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Lockruf des Glücks

Lockruf des Glücks

Titel: Lockruf des Glücks
Autoren: S Brown
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nicht bemerkt hatte?
    Mit jeder Meile Abstand, die der Kilometerzähler zwischen Hilton Head und Atlanta anzeigte, schwor sie sich, dass sie Josh hasste. Er hatte sie verspottet, sie beleidigt und aus dem Schönen, das sie geteilt hatten, etwas Schäbiges gemacht. Er hatte ihre rückhaltlose Erwiderung seiner Liebe billig gemacht.

    Aber als sie ihr dunkles, einsames Haus erreicht hatte, gestand sie sich ein, dass sie ihn dazu herausgefordert hatte, das zu sagen, was er gesagt hatte. Es wäre einfach und vernünftig gewesen vorzuschlagen, dass er Barnes selbst anrufen sollte und sich Wort für Wort wiederholen lassen sollte, was Clancey gesagt hatte. Josh hätte die Situation dann selbst einschätzen können. Vielleicht hatte Barnes überreagiert.
    Aber sie hatte diesen Vorschlag nicht gemacht. Sie hatte zugelassen, dass ihr Stolz und ihre Sturheit sie wieder einmal blind machten. Beim ersten Anzeichen, dass ihm die Nachricht gleichgültig war, war sie in die Luft gegangen.
    Lieber Gott, bitte hilf Josh, betete sie die ganze Woche. Die Zeitungsartikel wurden kürzer und am Mittwoch waren sie ganz verschwunden. Dann war sie für Informationen auf die Gerüchteküche angewiesen. Klatsch von Wahrheit zu filtern wurde zu einer Zeit und Energie raubenden Unternehmung, aber sie war begierig darauf, die neuesten Entwicklungen zu hören.
    »Ich glaube, Clancey merkt, dass er einen Fehler gemacht hat«, erzählte Barnes Megan und Jo Hampson an der Kaffeemaschine. »Sieht so aus, als wären die Leute von Air South nicht davon überzeugt, dass Powell die Kampagne in ebenso großem Stil umsetzen kann wie Bennett. Clancey hört gerade sein eigenes Totengeläut.«
    Als Megan sie verließ, um in ihr Büro zurückzugehen,
hörte sie Barnes sagen: »Hey Jo, wie wäre es mal mit einem gemeinsamen Dinner?«
    Megans Mund verzog sich zu einem Lächeln, was in diesen Tagen selten war.
    Die Zeit wollte nicht vergehen, als sie sich durch die Papierstöße arbeitete, die sich in ihrer kurzen Abwesenheit angesammelt hatten. In der Nacht sehnte sie sich erschöpft, aber unfähig zu schlafen, nach Josh. Sie verfluchte die schmerzhafte Sehnsucht mit der ihr Körper nach ihm verlangte. Josh flatterte durch ihre Gedanken, wundervolle Erinnerungen an die gemeinsamen Tage auf Hilton Head. Sie sah ihn in jeder Situation vor sich – als er sie neckend in den Ozean schleppte, seine Augen mutwillig funkelnd. Lachend, den Kopf zurückgeworfen, seine Augen vor Vergnügen glitzernd, als sie auf der Schaukel über den Boden flogen. Träge, als sie ineinander verschlungen auf ihrem Bett lagen, seine Augen glasig von den Nachwirkungen ihres Liebesspiels.
    Irgendwie schaffte sie es durch die Woche.
    Am Freitagabend kam sie spät nach Hause. Sie hatte mit dem Verkehr gekämpft. Hätte man es inszeniert, hätten die Straßen nicht mehr verstopft sein können. Dankbar schälte sie sich aus ihren Kleidern und zog einen dünnen Morgenrock an, der auf der Vorderseite einen Reißverschluss hatte. Sie tappte barfuss in die Küche, um die Pizza zu essen, für die sie, gegen jede Vernunft, sechs Fahrspuren gewechselt hatte, um sie zu kaufen.

    »Verdammt.« Als sie den Deckel des Pizzakartons öffnete, klebte der Mozzarella, für den sie einen Dollar extra gezahlt hatte, daran fest. Es war der sprichwörtliche letzte Tropfen. Sie warf sich niedergeschlagen auf einen Stuhl, legte ihren Kopf auf den Hackklotz, der als Tisch fungierte, und weinte.
    Ihre schmalen Schultern wurden von Krämpfen geschüttelt, Tränen strömten ihre Wangen herab. Sie weinte um ihren Ehemann, den sie nicht genug geliebt hatte, um den Mann, den sie jetzt liebte. Sie weinte um ihre verlorene Liebe. Sie weinte, dass sie jetzt, als er sie am meisten brauchte, nicht zu ihm gehen konnte.
    Wimperntusche tropfte auf die Oberfläche des Tischs, und als sie versuchte, sie mit der Hand aufzuwischen, verschmierte sie die Flecken noch mehr. »Was zum Teufel macht das schon aus?«, schniefte sie. »Wer sieht das schon?«
    »Hast du etwas gesagt?«
    Sie schoss auf der Sitzfläche herum. Angst griff nach ihrer Kehle, als sie die tiefe männliche Stimme hörte. Josh lehnte am Türrahmen. Sein Gesicht sah fast so verwüstet aus, wie ihres aussehen musste. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, seine Wangen wirkten eingefallen, und seine verwegene Augenbraue hatte einen Teil ihrer Großspurigkeit eingebüßt. Er hatte sein Anzugjackett über die Schulter geworfen und hielt es mit einem abgewinkelten Zeigefinger
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