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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?
Autoren: Ursula Essling
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letzten März gewesen. Wir hatten Musik und sollten singen. Und zwar ausgerechnet „Der Winter ist vergangen“. Da hat Anita ganz vergessen, dass sie ja ein braves Mädchen ist und gemault: „Was für ein Blödsinn, ausgerechnet dieses Lied, wenn’s draußen schneit!“ Es hat wirklich geschneit, die Flocken wirbelten nur so rum. Seine Silberplatte muss unerträglich heiß geworden sein, denn er brüllte fürchterlich: „Was bildest Du Dir eigentlich ein? Verschwinde und lass Dich heute nicht mehr hier sehen!“
    Anita verschwand, sie war kein bisschen traurig. Später erzählte sie, ihre Mutter hätte gerade Wäsche aufgehängt und sei ganz froh gewesen, dass sie so unerwartet Hilfe bekommen habe.
    Aber das Tollste hat sich Herr Lorbach mit mir geleistet.
    Er hat gemerkt, dass ich öfter mal meine Aufgaben nicht hatte. Da wollte er mal mit meinem Vater oder meiner Mutter sprechen. Da ich meiner Mutter die Aufregung ersparen wollte, habe ich zu Hause nichts davon gesagt. Unserem Lehrer aber habe ich erzählt, meine Eltern hätten keine Zeit. Das, fand ich, war die beste Lösung. Und es ging ja auch eine ganze Weile gut.
     
     

Geburtstag in Timbuktu
    Es war ein verregneter Sonntag, Tante Lotte und Renate waren da. Es gab Erdbeertorte mit Schlagsahne, weil wir meinen Geburtstag nachfeierten. Die Erdbeeren hatte Inge gesammelt und mir zum Geburtstag geschenkt. Trotzdem bekamen alle was von dem daraus entstandenen Kuchen. Ich bekam ja auch Geschenke. Tante Lotte schenkte mir ein Buch mit Erzählungen von Theodor Storm und Renate extra noch eine Tafel Schokolade.
    Da hat’s geklingelt.
    Es war Herr Lorbach!
    „Guten Tag, Ulrike, sicher sind Deine Eltern heute zuhause!“
    Sie waren es und baten Herrn Lorbach, hereinzukommen.
    Ich wäre so gerne in Timbuktu gewesen, wo immer das auch sein mag. Aber mir blieb nur die Flucht ins Schlafzimmer. Da stand ich zitternd am Fenster, die zerteilte Tafel Schokolade in der Hand und hatte ganz einfach Angst. Ausgerechnet heute, diese Blamage vor Tante Lotte. Ich musste was tun, aber was? Ich konnte schließlich nicht ewig im Schlafzimmer bleiben. Da musste ich irgendwie durch. Also fasste ich mir ein Herz. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und bot meinem Lehrer ein Stück Schokolade an.
    Der nahm sogar was. „Wenn ich gewusst hätte, dass Du heute Geburtstag feierst, wäre ich nicht vorbei gekommen!“
    Aber jetzt war er da. Und es kam alles raus.
    Meine Mutter legte ihr Gesicht in besorgte Falten, was sie viel älter macht. Mein Vater hat seine grimmige Maske aufgesetzt und die andern hörten interessiert zu. Für alle war meine Faulheit ganz was Neues.
    Nur für mich nicht!
    Ich zitterte immer noch.
    Mein Lehrer muss das irgendwie gemerkt haben, denn jetzt wurde sein Gesicht fast menschlich. Ja, er fing sogar an, Mama zu trösten. Er meinte, das wären wohl die ersten Anzeichen der Flegeljahre und man dürfe so was nicht so tragisch nehmen.
    Jetzt starrten mich alle an. Wieder mal war ich der absolute Mittelpunkt, dabei wollte ich das überhaupt nicht sein.
    „Wissen Sie“, dozierte Herr Lorbach, „es gibt mehrere Kinder in meiner Klasse, die ihre Aufgaben selten oder nie machen. Ja, die überhaupt kein Interesse am Unterricht zeigen!“ Damit meinte er sicher die Blasen und Nieten, nannte sie aber ausnahmsweise einmal Kinder. „Aber um Ulrike wäre es wirklich schade. Sie ist so aufgeweckt, macht in der Regel mit. Ja, ich kann sagen, dass ich froh bin, sie in meiner Klasse zu haben. Gerade im mündlichen Sachunterricht ist sie meine beste Schülerin!“
    Jetzt war ich aber überrascht! Seit wann war ich eine gute Schülerin? Naja, beim Rechnen hielt ich mich nach wie vor zurück. Aber Sozialkunde, Geschichte und Naturkunde machte ich gerne, jedenfalls seit Herr Lorbach unser Lehrer war. Nun war die Welt nicht mehr ganz so schwarz, Mamas Gesicht glättete sich und ich wünschte mich nicht mehr unbedingt nach Timbuktu.
    Herr Lorbach verzichtete taktvollerweise auf die ihm angebotene Tasse Kaffee und verabschiedete sich zur allgemeinen Erleichterung. Ich musste versprechen, meine Aufgaben in Zukunft immer zu machen, was ich natürlich auch tat (ich meine, ich habe es versprochen). So wurde es doch noch ein einigermaßen geburtstagsmäßiger Nachmittag.
     
     

Der letzte Tanz
    Rita großer Bruder Klaus ist tot. Er ist mit seinem Motorrad verunglückt, weil er seine Freundin, die in Auenheim wohnt, nach Hause brachte. Sie waren tanzen. Für Klaus war es der letzte
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