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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night
Autoren: Ed McBain
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Eishockey-Spiele verbieten. In Wirklichkeit störten die Amerikaner sich nur an Sex. Es war schon okay, in all diesen Vor- und Nachmittagssendungen in der Flimmerkiste darüber zu quatschen, aber wenn man zeigte, wie zwei Leute es wirklich taten, Mann, dann war es plötzlich ganz still im Haus, und alle rannten sofort los, um die kleinen Kinderchen zu schützen, die im Zimmer nebenan Crack rauchten. Sex war das große amerikanische Problem, ein Vermächtnis der verdammten Puritaner, die von England rübergekommen waren. Da er gerade davon sprach, er hatte seit anderthalb Wochen keinen mehr gehabt - Sex, keinen Puritaner - und schleppte statt dessen seinen Arsch durch das halbe Universum, um drei Footballspieler zu finden, die vielleicht ein bißchen Sex und Gewalt außerhalb des Spielfelds gehabt hatten und deren Haare vielleicht genau zu denen paßte, die er bereits hatte.
    Um Viertel nach eins war er wieder im Dienstraum.
    Er nahm sich wieder die Computerliste vor.
    Klemmte sich wieder ans Telefon.
    Um Viertel nach zwei an diesem Nachmittag fuhr er aus der Stadt zu einer Schule namens Pierce Academy, deren Farben Blau und Weiß waren und deren Footballspieler Parkas mit Kapuzen und einem weißen Buchstaben P und einem weißen Football-Logo auf dem Rücken trugen.
     
    Um halb drei an diesem Nachmittag schlug Georgie den Namen Karen Todd im Telefonbuch von Isola nach und fand einen Eintrag unter K. Todd in der 1217 Lincoln Street. Er wählte die Nummer, und ihr Anrufbeantworter verriet ihm, daß man sie auf der Arbeit erreichen konnte, und nannte ihm die Nummer des St. Mary’s Hospital.
    Er hatte nicht gewußt, daß sie Krankenschwester war, falls sie überhaupt eine war.
    Das regte nur seinen Appetit an.
    Er wählte die Nummer und wurde mit einer Frau verbunden, die »Registratur!« sagte, was augenblicklich die Träume eines kleinen Jungen zerstörte.
    »Karen Todd, bitte«, sagte er.
    Als sie an den Apparat kam, sagte er ihr, wer er war und daß er heute morgen bei ihr gewesen war, vielleicht erinnerte sie sich ja daran, der große, gutaussehende Bursche, das sagte er tatsächlich, schwarzes Haar und braune Augen…
    »Ich war mit einer blonden Frau und einem anderen Mann bei Ihnen.«
    »Oh, ja«, sagte sie, »natürlich. Svetlanas Enkelin, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte er.
    »Klar erinnere ich mich an Sie«, sagte sie. »Haben Sie den Mann gefunden, der ihr den Fisch gebracht hat?«
    »Allerdings«, sagte er. »Die Polizei hat ihn jetzt. Er hat sie wohl umgebracht. Jedenfalls habe ich mir das so zusammengereimt.«
    »Ehrlich? Wow.«
    »Ja«, sagte er. »Ach, Karen«, sagte er, »hätten Sie vielleicht Lust, heute abend mit mir essen zu gehen?«
    »Klar, warum nicht?« sagte sie.
     
    Richard der Erste stand in der hinteren Reihe des Chors und konnte über die Köpfe der beiden anderen Richards und aller anderen Sänger hinwegsehen. Wie ein wahrer Monarch, der seine herrschaftlichen Ländereien inspizierte, schaute er den Mittelgang der Kirche entlang und über den Kreuzarm hinaus zu den riesigen Eichentüren des Eingangs. Das Sonnenlicht des Spätnachmittags fiel durch die gefärbten Bleiglasfenster auf beiden Seiten des gewaltigen Gewölbes und erhellte es, als fände gerade ein religiöses Wunder statt. Professor Eaton, der Chorleiter, hatte ihnen gerade nachdrücklich klargemacht, wie dürftig er ihr Loblied beim letzten Mal gefunden hatte. Sie warteten nun auf sein Handzeichen, um mit der dritten Strophe noch einmal von vorn zu beginnen.
    Hand und Kopf senkten sich präzise in ein und demselben Augenblick.
    »Wohl, wohl dem Mann,
    der in der Welt dich, Herr,
    für seine Stärke hält,
    von Herzen deinen Weg erwählet!«
    Die mittlere Eingangstür wurde geöffnet.
    Ein sehr dicker Mann trat in den Narthex und sah zum Seitenschiff hinauf.
    »Geht hier sein Pfad durchs Tränental,
    er findet auch in Not und Qual,
    daß Trost und Kraft ihm nimmer…«
    »Professor Eaton?«
    Der Dickwanst.
    Er rief aus dem hinteren Teil der Kirche.
    »Moment mal, Moment mal!« sagte Eaton und drehte sich mit offensichtlicher Verärgerung zu dem Fettsack hinüber, der nun den Gang entlangkam. Ein leichter Trenchcoat öffnete sich über seinem Bierbauch. Unter dem Mantel sah Richard eine ebenfalls nicht zugeknöpfte Sportjacke mit Schottenmuster und eine sehr grelle Krawatte. Nun griff der Mann in die Gesäßtasche seiner Hosen.
    »Was gibt es?« fragte Eaton.
    Der Mann hielt ein kleines Lederetui hoch, eine Uhrtasche, oder wie
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