. Er könnte als Modell für den legendären Märchenprinzen herhalten, den sie aus ihren Kinderbüchern kannte. Nur dass der Märchenprinz nie eine Rüstung aus undurchdringlichem Schwarz trug und in seinen Augen keine Albträume lauerten.
    „Wer ist das?“, fragte er leise, viel zu leise.
    Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. Sie versuchte, ihre Zunge zu einer Antwort zu zwingen, aber ihr Körper verweigerte jegliche Zusammenarbeit. Sie war immer noch wie betäubt von dem Sprung aus dem geraubten Königreich ihres Vaters an diesen Ort, die letzte düstere Bastion zwischen den Lebenden und den verkommensten aller Toten.
    „Ein Eindringling.“ Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, eine fast zärtliche Geste – wenn man ignorierte, dass er dabei Panzerstulpen trug, die seine Unterarme bis zu den Händen überzogen wie ein schwarzes Spinnennetz. Seine Knöchel waren mit winzigen Rasierklingen versehen und die Fingerspitzen mit scharfen Krallen besetzt, so schwarz wie seine Rüstung. „Niemand hat es je gewagt, ungeladen in die Schwarze Burg einzudringen …“ Seine grünen Augen flackerten. „Noch nie.“
    Als sie in sein Gesicht sah, erkannte sie darin nur den Wächter. Er erinnert sich nicht, wurde ihr plötzlich klar. Es gab keine Spuren mehr von dem Jungen, der er einst gewesen sein musste.
Keine.
Und das konnte nur eines bedeuten – der Legende nach war es Königin Alvina gewesen, die den letzten verzweifelten Zauber gesprochen hatte, der ihre Kinder aus Elden verbannte, aber Lilianas Vater hatte seitdem immer damit geprahlt, dass es ihm gelungen war, die Magie der Königin mit seiner eigenen zu durchkreuzen.
    Nur Liliana allein wusste, was der Blutmagier ihr einst in einem Anfall von Wut verraten hatte: Er glaubte, versagt zu haben. Vielleicht hatte er das bei den drei ältesten Kindern, aber nicht beim Jüngsten … nicht bei Micah. Der Blutzauber ihres Vaters hatte ihn fest im Griff gehabt, während das Kind zum Mann herangewachsen war – zum gefürchteten Lord der Schwarzen Burg.
    Oh, das würde ihrem Vater gefallen. So sehr gefallen. Denn wenn er einen Zauber aussprach, gelang es den Verzauberten nur selten, falls überhaupt, den Schleier zu durchbrechen und sich selbst wiederzufinden. Lilianas Mutter war das nie gelungen – sie streifte bis zum heutigen Tag wie ein Geist durch die Gänge der Burg, eine
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