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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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an, Scientologen oder so was. Die meisten gläubigen Menschen, die er kannte, waren nette, normale Leute, aber es gab auch ein paar Spinner. Sosehr er sich auch wünschte, nach Hause gehen zu können, er würde sich nicht auf irgendwelchen kranken Mist einlassen. Er sollte einfach aufstehen, ins Nebenzimmer hinübergehen und ihnen sagen, dass er es sich anders überlegt hatte. Aber er war so müde.
    Die Stimmen waren verstummt. Gut. Er würde sich noch ein paar Minuten ausruhen und dann rausschleichen.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Herein kamen der Mann und die Frau, gefolgt von drei weiteren Leuten: eine jüngere Frau, ein Mann mit Stirnglatze und ein Weißhaariger.
    »Hallo, Brendan«, sagte die Frau.
    Brendan kämpfte sich auf die Beine. »Ich möchte gehen.«
    Die Frau nickte. Dann trat sie vor, hob die Hand an den Mund und blies hinein. Eine Wolke von weißem Staub trieb Brendan ins Gesicht. Er versuchte zu husten, aber es kam nur ein Keuchen heraus. Die Frau begann wieder, lateinische Worte zu sprechen, und Brendans Knie gaben unter ihm nach. Zwei der Männer stürzten vor und fingen ihn jeder an einem Arm ab. Sie packten ihn vorsichtig und halfen ihm wieder auf die Beine.
    Dann zogen sie sich seine Arme über die Schultern. Seine Lider flatterten und schlossen sich, und seine Füße schleiften über den Boden, als sie ihn in einen zweiten, kleineren Raum brachten. Die Männer wechselten ein paar Worte und ließen ihn dann auf den Boden sinken. Einen harten, kalten Boden.
    Er öffnete die Augen. Von hoch oben starrte ein Hund auf ihn herunter. Ein Terrier, wie der Hund seiner Schwester. Aber irgendetwas stimmte nicht …
    Beine. Der Hund hatte keine Beine. Nur einen Körper und einen Kopf, der von einem vorstehenden Brett auf ihn herunterstarrte.
    Halluzinationen.
    Drogen?
    Brendan wusste genau, dass er sich jetzt Sorgen machen müsste, aber ihm fehlte einfach die nötige Energie. Er kniff die Augen zusammen und lag zusammengekauert am Boden, zu schwach, um auch nur zu denken. Er hörte sie sprechen und verstand auch, dass es jetzt Englisch war. Aber tatsächlich zu verstehen, was sie sagten, hätte zu viel Anstrengung gekostet. Und so horchte Brendan einfach nur auf die Geräusche und ließ sich von ihnen einlullen.
    Flüssigkeit schwappte über seinen Rücken und durchweichte sein Hemd. Kalt und nass. Und sie stank nach etwas, das er hätte erkennen sollen. Dann, gerade als er im Begriff war einzuschlafen, identifizierte sein davontreibender Geist den Geruch: Benzin.
    Schlagartig und panisch kam er in die Wirklichkeit zurück, befahl seinen Armen und Beinen, sich zu bewegen, seinem Mund zu brüllen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Nur die Augen konnte er gerade weit genug öffnen, um zu sehen, wie die Leute den Raum verließen. Die Frau blieb kurz vor ihm stehen und beugte sich vor. Ihre lächelnden Lippen öffneten sich und sagten irgendwas Beruhigendes. Dann riss sie das Streichholz an.

[home]
1 Jaime Vegas, Center Stage
    S ein ganzes Leben auf der Bühne zu stehen bringt durchaus auch Nachteile mit sich – einer davon ist, dass man vergisst, wie man sich verhält, wenn man mal nicht dort ist. Nicht, dass es viel ausmachte. In einem Leben wie meinem steht man im Grunde immer auf der Bühne. Nicht einmal auf dem Weg vom Schlafzimmer in die Küche kann man sich wirklich entspannen … jedenfalls nicht, wenn beide Räume sich am Set eines der meistpropagierten Fernsehspecials der Saison befinden und man selbst eine der Hauptrollen spielt.
    Meine Karriere hatte begonnen, als ich drei Jahre alt war. Meine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden hatte, dass ich etwas zur Begleichung der von mir verursachten Kosten beitragen sollte, hatte mich frühzeitig auf die Laufstege der Kleinkinder-Schönheitswettbewerbe geschickt. Eigentlich hätte ich ständig von dem Tag träumen müssen, an dem ich all das endlich los sein würde. Aber wenn ich ins Rampenlicht trat, richteten sich alle Augen auf mich, und ich glänzte. Das Rampenlicht wurde mein Zufluchtsort, und heute, vierzig Jahre später, gibt es zwar Tage, an denen mir eigentlich nicht danach ist, mir Zehn-Zentimeter-Absätze an die Füße zu schnallen und zu lächeln, bis mir der Kiefer weh tut – aber mein Herz schlug trotzdem eine Spur schneller, als ich diesen Flur entlangging.
    Das Geräusch einer Säge übertönte das Klicken meiner Absätze auf dem Dielenboden. Das Aroma von Sägemehl und Öl trieb mir in die Nase, und ich
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