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Loewe 1 - Der Loewe ist los

Loewe 1 - Der Loewe ist los

Titel: Loewe 1 - Der Loewe ist los
Autoren: Max Kruse
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fällt gerade etwas ein!«, sagte der Sultan.
    »Was denn?«
    »Ich kann hier nicht immer liegen, ich meine, ununterbrochen, vielleicht mehrere Tage. Ich muss manchmal rumgehen, etwas erledigen, etwas essen oder frische Luft schnappen. Was geschieht dann?«
    Da meinte Totokatapi: »Jemand müsste den ehrwürdigen Sultan in dieser Zeit vertreten. Jemand anderes müsste hier liegen und die Kleider des Sultans anhaben, während der Sultan selbst in anderen Kleidern herumgeht und sich die Beine vertritt.«
    »Aber wer soll das sein?«
    »Ich weiß es!«, rief das Kamel. »Das kann nur der fremde Mann sein, der aus der Luft zu uns gekommen ist!«
    Der Doktor schaute nachdenklich in die Runde.
    »Natürlich könnte ich es machen, wenn man es von mir verlangt. Wenn es dem Sultan gefällt, werde ich also morgen früh hierher kommen und seine Stelle einnehmen.«
    »Es gefällt mir«, sagte der Sultan. Er stand auf, ging sorgfältig um den Teppich herum, um nur ja nicht ins Loch zu fallen, und gab dem Doktor aus dem großen Kleiderschrank prächtige Gewänder mit.
    Mit diesem, in altes Leinen eingewickelten Paket, das Totokatapi trug, gingen Dok, Pips, Kim und Wu zurück in ihr Hotel, um auf eine Nachricht von Löwe zu warten oder um etwas zu tun, was ihm helfen könnte.
    Nun wurde es Abend. Der Sultan und das Kamel speisten zur Nacht; dann zog sich das Kamel in seine Gemächer zurück. Der Sultan aber legte sich auf seine Ottomane, das türkische Liegebett, und steckte sich den Schlauch seiner Wasserpfeife in den Mund. So lag er schmauchend da und war bald ganz in Rauch und Nebel versunken und hatte die Verschwörer und das Loch ganz vergessen.
    Da klopfte es dreimal an die Tür. Der Sultan klatschte in die Hände, was so viel hieß wie: »Herein!« Der Großwesir trat ein und verbeugte sich.
    »Ach, du bist es, Großwesir!«, sagte der Sultan. »Tritt nur näher. Was führt dich zu mir?«
    »Die Sorge um meinen hohen Herrn!«, sagte der Großwesir. »Ich habe gehört, dass Verschwörer im Palast sind, die den ehrwürdigen Sultan fangen wollen. Ich wollte deshalb vorschlagen, dass der ehrwürdige Sultan Zuflucht auf meinem Landgut sucht.«
    Der Sultan lachte leise in sich hinein. »Da sei unbesorgt, Groß wesir! Tritt nur ruhig näher.« Indem der Großwesir unter vielen Bücklingen noch näher kam, trat er auf den Teppich und rutschte in das Loch.

    »Siehst du wohl!«, rief der Sultan und beugte sich über den Rand. »So wird es den Verschwörern ergehen!«
    Der Großwesir war weiß geworden bis an die Haarwurzeln, denn er glaubte sich erkannt. Aber der Sultan reichte ihm die Hand und half ihm aus der Falle heraus.
    »Bewunderungswürdig und weise!«, stotterte der Großwesir.
    »Nun hilf mir die Falle wieder zu richten!«, befahl der Sultan. Und der Verschwörer und der Sultan zogen gemeinsam den Teppich wieder glatt, sodass niemand etwas sehen konnte.

    »Ich bin nun ganz beruhigt!«, sagte der Großwesir und bat, sich zurückziehen zu dürfen. In Wirklichkeit aber zitterte er am ganzen Körper und überlegte sich, wie er den Sultan überlisten könne.
    Es dauerte auch gar nicht lange, da lag der Sultan wieder Pfeife rauchend auf seinem Lager und erwartete den Verschwörer.
    Plötzlich riss der Großwesir die Tür zum Zimmer des Sultans auf und rief laut und aufgeregt: »Sultan! Sultan! Das Kamel ist von den Verschwörern gefangen worden!«
    »Ach du allmächtiger Pantoffel!«, schrie der Sultan, sprang auf und rannte zur Tür — aber natürlich segelte er in seine eigene Falle und der Großwesir schlug schnell die Klappe über ihm zu. Nun saß er drin, der Sultan, und wusste, wer der Verschwörer war! Aber das half ihm nichts mehr.
    Die beiden anderen Gauner, die hinter der Tür gewartet hatten, waren rasch zur Stelle, holten den Sultan heraus, wickelten ihn in den Teppich und banden viele Schnüre herum. So wurde der Sultan wie ein Teppich, der in die Reinigung gebracht wird, aus dem Palast getragen.

    Jetzt geht es also aufs Minarett!, dachte der Sultan bekümmert. Leb wohl, mein gutes Kamel!
    Die Teppichrolle wurde vor dem Palast auf einen Eselskarren verladen und rumpelte auf dem Steinpflaster durch die Gassen der Stadt, die dunkel und verlassen dalagen.
    Komisch, dachte der Sultan, wir müssten doch schon längst am Minarett sein.
    Er konnte ja nicht wissen, dass er aufs Landgut des Großwesirs gebracht wurde.
    Löwe hatte sich in dem Kellerloch zum Schlafen niedergelegt. Aber er kam nicht dazu, weil er die
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