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Lokale Erschuetterung

Lokale Erschuetterung

Titel: Lokale Erschuetterung
Autoren: Kathrin Gerlof
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Geschirrspüler. Sie blickt an sich herunter und sieht ein dunkles Haar neben der rechten Brustwarze. Warum habe ich das gestern nicht ausgerissen, denkt sie und zupft mit Daumen und Zeigefinger an dem Haar.
    Hanns steht auf und dreht Veronika um. Er schiebt ihre Beine auseinander und stellt sich auf Zehenspitzen. Das ist die Höhe, denkt er. Die richtige Höhe. Seit wann hat Vroni einen höheren Schritt als ich?
    Vor Jahren, als noch manches seine Leichtigkeit hatte, haben sie hin und wieder ihre Schritthöhe verglichen. Ich wachse noch, hatte Veronika immer gesagt und gelacht. Ich werde noch Modelbeine bekommen, und dann können wir nicht mehr im Stehen vögeln, weil dein Schwanz zwischen meinen Knien steht. Kein Stück höher als zwischen meinen Knien, hatte sie dann immer wiederholt und gelacht.
    Jetzt war es wohl so weit. Hanns steckt seinen Schwanz zwischen Veronikas Beine, und stünde er jetzt nicht auf Zehenspitzen, käme er nicht ran. Sie ist gewachsen, denkt Hanns und spürt, wie sein Schwanz schrumpft. Gerade, |27| dass er sich noch hält zwischen Vronis Beinen. Wie konnte sie das tun, denkt er und fängt an, sich zu bewegen. Veronika rührt sich nicht. Nur ihr flacher Bauch klatscht im Rhythmus leicht gegen die Spülmaschine. Mit den Händen hält sie sich am Gewürzregal über ihrem Kopf fest. Die Gläser mit den Pülverchen klingeln leise bei jeder Bewegung. Hanns macht, dass er schnell kommt. Kein Problem, schließlich hat ihn Vroni lange genug hängenlassen. Und nun ist es ihm egal, ob ihr das viel Freude bereitet, was er da tut. Ihm genügen ihre Arschbacken, ihre Hände am Regal und ihr Nacken mit dem tiefen Haaransatz. Zum Schluss entfährt ihm doch ein Laut, ein leises resigniertes Stöhnen, als hätte er es lieber gelassen, sich zu vergnügen. Hanns sieht seine rechte Hand auf Veronikas Schulter liegen. Es ist schon die Hand eines Lokalredakteurs mit etwas zu langen Fingernägeln, unter denen sich ein bisschen Schmutz gesammelt hat. Wir werden ein schreckliches Leben führen, denkt er. Ein einsames, schreckliches Leben.
    Veronika dreht sich um, wird kleiner. Sie stellt sich wieder auf flache Sohlen. Hanns sieht, dass es ein Trick war. Sie ist nicht gewachsen, die Vroni. Sie hatte sich auf Zehenspitzen gestellt.
    Hanns hebt die Hand, und Veronika zuckt ein wenig zurück. Dann trennen sie sich, und alles ist, wie es sein sollte.
    Ich habe Tapas mitgebracht und Wein, sagt Veronika. Sie geht ins Bad und holt die Pinzette aus dem Schrank. Sie zupft das dunkle Haar aus und schaut nach, ob es noch andere Haare an Stellen gibt, wo sie nicht sein sollten.
    Hanns macht das Küchenfenster auf und knöpft die Hose zu. Ein letzter Tropfen färbt den Stoff über dem untersten Knopf dunkel. Was wäre, denkt er, wenn ich mir Hass auf den Schwanz tätowieren lasse? Vielleicht |28| gefiele ihr das ja. Er hört die Dusche und das quietschende Geräusch nasser Füße in der Duschwanne. Sie würde es nicht mal merken. Wann hat Vroni, Veronika das letzte Mal auf seinen Schwanz geschaut? Muss Jahre her sein. Oder Monate. Hanns wischt mit der flachen Hand über den feuchten Fleck. Und bekommt eine Erektion. Verdammt, denkt er und reibt hektisch mit den Fingern, bis es weh tut.
    Im Bad ist es still geworden.
    Wo steht der Wein, ruft er. Und bekommt keine Antwort.
    Am nächsten Morgen kommt endlich der Brief. Die Redaktion bittet Hanns, wegen eines Vorstellungsgespräches anzurufen. Lassen Sie sich im Sekretariat einen Termin für kommende Woche geben. So steht es da. Im Sekretariat und für kommende Woche. Früher haben sie angerufen, denkt er. Wollten mich haben. Und dann bin ich Schlagzeilenkönig geworden.
    Er greift zum Telefon und wählt die Nummer des Sekretariats. Es gibt einen Termin am kommenden Dienstag. In fünf Tagen also. Hanns überlegt, ob er so lange warten kann. Er will, dass es jetzt schnell geht. Aber Dienstag sei der frühestmögliche Termin, sagt die Sekretärin. Herr Bielecke befinde sich gerade auf einer Dienstreise, von der er erst am Montag zurückkehren werde. Gut, sagt Hanns, ich werde da sein, am Dienstag um vierzehn Uhr. Muss ich etwas mitbringen?
    Die Sekretärin schweigt und raschelt mit Papieren. Nein, sagt sie, wir haben ja alles, was wir brauchen. Da seid ihr besser dran als ich, denkt Hanns. Fast wäre ihm der schale Witz über die Lippen gerutscht.
    Dienstag also. Beginnt sein neues Leben. Er wird es nachher Veronika erzählen, wenn sie zurück ist von ihrem Termin. Wo wollte sie
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