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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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mich ab wie ein lästiges Insekt.
    »Hast du mich gehört !«, schreit er, ohne weiter Notiz von mir zu nehmen, und setzt sich auf Davids Beine. »Du hast kein Recht, dich an meine Frau ranzumachen. Du, du … du Kind !« Er spuckt ihm Stengelmann’schen Speichel ins Gesicht.
    Mein Gott, David ! Ich krieche um die beiden herum und bin jetzt ganz dicht an Davids blutüberströmtem Gesicht. Ich ziehe die Erste-Hilfe-Decke von meinem Kopf und lege sie ihm vorsichtig unter die Wange. David sieht mich an und versucht zu lächeln. Als ich ihn berühren will, sehe ich vor mir das entsetzte Gesicht seiner neuen Freundin und ziehe die Hand schnell zurück.
    Rosalie ist an Hector herangetreten und schreit: »Sie verlassen auf der Stelle diese Bar !«
    Doch Hector schlägt im Hocken blind um sich und trifft Rosalie hart am Unterschenkel.
    »Na, warte«, ruft sie. »Die Polizei ist schon auf dem Weg.«
    »Nicht nötig«, kommt eine ausdruckslose Stimme von hinten, und Weint trottet mit hängenden Schultern an mir vorbei.
    Hector holt gerade ein weiteres Mal aus, und ich will mich schon dazwischenstürzen, da greift Weint nach Hectors Handgelenk und hält es fest, so mühelos, als hielte er einen Kinderarm in der Hand. Oder einen toten Ast. Hector stemmt sich mit aller Kraft dagegen. Doch Weint dreht sich leichtfüßig wie ein Tänzer einmal um die eigene Achse, verdreht dabei Hectors Arm und zwingt ihn damit aufzustehen.
    »Aua«, winselt der, als Weint noch eine Drehung zulegt.
    Weint lässt Hectors Arm los und schlägt ihm dann ohne die geringste Vorwarnung ins Gesicht. Es knackt, und Hectors Mundpartie sieht mit einem Mal seltsam verrutscht aus. Mit seiner freien Hand tastet er nach seinen Zähnen, dann brüllt er: »Das war mein Kinnimplantat, du dreckiges Arschloch !«
    Im Polizeigriff führt Martin Weint einen kinnlosen Hector Stengelmann aus dem Rosalies .

Siebzehn
    I c h falle neben David auf die Knie.
    »Es tut mir so leid«, flüstere ich.
    Wie gerne würde ich ihn kurz berühren, nur schnell gucken, wie sich seine Haare anfühlen. Stattdessen ziehe ich verlegen ein Taschentuch aus meiner Handtasche und reiche es ihm. David tupft sich übers Gesicht, aber das Blut ist schon getrocknet.
    »Sehe ich schlimm aus ?« Er versucht zu grinsen.
    »Hm, schon. Tut es sehr weh ?«
    »Nein, geht schon.«
    Er tastet nach seiner blutverkrusteten Adrien-Brody-Nase und verzieht das Gesicht. Dann hält er sich an meiner Schulter fest und setzt sich auf. Eine unsagbare Sehnsucht durchflutet mich, als ich seine warme Hand spüre. Ich möchte mich an seine Brust lehnen oder sein Gesicht zwischen meine Hände nehmen und ihn küssen. Oh ja, ich möchte ihn auf der Stelle küssen. Nur für einen winzigen Augenblick mit ihm verschmelzen.
    Unauffällig sehe ich mich nach seiner Freundin um. Sie sitzt auf einem Stuhl und streicht sich mit besorgter Miene über den nackten Bauch. Über und unter dem Nabel hat sie eine Tätowierung. In grellem Pink steht da: MADE IN HAMBURG . Wäre ich nicht schon vorher sprachlos gewesen, dann spätestens jetzt. Hans und Harald knien neben ihr und lächeln sich über den Babybauch hinweg an. Auf einmal kriege ich ein schlechtes Gewissen. Nicht dass dem Kind etwas passiert ist. Vielleicht hat es im Gemenge einen Schlag abbekommen. Das wäre ganz allein meine Schuld. Hätte ich mich nicht mit diesem Blender eingelassen, wäre es nie zu dieser Schlägerei gekommen. Das könnte ich mir nie verzeihen.
    »Mir tut es auch leid, Anna«, sagt Davids Stimme dicht an meinem Ohr. Sie bahnt sich einen Weg durch meinen Körper und nistet sich warm in jeder einzelnen Zelle ein. Ich bekomme eine Gänsehaut und drehe mich zu ihm um. Unsere Gesichter sind einander sehr nah.
    »Aber du kannst doch gar nichts dafür. Es ist alles meine Schuld«, flüstere ich, »dass ich überhaupt …«
    »Mal kurz alle herhören«, unterbricht uns Peter. »Wir schließen die Bar für heute Abend. Es ist doch etwas … ungemütlich geworden. Würdet Ihr dann so langsam zahlen ? Danke !«
    Rosalie steht hinterm Tresen und beginnt abzukassieren. Um uns herum setzt plötzlich geschäftiges Treiben ein.
    »Komm«, sagt David, »wir setzen uns zu Siri.« Er stützt sich ein weiteres Mal an mir ab und hievt sich hoch.
    Siri ?
    Siri !
    David durchquert den Raum, ich folge ihm mit offenem Mund. In meinem Hirn überschlagen sich die Gedanken. Die Siri ? Aber wie kann das sein ? Er rückt den freien Stuhl neben ihr für mich zurecht und zieht sich einen
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