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London

London

Titel: London
Autoren: Edward Rutherfurd
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unter der Oberfläche, aber ein klein wenig von all diesem menschlichen Leben bleibt übrig. Eine Fliese aus der Römerzeit, eine Münze, eine Tonpfeife aus Shakespeares Tagen. Wenn wir eine Ausgrabung machen, finden wir diese Kleinigkeiten und können sie ausstellen. Aber ihr dürft euch diese Dinge nicht nur als Gegenstände vorstellen. Die Münze oder die Pfeife haben einem Menschen gehört, der ebenso wie wir gelebt und geliebt und über den Fluß und hinauf zum Himmel geschaut hat. Wenn wir hinuntergraben in die Erde und all das finden, was jene Männer und Frauen zurückgelassen haben, versuche ich daran zu denken, daß alles, was ich sehe und anfasse, eine endlos komprimierte Schicht von Leben ist. Und manchmal bei unserer Arbeit hier habe ich das Gefühl, daß wir in diese Schicht komprimierter Zeit eingedrungen sind und dieses Leben, vielleicht nur einen Tag mit seinem Morgen und Abend, dem blauen Himmel und dem Horizont erschlossen haben. Wir haben ein einziges dieser Millionen und Abermillionen Fenster aufgestoßen, die im Boden verborgen sind.«
    Sarah lächelte. Und als sie so im Graben stand, vielleicht an der Stelle, an der einst Julius Cäsar gestanden hatte, streckte sie die Hand aus und berührte den Boden.

NACHWORT
    DIESES BUCH IST vor allem ein Roman. Alle Familien, deren Schicksale hier geschildert wurden, von den Duckets bis zur Familie Penny, sind, ebenso wie ihre Beiträge zu den in diesem Buch erwähnten historischen Ereignissen, frei erfunden.
    Ich habe die Geschichte dieser fiktiven Familien durch die Jahrhunderte hindurch verfolgt und versucht, sie im Umfeld von Leuten oder Ereignissen anzusiedeln, die entweder real waren oder es hätten sein können.
    Manchmal mußte ich historische Details »erfinden«. So werden wir wahrscheinlich nie wissen, wo genau Julius Cäsar die Themse überquert hat; dem Autor erschien der Ort, an dem heute Westminster steht, am plausibelsten.
    Ein ähnlicher Fall: Obwohl wir die politischen Umstände ziemlich gut kennen, unter denen im Jahre 604 Bischof Mellitus St. Paul's gründete, war ich so frei, eigene Überlegungen zur damaligen Situation im sächsischen Lundenwic anzustellen.
    1830 dann, also sehr viel später, habe ich einen St.-PancrasWahlbezirk für meine Figuren erfunden, in dem sie für die in jenem Jahr stattfindende Wahl kandidieren konnten.
    Doch im allgemeinen gibt es – nicht nur, was die Geschichte Londons, sondern auch, was die Lebensläufe zahlloser Bürger betrifft – eine Fülle an Informationen, so daß der Autor genügend Details zur Verfügung hatte und nur gelegentlich zur Unterstützung des Erzählflusses kleinere Veränderungen an komplexen Ereignissen vornehmen mußte.
    Die wichtigsten Gebäude und Kirchen in London wurden fast durchgängig unter ihrem tatsächlichen Namen erwähnt. Auch viele Straßen haben ihre Namen seit der Zeit der Sachsen beibehalten. Eine Namensänderung wurde entweder im Verlauf der Geschichte erklärt, oder der Ort wurde – falls eine Erklärung nur verwirrt hätte – unter dem heute bekanntesten Namen aufgeführt.
    Folgende Angaben sind rein fiktiver Natur: Der Handelsplatz von Cerdic dem Sachsen ist an der Stelle angesiedelt, an der heute das Savoy-Hotel steht. Das Haus unter dem Hauszeichen des Bullen unterhalb von St. Mary-le-Bow mag an bzw. bei der heutigen »Williamson's Tavern« gestanden haben; die Kirche St. Lawrence-Silversleeves in der Nähe der Watling Street könnte eine der vielen kleinen Kirchen dieser Gegend sein, die nach dem Großen Feuer verschwunden sind; das »Dog's Head« könnte eines der vielen Bordelle sein, die es an der Bankside gab.
    Ich habe mir herausgenommen, in jener Epoche, als der Platz lediglich eine römische Straßenkreuzung war, einen Torbogen an der Stelle des heutigen Marble Arch errichten zu lassen. Möglicherweise stand seinerzeit dort ja tatsächlich ein Torbogen, wenn auch seine Reste erst noch gefunden werden müssen.
    Was die fiktiven Familien in diesem Roman betrifft: Dogget und Ducket sind Namen, auf die man in Londons Geschichte häufig stößt. Reale Personen mit diesen Namen – vor allem der berühmte Dogget, der Dogget's Coat and Badge Race auf der Themse ins Leben rief – werden gelegentlich im Text erwähnt, dann jedoch klar von den fiktiven Familien unterschieden. Die Ableitungen fiktiver Familiennamen aus vererbten körperlichen Merkmalen sind natürlich ausschließlich für diesen Roman erfunden worden.
    Der Name Bull kommt in England oft vor;
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