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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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Brot zurück in den Behälter und verschloss ihn. Dann stellte sie ihn neben den Wassereimer und legte sich aufs Stroh. Für einen Kerker ist es gar nicht so schlecht, dachte sie benommen, als ihr Körper begann, sich zu entspannen. Das Monster brauchte dringend von ihrem Vater ein paar Lektionen, wie man aus seinem Kerker ein dreckiges Loch voller Schreie und Verzweiflung machte.
    Der Traum fing immer gleich an.
    „Nein, Bitty. Nicht so.“ Sie war noch klein, vielleicht fünf, kniete auf dem Boden und ermahnte mit erhobenem Zeigefinger ein langhaariges weißes Kaninchen, das ihr bester Freund war. „Du musst ihn holen.“
    Da Bitty viel lieber fraß und sich sonnte, zuckte er nur, wenn sie ihm den Ball zuwarf. Seufzend stand sie auf und holte den Ball selbst, aber sie war nicht wirklich verärgert. Bitty war ein gutes Haustier. Sie durfte ihm die langen seidigen Ohren streicheln, soviel sie wollte, und manchmal raffte er sich sogar dazu auf, ihr durchs Zimmer zu folgen.
    „Komm schon, Faulpelz“, sagte sie und zog ihn sich auf den Schoß. „Uff, bist du schwer. Kein Salat mehr für dich.“
    Unter ihren Händen spürte sie seinen raschen Herzschlag und seinen warmen flauschigen Körper. Sie rappelte sich mit dem schweren Gewicht im Arm auf. „Gehen wir in den Garten. Wenn du ganz brav bist, stehle ich dir ein paar Erdbeeren.“
    An dieser Stelle öffnete sich die Tür.
    Und der Traum veränderte sich.
    Der Mann im Türrahmen, mit schwarzem Haar, das er streng aus der Stirn gekämmt hatte, mit kalten schiefergrauen Augen und leichendürrem Körper, war ihr Vater. Einen Augenblick lang erstarrte sie und befürchtete, er hätte das mit den Erdbeeren gehört, doch dann lächelte er, und ihre Angst wurde ein wenig kleiner. Nur ein wenig. Denn selbst mit ihren fünf Jahren wusste sie, dass es nie etwas Gutes bedeutete, wenn er sie aufsuchte. „Vater?“
    Er schlenderte in ihr Zimmer und hielt den Blick auf Bitty gerichtet. „Du hast dich gut um ihn gekümmert.“
    Sie nickte. „Ich habe ihn richtig gut umsorgt.“ Bitty war das einzig Nette, was ihr Vater je für sie getan hatte.
    „Das sehe ich.“ Er lächelte wieder, aber diese Augen … Sie waren auf eine Art falsch, die ihr im Bauch wehtat. „Komm mit mir, Liliana. Nein“, sagte er, als sie Bitty auf den Boden setzen wollte, „nimm dein Haustier mit. Ich brauche ihn.“
    Die Worte machten ihr Angst, aber sie war erst fünf. Bitty eng an ihre Brust gepresst, stolperte sie ihrem Vater nach, und dann hinauf … hinauf … immer weiter hinauf.
    „Wie gedankenlos von mir“, sagte er, als sie auf halber Strecke waren. „Die ganzen Stufen müssen schwierig für dich sein. Lass mich das Tier nehmen.“
    Liliana war sich sicher, dass das Kaninchen zuckte, und hielt es fester. „Nein, es geht schon“, sagte sie und versuchte, nicht zu schnaufen.
    Aus Augen wie schmutziges Eis starrte ihr Vater sie einen langen Augenblick an, ehe er sich umdrehte und weiter die enge Wendeltreppe hinaufstieg, die in das Turmzimmer führte. Das Magiezimmer. Wo sie niemals, auf keinen Fall, hindurfte.
    Heute jedoch öffnete er die Tür und sagte: „Es wird Zeit, dass du lernst, woher du kommst.“
    Sie konnte nirgendwo anders hin, er würde sie überall finden. Also betrat sie diesen Raum voller seltsamer Düfte und Bücher. Er war nicht so düster, wie sie befürchtet hatte, und nirgends war Blut. Vor Erleichterung lächelte sie hoffnungsvoll. Alle sagten immer, dass ihr Vater ein Blutmagier war, aber hier war kein Blut, also mussten sie sich irren.
    Sie sah auf und begegnete seinem Blick, als er sich über sie beugte, um ihr Bitty aus den widerstrebenden Armen zu nehmen. Ihr Lächeln verblasste, und sie schmeckte den metallischen Geschmack der Angst auf ihrer Zunge.
    „So ein gesundes Tier“, murmelte er und trug den Hasen zu einer Art Vogelbad aus Stein, das in die Mitte des runden Zimmers eingelassen war. Er ergriff Bitty bei den seidigen Ohren.
    „Nein!“, protestierte Liliana, als Bitty vor Angst quietschte. „Das tut ihm weh.“
    „Nicht lange.“ Und dann zog ihr Vater ein langes scharfes Messer aus seinem Mantel.
    Bittys Blut färbte das Silber der Klinge dunkelrot, ehe es hinab in die flache Schüssel floss, die kein Vogelbad war.
    „Komm her, Liliana.“
    Sie schüttelte den Kopf, schluchzte und wich zurück.
    „Komm her“, sagte er wieder, im gleichen ruhigen Tonfall.
    Ihre Füße bewegten sich trotz ihrer Angst und gegen ihren Willen vorwärts, bis ihr
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