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London

London

Titel: London
Autoren: Edward Rutherfurd
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gestohlene Gold gefunden, das römische Soldaten vor nahezu siebzehnhundert Jahren zurückgelassen hatten.
    »Was machen Sie da?« Der Besitzer der Taschenlampe war ein großer Mann, der den Stahlhelm eines Luftschutzwarts trug und eine große Nase hatte. »Sie plündern! Das ist gegen das Gesetz«, sagte Neville Silversleeves.
    »Nein, das ist ein Schatz, den ich berge. Ich bin dazu berechtigt«, konterte Charlie.
    »Das Gebäude hier war Eigentum der Kirche. Sie sind zu gar nichts berechtigt. Kommen Sie sofort da heraus!«
    »Wenn Sie mich fragen, geht jetzt wieder so ein verdammter Angriff los, und Sie sollten machen, daß Sie wegkommen!« Denn plötzlich kam von überallher der Lärm von Flakgeschützen, während über ihnen das Donnern herannahender Bomber zu hören war.
    Charlie hatte nicht die Absicht, sich sein Gold nehmen zu lassen, und Silversleeves schien ebenso entschlossen zu sein, sicherzustellen, daß der Feuerwehrmann sich nicht damit aus dem Staub machte. Die Bombe schlug etwa hundert Meter hinter Silversleeves auf. Die Explosion war so gewaltig, daß Charlie fast zwanzig Sekunden lang überhaupt nichts erkennen konnte; dann stellte er fest, daß Silversleeves auf halber Höhe des Kraters lag, gegenüber der Stelle, wo er zuvor gestanden hatte. Charlie griff wieder nach den Münzen und begann, sie in seine Stiefel zu stopfen. Er hatte gerade die vierte Handvoll, als ihm klar wurde, daß er sterben würde.
    Sprengstoffbomben produzierten kurz vor dem Aufprall ein pfeifendes Heulen. Charlie war mittlerweile fast ein Experte dafür, wo sie einschlagen würden, und als er das hohe Geräusch hörte, wußte er sofort, daß diese direkt auf ihn zukam. Verzweifelt machte er einen Satz hin zum Kraterrand. Behindert durch seine vom Gold schweren Stiefel fing er wie wahnsinnig an, nach oben zu krabbeln. Die Bombe schlug genau an der Stelle auf, wo er vor zwei Sekunden noch gestanden hatte. Charlie kletterte weiter, bis er oben war; die Bombe war noch nicht explodiert.
    Zitternd saß Charlie am Kraterrand. Die achthundert Pfund schwere Bombe lag halb begraben in der Grube, wo das Gold war. Silversleeves lag immer noch bewußtlos da. Blindgänger waren nichts Ungewöhnliches, aber sie konnten jederzeit losgehen; Charlie stand langsam auf und fragte sich, was er tun sollte. Vermutlich sollte er Hilfe holen, damit man Silversleeves herausziehen konnte, aber da war natürlich auch das Gold. War es jetzt ganz unter der Bombe begraben, oder konnte er möglicherweise noch etwas herausholen? Wenn ich soviel Glück gehabt habe, daß mich die Messerschmitt letzte Nacht und die Bombe hier nicht erwischt haben, dachte er, wird's schon gutgehen. Er glitt wieder den Krater hinunter.
    Einige andere Gebäude mußten in Brand gesetzt worden sein, weil hinter ihm plötzlich eine Flammenwand zum Himmel schoß. In ihrem Licht sah er eine Goldmünze neben der Bombe, sonst nichts. Ich weiß, was das ist, dachte er. Gott hat mein Leben verschont, mich aber auch vor der Versuchung bewahrt. Gerade als ich geglaubt habe, jetzt bin ich reich, geht Er her und begräbt alles unter achthundert Pfund Sprengstoff. Er wollte nach der einen Goldmünze greifen, als ein Brüllen von hinten ihn herumfahren ließ.
    Am Rand des Kraters stand die mächtige Gestalt Admiral Barnikels mit dem feuerroten Bart und starrte in die Grube.
    Mein Gott, dachte Charlie, er hat mich erwischt.
    Aber Admiral Barnikel wußte nichts von Charlie und seinem Römergold. Als sein Auto an St. Paul's vorbeikam, hatte er nur gesehen, wie Silversleeves in den Bombentrichter geschleudert wurde, und nun meinte er, dieser mutige Feuerwehrmann klettere hinunter zu einer nicht explodierten Bombe, um den Luftschutzwart herauszuholen. »Gut gemacht, Mann!« donnerte er. »Bei Gott, Sie verdienen einen Orden! Halten Sie ihn fest. Ich komme!« Barnikel kletterte selbst in den Krater. Charlie nahm Silversleeves' lange Beine, Barnikel seine Arme, und so schleppten sie den Bewußtlosen hinauf zur Straße, wo der Admiral einen vorbeikommenden Krankenwagen anhielt und die beiden Frauen anwies, den Luftschutzwart ins St. Bartholomew's Hospital zu bringen. Einen Augenblick später war Helen mit Silversleeves unterwegs.
    Der Admiral nahm Charlie mit zu seinem Auto. »Ich glaube, wir sollten uns auch davonmachen«, meinte er. »Man weiß nie, wann eins von diesen verfluchten Dingern losgeht.« Dreißig Sekunden später explodierte die Bombe.
    Als der erschöpfte Percy am nächsten Morgen um
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