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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night
Autoren: Ed McBain
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auch immer so ein Ding hieß, und klappte es auf, als er zum Altar watschelte. Sonnenlicht fing sich auf funkelndem Gold und emailliertem Blau und schickte Sprenkel aus reflektiertem Licht in die widerhallende Stille der Kirche aus.
    »Detective Oliver Weeks«, sagte der Mann. »Ich habe hier ein paar Haare, die ich vergleichen müßte. Befinden sich unter Ihren Sängerknaben vielleicht ein paar Footballspieler?«
     
    Georgie erwartete sie um 18 Uhr 30. Sie hatten verabredet, daß sie zu Hause vorbeifahren würde, um sich umzuziehen, und dann auf einen Drink zu ihm kam, bevor sie essen gingen. Deshalb war er noch schnell in den Schnapsladen unten gegangen, um eine Flasche Canadian Club zu kaufen, sie trank gern Canadian Club und Ginger Ale, das hatte sie ihm am Telefon gesagt. Er war gerade mal fünfzehn Minuten weg. Als er in die Wohnung zurückkam, klingelte das Telefon. Er stellte die braune Tüte mit dem Whisky darin auf die Durchreiche zwischen Küche und Wohnzimmer, zerrte das Wandtelefon von der Gabel und sagte: »Hallo?«
    Es war schon wieder Tony.
    »Weißt du schon, wann du kommst?« fragte er.
    »Irgendwann nach dem Abendessen«, sagte Georgie. »Aber es könnte etwas später werden.«
    » Wie spät denn?«
    »Vielleicht elf, zwölf Uhr.«
    »Warum so spät?«
    »Tja.«
    »Wer ist es?«
    »Tja…«
    »Wer?«
    »Ich erzähl’s dir später. Ich muß mich ranhalten, Tony. Sie wird jeden Augenblick hier sein.«
    »Bring mir auch von der Kleinen die Hälfte mit«, sagte Tony.
    Lächelnd legte Georgie auf und sah auf die Uhr. Zwanzig nach. Zeit genug, sich das Geld noch mal anzusehen.
    Es versetzte ihn immer wieder in Begeisterung, sich das viele Geld anzusehen. Noch immer lächelnd ging er ins Schlafzimmer.
    Das Fenster stand offen.
    Das Lächeln verblich von seinem Gesicht.
    Die Schubladen waren aus den Kommoden gezogen worden, und seine Hemden und Socken und Pullis und die Unterwäsche waren auf dem ganzen Boden und dem Bett verstreut. Auch die Schranktür stand offen. Jacken und Anzüge waren von den Bügeln gerissen und einfach auf den Boden geworfen worden.
    Auf dem Boden lag auch ein offener Schuhkarton.
    Neben dem Karton lagen zwei schwarze Lederschuhe auf dem Boden.
    Beide Schuhe waren leer.
    Und das alles, während ich gerade mal eine viertel Stunde lang weg war, dachte er. Diese Stadt.
     
    Carella wachte an diesem Abend um Viertel vor sieben auf. Im Haus war alles still. Er zog Jeans und ein T-Shirt an und machte sich auf Socken auf die Suche nach seiner Familie. Er fand keine Menschenseele.
    »Fanny?« rief er.
    Keine Antwort.
    »Dad?«
    Das war Mark, der aus seinem Zimmer rief. Er saß im Bett und las, als Carella hereinkam.
    »Hi, Dad«, sagte er. »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja. Wie geht es dir?«
    »Viel besser.«
    »Laß mal sehen«, sagte Carella, setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf Marks Stirn. »Wo sind die anderen?« fragte er.
    »Fanny hat April zum Ballettunterricht gefahren, und Mom ist Shopping.«
    »Shopping oder einkaufen?«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Etwa fünfhundert Dollar.«
    »Wie kannst du so meine Temperatur messen?« fragte Mark.
    »Deine Stirn fühlt sich zuerst immer heiß an. Wenn sie sich auch nach einer Weile noch heiß anfühlt, hast du Fieber.«
    »Das kapier ich nicht.«
    »Vertrau mir.«
    »Und wie hoch ist meine Temperatur?«
    »Siebenunddreißig Grad. Warte«, sagte er und sah seine Handfläche an. »Siebenunddreißig Komma zwei«, berichtigte er sich. »Wie dem auch sei, morgen kannst du wieder in die Schule gehen.«
    »Gut. Bist du als Kind auch so gern in die Schule gegangen?«
    »Wahnsinnig gern«, sagte Carella.
    »Ich auch.«
    »Wie ist das Buch?«
    »Beschissen.«
    »Warum liest du es dann?«
    »Es ist das beste, das Mom im Supermarkt finden konnte.«
    »Das spricht ja für unsere Kultur.«
    Er zerzauste Marks Haar, gab ihm einen Kuß auf die Wange und ging gerade ins Wohnzimmer, als Fanny durch die Haustür hereinkam.
    »Seht mal, wer schon auf ist«, sagte sie. »Putz dir die Füße ab, April.«
    April schlurfte mit den Schuhen über die Fußmatte, legte die schwarze Reisetasche mit dem Namen und Logo der Ballettschule darauf und setzte sich auf die Bank neben der Tür, um ihre Stiefel auszuziehen.
    »Wie geht es Mark?« fragte sie.
    »Besser.«
    »Gut«, sagte sie.
    »Ich fange lieber mal mit dem Abendessen an«, sagte Fanny und ging in die Küche.
    Carella beobachtete seine Tochter, wie sie mit gesenktem Kopf da saß und mit
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