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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
Autoren: Ursula Essling
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Stand er nicht hier und entriss der Erde alles, was sie hervorgebracht hatte? Viel schlimmer als eine Blattlaus! Also musste er sich selbst vernichten. Er ging in seinen Schuppen und holte Rattengift und Mausefallen. Das Gift schüttete er sich in seinen mitgebrachten Tee und die Mausefallen legte er in den Bohnen aus. Es waren Buschbohnen. Er erntete natürlich weiter - und eine Falle schnappte zu. Er schrie auf und sofort kam ein Nachbar angelaufen. Er wollte die Falle wegmachen, aber mein Onkel ließ es nicht zu. So begann es also.“
    Herr Merkel seufzte: „Er versuchte es halt wieder, weil er sich wirklich für einen Schädling hielt, der unbedingt vernichtet werden musste. Das Schlimmste war aber, dass er auch so redete. Nun, dann haben sie ihn halt in die Klinik gebracht. Praktisch, um ihn vor sich selbst zu schützen. Das ging zwei Jahre gut. Dann starb er von selbst“.
    „Das war alles?“ Rita klang genauso enttäuscht, wie ich es war. Die Geschichte ist ja ganz interessant, aber es passiert sicherlich öfter, dass jemand verrückt wird, als das ein Unschuldiger geköpft wird.
    Wir waren froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Diese dumpfe Stube mit den etwas merkwürdigen alten Leuten hatte uns doch bedrückt. Jetzt waren wir jedoch genauso schlau wie zuvor.
    Wir hatten jetzt aber keine Lust mehr, weiter zu forschen. Wer weiß, was da noch alles rauskommen würde, was wir gar nicht wissen wollten.
     

Rock oder Hose?
    Unser Lehrer hat Herrn Bollmann, in seiner Eigenschaft als Bürgermeister natürlich, dazu überreden können, Geld für eine Bibliothek rauszurücken. Diese Bücherei soll nicht nur der Schule, sondern allen Einwohnern zugutekommen. Herr Lorbach möchte sich Verdienste um die Bildung der Kattenbacher schaffen.
    Es gibt eine Kartei, in der die Titel nach Alphabet geordnet sind und feste Sprechstunden bei Herrn Lorbach. Ich finde das gut, denn ich bekomme ja immer nur zu Weihnachten und zum Geburtstag ein Buch, und immer die Fortsetzung von „Elke“. So schnell wie diese Elke, die mittlerweile selbst schon Kinder hat, kann ich überhaupt nicht wachsen.
    In der Schule leihen sich viele Kinder Bücher aus. Es gibt sogar welche für Erstklässler, aber auch für die Großen. Sogar Erwachsene kommen in die Bibliothek. Natürlich leihen sich unsere Nieten und Blasen keine Bücher. Aber das hat Herr Lorbach vorausgesehen. Nun wollte sich eine davon, die Brünhilde Budzinski nämlich, doch tatsächlich was ausleihen. Ich habe hinter ihr gewartet und bin ehrlich gesagt, genauso verwundert gewesen wie Herr Lorbach. Sie wollte „Wem die Stunde schlägt“ haben. Da hat Herr Lorbach gesagt, das sei noch nichts für ein Kind. Brünhilde meinte jedoch, dass ihre Mutter das Buch lesen wolle. „Die kapiert das genauso wenig, wie Du“, schnauzte unser Lehrer. „Das ist kein Lore Roman, sondern Literatur!“
    Brünhilde ging ganz bedrückt weg, natürlich ohne das Buch. Sie kann ja nichts dazu, dass sie zu den „Nieten“ gehört. Sie hört schlecht, seit sie mal eine Mittelohrentzündung hatte, die ihre Eltern nicht bemerkten. Es gibt aber auch Leute, die glauben nicht so recht an die Mittelohrentzündung. Die behaupten, Brünhildes Vater hätte sie mal so schlimm geohrfeigt, dass dem armen Kind buchstäblich das Hören verging, jedenfalls auf der Ohrfeigenseite. Deshalb ist der Unterricht für sie schwierig. Die Aufgaben kann sie auch nur selten machen, da sie auf ihre drei kleinen Geschwister aufpassen muss, weil ihre Mutter dauernd Migräne hat. Brünhilde sah ganz unglücklich aus. Ich fand Herrn Lorbach in diesem Moment auch ziemlich gemein.
    Neulich hat er Hildegard Holler heimgeschickt, weil sie nicht passend angezogen war. Es war ein recht kühler Tag und Hildegard hatte einen Rock und noch eine lange Hose drunter an. Da hat er sich so darüber aufgeregt, als wäre sie nackt in die Schule gekommen.
    „Wie Du aussiehst! Entweder trägt man als Mädchen eine Hose oder einen Rock, wer hat denn den schlechten Geschmack? Du oder Deine Mutter?“
    Jedenfalls musste Hildegard nach Hause und etwas ausziehen. Er ließ ihr großzügigerweise noch die Wahl, ob sie den Rock oder die Hose ausziehen wollte.
    Wenn er so in Zorn gerät, flüstert mir Rita immer zu: „Seine Silberplatte kocht wieder mal!“
    Dann müssen wir immer so kichern. Wenn er das aber merkt, wird er noch wütender.
    Er hat sogar mal seinen Liebling, die artige Anita, nach Hause geschickt. Da war er superwütend.
    Das ist im
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