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Loewe 1 - Der Loewe ist los

Loewe 1 - Der Loewe ist los

Titel: Loewe 1 - Der Loewe ist los
Autoren: Max Kruse
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»Also, nun zeig mal, was du kannst«, sagte er. »Weshalb bin ich hergekommen?«
    »Du bist hergekommen, um mir zu sagen, dass ich öffentlich bekennen soll den Sultan umgebracht zu haben.«
    Der Großwesir wurde bleich. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß noch mehr«, sagte Dok. »Du willst mir die Freiheit versprechen, wenn ich das tue. Zwar willst du mir vor allen Leuten den Prozess machen und mich dazu verurteilen, vom Minarett gestürzt zu werden, aber du willst mir versprechen, mich nachher heimlich freizulassen.«
    »Das ist ja ganz und gar unheimlich!«, krächzte der Großwesir. »Du bist wirklich ein gelehrter Mann. — Und was sagst du zu meinen Plänen?«
    »Dass es ganz dumme Pläne sind«, sagte Dok und sah den Groß wesir furchtlos an. »Weil du geglaubt hast, dass ich dir auf den Leim gehe, denn ich weiß ja, dass du mich gar nicht freilassen würdest, sondern du würdest mich später doch umbringen!«
    Dok blickte dem Großwesir ruhig in die Augen und der Großwesir konnte nicht anders, er musste Dok auch ruhig und fest in die Augen sehen. Er sah immerzu diese Augen und nur diese Augen, ihm wurde immer schläfriger und schläfriger zumute. Er steckte die Fackel in einen dafür vorgesehenen Ring an der Wand.
    »Du musst jetzt schlafen«, sagte Dok, »denn du bist sehr müde von der anstrengenden Verschwörung...«

    »Ja, das ist wahr...« Der Großwesir gähnte. »Ich bin sehr müde!«
    »Siehst du«, sagte Dok mit ganz ruhiger Stimme. »Siehst du, du wirst immer müder. Du musst alles tun, was ich von dir will. Mach jetzt die Augen zu!« Dok fuhr dem Großwesir mit der flachen Hand über die Stirn und der Großwesir machte die Augen zu. »Das ist doch merkwürdig«, murmelte er, »ich habe gar nicht gewusst, dass ich so müde bin.«
    »Jaja«, murmelte Dok. »Du willst dich jetzt hinlegen und tief schlafen. Aber vorher musst du natürlich deine Kleider ausziehen.«
    »Natürlich muss ich meine Kleider ausziehen«, murmelte der Großwesir ganz verschlafen. »Ich bin so müde — ich glaube, du weiser Doktor musst mir dabei helfen.«
    »Aber natürlich helfe ich dir!«, sagte Dok.
    Wie gut, dass der Großwesir alle Wächter weggeschickt hatte, denn wenn jetzt einer durch die Klappe geschaut hätte, dann hätte er einen Doktor gesehen, der dem Großwesir die Kleider auszog. Nur in Hemd und Unterhosen legte der sich auf die Pritsche nieder und schnarchte gleich fest.
    »So, schlaf du nur schön — und lange«, sagte Dok zu dem Großwesir und drückte ihm noch einmal die Hand auf die Augen. Und zu sich selbst sagte er: »Und du, weiser Doktor, verwandelst dich jetzt von einem Sultan in einen Groß wesir und als Großwesir wirst du dieses Gefängnis unangefochten verlassen und in das Gemach des Sultans gehen. Dort wird hoffentlich noch dein Koffer stehen und in dem werden deine richtigen Kleider sein und wenn du die dann angezogen hast, kannst du als Doktor den Palast verlassen, den du als Sultan betreten hast.«
    So zog er sich um.
    Dok verließ das Gefängnis und schlenderte gemütlich an den Wachen vorüber, die mit den Säbeln salutierten. Er schlenderte geradewegs in das Gemach des Sultans.

    »Nun, gottlob, da steht auch noch mein kleiner Koffer«, seufzte Dok und machte den Deckel auf. »Meine lieben, gemütlichen alten Sachen; wie schön, dass ich euch jetzt wieder anziehen kann!«
    Er drehte den Koffer um, sodass alles auf den Boden fiel, alles, seine Hose, sein Hemd und seine Jacke — da stürzte Löwe zur Tür herein!
    Löwe sah einen Mann, der die Kleider des Großwesirs trug, und sah vor ihm auf dem Boden Doks Kleider. Ich bin zu spät gekommen, dachte er, der Großwesir hat den Doktor gefressen.
    »Guten Tag, Löwe«, wollte Dok sagen.
    Aber Löwe ließ ihm keine Zeit dazu. — Bums!, machte der Doktor und lag auf dem Boden und Löwe stand über ihm und presste ihm beide Pfoten auf die Brust.

    »Na, hör mal...«, rief Dok.
    »Du hast den Doktor gefressen!«, brüllte Löwe. »Hier sind seine Kleider. Die hast du übrig gelassen. Deshalb werde ich dich jetzt fressen!«
    »Aber ich bin doch Dok!«, versuchte Dok zu murmeln. »Warte doch, Löwe!«
    »Du bist der gefährlichste Bursche der Welt«, brüllte Löwe. »Und ich wäre schön dumm, wenn ich dich leben ließe!«
    »Aber wirklich... ich...«
    »Sei bloß still!« Löwe machte seinen Rachen auf und ließ seine spitzen, großen Zähne sehen — da kamen Schritte und nach den Schritten und um sie herum noch mehr Schritte und Stimmen,
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