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London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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weiß nicht, wer hier draußen arbeitet. So einen guten Job lasse ich mir doch nicht entgehen.«
    Jordan seufzte und sagte:
    »Sie wurden bereits ersetzt, Mr. Lee. Ich muss Sie bitten, das Grundstück zu verlassen.«
    Lee lachte und sagte:
    »Machen Sie schon, Jordan ... bringen Sie mir einen Tee, zwei Stück Zucker. Ich kümmere mich um den Penner hier.«
    Dann bewegte er sich auf mich zu. Jordan war schneller und verpasste ihm zwei blitzschnelle Schläge in die Magengrube. Mir blieb kaum Zeit mitzuschneiden, dass er nicht die Faust, sondern die offene Handfläche benutzte. Lee ging ächzend zu Boden und jammerte:
    »Warum machen Sie das?«
    Jordan stand über ihn gebeugt und schlug ihm mit beiden Händen auf die Ohren.
    Ich sagte:
    »Das muss weh tun.«
    Dann half Jordan Lee zu seinem Transporter, verstaute ihn darin. Nach einigen Minuten sprang der Motor an und er fuhr langsam davon. Jordan wandte sich erneut an mich und fragte:
    »Können Sie Montag anfangen?«
    »Und wie.«
    Auf dem Weg zurück zur Straße zündete ich mir eine Selbstgedrehte an. Ich erreichte das Tor und sah mich um. Das Haus wirkte tot. Ich ging Richtung Notting Hill. Auf halber Strecke entdeckte ich Lees Transporter. Er lehnte daran, massierte sich den Bauch. Als ich an ihm vorbeigehen wollte, sagte er: »Ich will mit dir reden, mein Freund.«
    »Okay.«
    »Hab deinen Namen nicht verstanden.«
    »Kann sein.«
    Er machte sich breiter. Mir fiel auf, dass seine Ohren dunkelrot waren. Er sagte:
    »Mit mir legst du dich besser nicht an, Freundchen.«
    »Warum nicht?«
    »Was bist du denn für ein Klugscheißer?«
    »Ein Klugscheißer mit einem Job - Tschuldigung - mit deinem Job.«
    Er konnte sich nicht entscheiden, wie er vorgehen sollte, beschränkte sich dann aber doch auf Verbales, sagte:
    »Wenn du weißt, was gut für dich ist, Freundchen, dann hältst du dich von denen fern.«
    Spielerisch täuschte ich eine weitere Magenattacke an, berührte ihn aber nicht, sagte:
    »Iss ein paar Burger weniger, Lee.« Ich ging weiter. Ich konnte ihn noch den ganzen Ladbroke Grove entlang schimpfen hören. Alles in allem mochte ich den alten Lee irgendwie. Im Knast hätten sie den in weniger als einer Woche klitzeklein bekommen.

W ieder in Clapham, wirkte meine Begegnung mit Lillian Palmer immer noch nach. Ich dachte, es sei wohl Zeit, mal wieder zu ficken. Ich suchte eine Telefonzelle und überflog die Angebote, die dort klebten. Hier gab es für jedes sexuelle Bedürfnis etwas. Ich entschied mich für dieses:
    TANYA
    Kürzlich aus Südamerika eingetroffen. Zwanzig Jahre, schön, kurvenreich, erfüllt dir alle deine Wünsche.
    Ja.
    Ich rief an und vereinbarte eine Uhrzeit. Ja, sie hatte jetzt Zeit für mich. Die Adresse war in Streatham. Als ich mich dorthin aufmachte, war ich nervös, ich schwör’s.
    Nach drei Jahren fragt man sich schon, wie’s wohl sein wird. Ich fand das Gebäude und klingelte ganz oben. Jemand drückte auf den Summer, und ich stieg die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Klopfte an der Tür. Ein Mann Mitte dreißig kam raus. Ich sagte:
    »Gott, ich hoffe, Sie sind nicht Tanya.«
    »Fünfzig Pfund im Voraus.«
    Ich zahlte und er fragte:
    »Brauchen Sie sonst noch was - Gras, was zum Hochkommen, was zum Runterkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er trat zur Seite und ich ging hinein. Da saß eine Frau in Slip, Strümpfen und Strumpfhalter.
    Sie war weder zwanzig, noch kurvenreich oder schön.
    Sie fragte:
    »Willst du was trinken?«
    Südamerikanerin war sie auch nicht. Ich sagte:
    »Klar.«
    »Scotch?«
    »Wunderbar.«
    Ich beobachtete sie, als sie den Drink holte. Hübscher Körper - ich spürte, wie das Verlangen zurückkehrte. Keine unbändige Erregung, aber kurz davor.
    Ich nahm das Glas und sagte:
    »Cheers.« Sie stand vor mir und sagte:
    »Keine perversen Sachen, küssen is nicht, fesseln auch nicht.«
    Was soll man dazu sagen? Ich sagte:
    »Mach keinen Scheiß.«
    Ich folgte ihr ins Schlafzimmer, aus dem Radio dudelte Desperado von den Eagles. Wenn My Way die Hymne der Chauvinisten ist, dann ist Desperado das Vereinslied aller Knastbrüder. Sie gab mir ein Kondom und legte sich aufs Bett.
    Es ging schnell.
    Sie zeigte mir das Badezimmer und sagte:
    »Da drin kannst du dich waschen.«
    Das tat ich.
    Als ich wieder rauskam, sagte sie:
    »Für zwanzig extra, können wir’s noch mal machen.«
    Ich sagte: »Ich glaube, mehr wäre zu viel für mich.«
    Als ich ging, sagte sie:
    »Meld dich mal wieder.«

I n Clapham ging ich in
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