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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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!« Siri zupft an ihrem Top, was ich als reinste Provokation empfinde.
    »Also«, sagt sie, »Hector hat in Wirklichkeit gar keine Frau gesucht, er wollte eine Mutter für seine Kinder. Und nicht etwa, weil er voller Vatergefühle wäre. Oh nein, er hätte sich vermutlich noch nicht einmal um das Kind gekümmert. Das Einzige, was für ihn zählt, ist, dass die Stengelmann-Gene schnellstmöglich weitergegeben werden. Pardon, die ST -Gene. Seine Eltern haben ordentlich Druck gemacht. Sie waren eh schon sauer, dass Hector ihnen als Erstgeborener nicht auch das erste Enkelkind geschenkt hat. Sein Bruder hat bereits zwei Mal vorgelegt. Also, um die Sache kurz zu machen …«
    Ja, bitte, denke ich, und hänge gleichzeitig, ohne dass ich es will, an ihren beneidenswert vollen Lippen.
    »Ich wollte kein Kind, Hector schon, also hat er das Kondom mit einer Nadel eingestochen, und ich wurde schwanger. So sieht’s aus. Aber nicht mit mir, hab ich gedacht. Auf so einen Mann kann ich scheißen. Sorry, aber is’ ja so.« Ihr Gesicht bekommt einen harten Ausdruck. »Also hab ich mich von ihm getrennt. Das war natürlich überhaupt nicht in Hectors Sinn, jetzt, wo ich endlich schwanger war. Nach der Trennung hat er mir das Leben zur Hölle gemacht. Denk dir ein paar fiese Dinge aus, die ein Mann, der sich ungerecht behandelt fühlt, machen könnte, und multipliziere sie mit hundert. Das kommt dann ungefähr hin. Der Typ ist ein echter Psychopath !« Sie unterbricht ihren Redefluss, als Peter mit einem Tablett an den Tisch kommt und Getränke vor uns abstellt. Siri trinkt ihr Wasser in einem Zug leer, dann ergreift sie wieder das Wort: »Na ja, und als ich David getroffen habe, hielt ich das für die perfekte Gelegenheit, Hector eins auszuwischen. Endlich hatte ich auch mal was in der Hand, womit ich ihn drankriegen könnte.« Sie entblößt ihre perlweißen Zähne. »Ich musste es nur so drehen, dass Hector denkt, David und ich seien ein Paar. Wo er doch so eifersüchtig ist. Vor allem auf jüngere Männer, die nicht wie er alle paar Wochen zum Botoxen müssen oder sich Haare an den unmöglichsten Stellen implantieren lassen. Das willst du gar nicht so genau wissen.«
    Sie mustert mich und bleibt, ich kann es genau spüren, an meiner Stirnfalte hängen, die ich jeden Morgen versuche wegzumassieren.
    »Ich wundere mich ehrlich gesagt«, sagt sie, »dass du ihm nicht zu alt warst. Eigentlich steht er auf junge Frauen.«
    Davids Arm legt sich schützend um meine Schulter. Sekunden später zieht er ihn weg, als hätte er sich an etwas verbrannt. Wir vermeiden es beide, den anderen anzusehen.
    »Warum willst du das Kind dann überhaupt bekommen ?«, frage ich Siri.
    Sie zieht gekonnt eine Augenbraue hoch. »Na, bin ich katholisch oder bin ich katholisch ?«
    David räuspert sich. »Ich wollte zuerst gar nicht bei diesem Plan mitmachen. Kannst dir ja vorstellen, dass ich kein Freund von solchen Taktiken bin.« Er sieht mir direkt in die Augen. »Aber dann konnte ich es nicht mehr aushalten, das mit dir und diesem Hector, und dass wir nicht mehr zusammen sind. Deine SMS klang so endgültig, und ich wollte nicht glauben, dass du mich so einfach … ersetzt hast. Ich habe mir das Hirn zermartert. Ich musste unbedingt mit dir sprechen. Und dann hab ich dir diesen Brief geschrieben, der ungeöffnet zurückkam. Na ja, und irgendwann hat es mir auch gereicht … Und dann hatten Siri und ich eben die Idee, im Rosalies aufzukreuzen und so zu tun, als wären wir ein Paar. Mir ist nichts anderes mehr eingefallen, was ich hätte tun können, und irgendwie wollte ich dir auch wehtun. Oh, Anna, es war total bescheuert.«
    Wir sehen uns tief in die Augen, und im selben Moment verschwimmen um uns herum Tische und Stühle, verschwinden Rosalie, Peter, Weint und Siri im Nirgendwo, nur wir beide sind noch da, David und ich, in unserer eigenen kleinen Blase. Es ist, als würden wir voreinander schweben, schwerelos wie Astronauten auf einem unbekannten Planeten. Wir können den Blick nicht voneinander lassen, unsere Augen sind Magneten. Mein Gehirn hat die Arbeit eingestellt und ist auf Repeat geswitcht: David und Siri sind kein Paar – David und Siri sind kein Paar …
    »Hab ich’s vermasselt ?«, flüstert David.
    Das Weiß in seinen Augen leuchtet. Ich sehe genau hin und erkenne den schwarzen Ring um seine Iris. Das Blau ist ein bisschen zerfasert, wunderschön zerfasert.
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, du hast nichts vermasselt. Wenn, dann hab ich
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