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Loewe 1 - Der Loewe ist los

Loewe 1 - Der Loewe ist los

Titel: Loewe 1 - Der Loewe ist los
Autoren: Max Kruse
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Nase, und mitten zwischen der herrlichen Meeresluft erschnupperte ich etwas, was wie eine duftende Lammkeule roch. Da ich großen Appetit hatte, beschloss ich, es zu suchen, und verließ das Hotel. Der Geruch führte mich zuerst an den Hafen. Dort luden die braunen Männer in den weißen Nachthemden, die ihre Strümpfe um den Kopf gewickelt haben, riesige Kisten und Kästen aus den Schiffen aus und ein. Aber das, was ich da alles durcheinander roch, Fische, feuchte Taue, Teer und Öl, behagte mir alles nicht für ein Frühstück. Ich schlenderte also meiner Nase nach durch die Gassen weiter.«
    »Kannst du dich nicht beeilen?«, fragte Kim.
    »Wenn ihr mich unterbrecht, dauert es nur noch länger«, sagte Wu. »Und wenn ihr nicht zuhören wollt, kann ich lieber gleich still sein.«
    »Oh nein! Der Hund soll weitererzählen!«, sagte der Sultan. »Geduld ist eine Tugend.«
    Wu erzählte weiter. »Also, ich trollte mich immer unter den weißen Nachthemden hindurch; furchtbar viele Esel liefen da und die Leute machten ein Geschrei, dass man fast taub wurde. Immer hatte ich den zarten Duft der Lammkeule in der Nase. Dies ist ein Land nach meinem Geschmack. Wie ich nun so dahinzottelte, war ich plötzlich vor der Tür des Sultanspalastes — da war der Geruch ganz besonders stark. Ein Hund findet ja immer ein Loch, wo er hindurchschlüpfen kann — und lief durch die langen Marmorgänge, immer der Nase nach. Ich tapste eine Treppe hinunter, da war es dunkel, aber da der Geruch nach der Lammkeule immer kräftiger wurde, war ich meines Weges sicher. Vor einer Holztür machte ich Halt. Plötzlich hörte ich, wie sich etwas bewegte und Männer miteinander redeten. Es mussten drei Männer sein. Ich vergaß die Lammkeule sofort, als die Männer zu reden begannen. >Wir müssen uns beeilen<, sagte der eine, >ehe der Sultan uns alle köpfen lässt<.
    >Ja<, sagte ein anderer, >dann machen wir es sofort, sowie sich eine günstige Gelegenheit ergibt.<
    >Wir müssen aber auch mit dem Volk rechnen<, sagte ein Dritter, >niemand darf glauben, dass es ein Mord war. Wir dürfen ihn deshalb auch nicht vom Minarett stoßen! Wir müssen den Löwen fangen<. >Gut, und wenn wir den Löwen haben...?<
    >Dann lassen wir den Löwen hungern und werfen ihm den Sultan zum Fraß vor. Dann wird jeder sagen, das war ein Unglücksfall, und niemand ist schuld daran.<
    >Und was geschieht mit dem Kamel?<
    >Bei dem Versuch, den Sultan zu retten, wird es selbst gefressen<, sagten die Männer und lachten und fanden das eine herrliche Idee. Ich aber fand das keine herrliche Idee, deshalb rannte ich hierher, um euch zu warnen!«
    »Und wer waren die Männer?«, fragten der Sultan und das Kamel wie aus einem Munde.
    »Ja — «, sagte Wu, »sehen konnte ich sie nicht, nur hören...«
    »Entsetzlich!«, sagte der Sultan und schlug die Hände zusammen.
    »Lasst uns nachdenken«, sagte Dok. »Das Wichtigste ist mit dem Löwen zu sprechen. Wenn wir ihn nur schon hätten!«
    Nun schenkte Totokatapi den Kaffee ein und alle dachten nach.

Glücklich ist, wer freudig erwartet wird

    Einer geistert schon eine ganze Weile durch diese Geschichte, wird gesucht, herbeigewünscht, von der Zeitung ausgefragt, ist aber selbst noch nicht erschienen: Löwe.
    Er war vor zwei Tagen hungrig an den Strand von Sultanien getrieben worden und war dort aus seinem Boot ausgestiegen.
    Weit und breit war nichts zu sehen: kein Haus, keine Stadt und kein Mensch. Löwe war durch das Wasser an Land gewatet, hatte vorsichtig das Taschentuch, das ihm Pips geschenkt hatte, in den Zähnen getragen, damit es nicht nass wurde, hatte in die Luft geschnuppert und vor sich hin gebrummt: »Die Luft kommt mir bekannt vor. Ich muss den Boden Afrikas betreten haben — irgendwo.«
    Und dann legte er sich ins Gras, denn er war furchtbar müde. Niemand erwartet mich freudig. Ich bin ein armer, einsamer Löwe! Wie glücklich ist doch der, der freudig erwartet wird. Auch ein großer Löwe hat manchmal Sehnsucht nach einer Hand, die ihm das Fell krault, so dachte er und wurde traurig. Er kuschelte seinen dicken Kopf auf Pips’ Taschentuch und schlief ein.
    Als er wieder aufwachte, saß ein schlaksiger junger Mann neben ihm mit einem weißen Schreibblock. Es war der Herr von der Zeitung.
    »Ich ging gerade hier vorbei«, sagte er, »und da sah ich Sie hier liegen, verehrter Löwe, und nun möchte ich gerne von Ihrer Ankunft berichten!«
    Also doch jemand, der mich begrüßt!, dachte Löwe und nickte mit dem
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