Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Hades

London Hades

Titel: London Hades
Autoren: Stefanie Dettmers
Vom Netzwerk:
jemanden an der T ü r wahrgenommen. Und tats ä chlich schien Collin dort nur gewartet zu haben, um einen gro ß en Auftritt hinzulegen. Es war ihm anzusehen, dass dieser nicht ganz so wie erw ü nscht ausfiel, als er zu ihnen hereinspazierte.
    » Was dachtet ihr, wie lange ihr mich da drau ß en stehen lassen k ö nntet? « , fuhr er Henry und Nathan an.
    Frances war wirklich erstaunt. Sie hatte Collin seit jenem Abend in Covent Garden nicht mehr gesehen. » Ihr habt ihn mitgebracht? «
    » Es sollte eine Ü berraschung sein. Wir haben uns zuf ä llig getroffen. « Collin setzte sich neben Henry auf die Bank.
    » Ach? Hat Constable Emerson dich verhaftet? «
    Der Junge lachte. » Mich? Niemals! Und au ß erdem bekommt man ihn kaum noch zu Gesicht, so besch ä ftigt ist er, seit er bei Fieldings Bow Street Runners mitl ä uft. «
    » Nennt man so die neue Wachtruppe? « Matthew nickte Nathan anerkennend zu und lockte damit so etwas wie Stolz auf dessen Gesicht.
    » Ja « , sagte der. » Magistrat Fielding hat dem Parlament eine Untersuchung ü ber die starke Zunahme des Verbrechens vorgelegt und nicht nur eine Neuauflage der Strafgesetze gefordert, sondern auch, dass die Runner zu einer festen Instanz werden. Eine bezahlte Ordnungsmacht mit v ö llig neuen Befugnissen. «
    Henry schob seinen Weinbecher von sich weg, ohne davon auch nur einen Schluck getrunken zu haben. Er l ä chelte m ü de. » Seinem Onkel William hat es zun ä chst gar nicht gefallen, dass er jetzt weiterhin Constable bleiben kann und sogar wie ein Mensch daf ü r entlohnt wird. «
    Collin machte Anstalten, sich Henrys Becher zu bem ä chtigen, aber Frances schnappte ihn dem Jungen vor der Nase weg. » Ja, ja « , maulte er. » Und wann kommen wir endlich zum wesentlichen Teil? «
    Frances sah, dass Henry das Gesicht verzog, aber die Verbindung zu dem, was Collin gesagt hatte, wurde ihr nicht ganz klar. Der Junge funkelte sie aufmerksamkeitsheischend an, also fragte sie ihn: » Wie gehen denn so die Gesch ä fte, Collin? «
    Er stie ß prustend Luft aus. » Na, meine laufen gro ß artig. « Gro ß spurig zog er eine Taschenuhr aus dem Bund seiner abgewetzten Kniehose. Frances war sicher, dass sie gestohlen war. » Aber Ross ’ Gesch ä ft l ä uft seit gut zwei Stunden so gar nicht mehr. «
    » Wieso? « , fragte sie, fing Henrys Blick auf, und da wurde ihr alles klar: seine seltsame Laune, sein bleiches Gesicht. Er h ä tte gar nicht hinzuf ü gen m ü ssen: » Heute war Hinrichtungstag. «
    Sie lehnte sich an Matthews Schulter, um festen Halt zu finden. » Heute? «
    » Du hast es verpasst! Lord Daemian ist mausetot! « , postulierte Collin. » Frag mich, ob der Mob was von ihm ü brig gelassen hat. «
    Henry knurrte. » Nicht genug, das ein Begr ä bnis rechtfertigen w ü rde. Er hat es nicht einmal bis zum Galgen geschafft, da hat ihm ein Stein den Sch ä del eingeschlagen. «
    » Aye « , rief Collin begeistert, » aber Haggerty war nicht ganz so gl ü cklich, auf der Fahrt das Bewusstsein zu verlieren. Und Ross hat es p ü nktlich genug wiedererlangt, um dem Henker einen tiefen Blick in die Augen werfen zu k ö nnen. «
    Frances war fassungslos. » Warum hast du mir nicht geschrieben, dass es heute ist? « , wollte sie von Henry wissen.
    » Vielleicht weil er nicht wollte, dass es dir jetzt ä hnlich geht wie ihm? « , meinte Matthew sanft.
    Henry blinzelte zu ihr hin. » H ä ttest du es sehen wollen? «
    » Du hast es offenbar sehen wollen! Warum seid ihr hingegangen? «
    Henrys Stimme wurde noch leiser. » Weil ich sicher gehen wollte, dass er stirbt. « Nathan trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. » Immerhin hat es fast so lange gedauert wie bei Wilby. Es war ekelhaft. Die letzte Hinrichtung, die ich mir angesehen habe. «
    Nur Collin gelang es, die gedr ü ckte Stimmung, die in den Raum kroch und sich ihrer aller bem ä chtigte, g ä nzlich zu ignorieren. » Meine auch! « , rief er. » Wenn ihr mich fragt, ich habe schon dramatischere Sterbereden geh ö rt. «
    Matthew lehnte sich vor. » Was hat er gesagt? « , wollte er wissen, zog sich ein Blatt Papier und seine Feder heran.
    Collin grinste breit. Er machte Ross ’ Stimme perfekt nach: » Das ist Blasphemie! «
    Selbst auf Henrys Lippen erschien die Andeutung eines L ä chelns. » Nicht genug, um es als Flugschrift zu ver ö ffentlichen, hm? «
    » Und trotzdem bin ich mir sicher, dass du es tun wirst « , meinte Nathan.
    Henry erhob sich und zwinkerte ihm zu.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher