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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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bestrafen. Sie wusste nur zu gut, was für einen Käfig diese Art Angst schaffen konnte, also schwieg sie und sparte sich ihre Kraft.
    Und das war gut so, denn Bards große langsame Schritte trugen sie schon bald in einen dunklen Gang mit bröckelnden Mauern. Das einzige Licht kam von einer flackernden Fackel. Dann entdeckte sie die Treppe. Der Abstieg den bedrohlichen Schlund der Burg hinab war so schmal und eng, dass Bard mehrmals mit dem Kopf an der Decke entlangschleifte und seine Schultern kaum hindurchpassten. Sie spürte, wie auch ihre Füße die Steine streiften, aber Bard drückte sie einfach noch enger an sich, sodass sie sich nicht verletzen konnte.
    Nicht um ihretwillen, da machte sie sich nichts vor. Nein, er wollte sich einfach nur nicht rechtfertigen müssen, falls die Gefangene auf eine Art Schaden nahm, die nicht vom Lord der Dunklen Burg befohlen worden war.
    Die Treppe schien sich unendlich lang hinabzuwinden, bis Liliana sich fragte, ob man sie vielleicht in die Eingeweide des Abgrundes selbst trug. Doch der Kerker, in den man sie schließlich brachte, war auf grausame Weise echt und von dieser Welt. Der Gang war von einer Fackel beleuchtet, die gerade genug Licht spendete, um erkennen zu können, dass jede Zelle ein schwarzer Block war – die einzige Öffnung ein kleines vergittertes Fenster. Sie lauschte, hörte aber nur Stille. Entweder gab es keine anderen Gefangenen … oder sie waren schon lange tot.
    Bard öffnete die Tür der ersten Zelle und legte sie auf ein Lager aus Stroh in der Ecke. Er sah ihr in die Augen, und sie atmete scharf ein. Seine großen Augen voller Traurigkeit schienen eher zu einem Gelehrten oder einem Arzt zu passen, und in ihnen schimmerte Mitleid. Aber er schüttelte nur den Kopf, als sie den Mund öffnete.
    Sie konnte keine Gnade von ihm erwarten, nicht an diesem Ort.
    Bevor er die Zelle verließ, grunzte er und rüttelte an einem Gegenstand in der gegenüberliegenden Ecke. Dann knallte er die Tür zu und ließ sie in so tiefer Dunkelheit allein, dass sie ihr vollkommen schien. Doch da flackerte ein trüber Lichtschein von der Fackel auf dem Gang hinein, gerade genug, um sich in der Zelle zu bewegen.
    Sie nahm all ihre Kraft zusammen und kroch in die andere Ecke. Das, womit Bard gerasselt hatte, hatte wie ein Metalleimer geklungen. Es schien ihr Stunden zu dauern, bis ihre Hände dagegenstießen, und sie tastete sich vorsichtig an den Seiten hinauf, bis sie die Finger hineintauchen konnte.
    Wasser.
    Ihre Kehle fühlte sich auf einmal an, als wäre sie mit Glasscherben ausgekleidet. Allein der Durst gab ihr die Kraft, sich auf die Knie zu erheben, mit ihren Händen eine Schale zu formen und zu trinken. Das Wasser war kühl und frisch und süß. Kleine Tropfen perlten ihre Handgelenke hinab. Die Versuchung, gierig so viel wie möglich auf einmal zu schlürfen, war groß. Aber sie gestattete sich nur einige Mundvoll, weil sie wusste, dass ihr leerer Magen rebellieren würde, wenn sie zu viel trank.
    Ihre Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt, und sie entdeckte neben dem Schlaflager einen Behälter aus Stahl. Darin fand sie einen kleinen Laib Brot. Der Hunger grollte in ihrem Magen wie ein wildes Tier, nachdem sie tagelang nichts gegessen hatte, also riss sie ein Stück ab und kaute daran. Das Brot war nicht schimmelig oder altbacken, aber es war klumpig und hart – als wäre es der Auftrag des Bäckers gewesen, es so ungenießbar wie möglich zu machen.
    Rechts von ihr raschelte etwas, und sie hörte kleine Pfoten über den Stein kratzen.
    Sie drehte sich nach dem Geräusch um und entdeckte zwei glänzende Augen in der Dunkelheit. Der Anblick flößte manchen Frauen Furcht ein, wie Liliana wusste, aber sie hatte sich diese Kreaturen schon in der Burg ihres Vaters zu Freunden gemacht. Trotzdem betrachtete sie ihren Mitbewohner kritisch. Es war ein kleines zitterndes Ding, so mager, dass sich die Knochen durch die Haut abzeichneten. Kaum eine Bedrohung. Sie riss ein kleines Stück Brot ab und streckte es dem Wesen hin. „Komm, kleiner Freund.“
    Die Maus erstarrte.
    Liliana hielt das Brot weiter ausgestreckt und konnte fast sehen, wie die kleine Kreatur hin-und hergerissen war zwischen Hunger und Fluchtinstinkt. Hunger gewann, und die Maus schoss hervor, um ihr das Brot aus der Hand zu schnappen. Einen Augenblick später war sie schon verschwunden. Aber wenn ihr Bauch sie zwingt, dachte Liliana, wird sie schon wiederkommen.
    Sie legte das restliche
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