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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an
Autoren: Ulli Potofski
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Anwesenden.
    Patrick fuhr fort: »Mein Vater hatte lediglich mit Herrn Beckenbauer einen kleinen Plausch. Zufällig machte dann einer Ihrer Fotografen dieses Bild und setzte Gerüchte in die Welt.«
    Stettler trat Locke anerkennend unter dem Tisch leicht mit dem Fuß, und Wogt, der Pressefachmann, nickte ihm zu und moderierte clever ab.
    »Dann können wir uns wohl wieder rein sportlichen Themen zuwenden. Die nächste Frage bitte.«
    Diesmal wurde eine Hand in der letzten Reihe gehoben. Ein Mann in einem eleganten hellen Anzug erhob sich. In seinem freundlichen Gesicht war ein dicker schwarzer Schnurrbart.
    »Mein Name ist Erduan Özyl«, stellte er sich vor, »von der Zeitung Hürriyet, die in Istanbul erscheint.«
    Locke registrierte, der Journalist sprach ein ausgezeichnetes Deutsch, dann hörte er: »Herr Schubert, wir waren in der Türkei mehr als begeistert, als Sie im Eröffnungsspiel Ihr Handspiel zugegeben haben. Nehmen wir einmal an, im Endspiel gäbe es wieder eine solche Situation. Würden Sie nochmals so handeln?«
    Patrick errötete leicht. Dann kam leicht zögernd seine Antwort.
    »Ach wissen Sie, ich hoffe natürlich, dass es nicht noch einmal zu einer solchen Szene kommen wird. Ich habe meinen Trainer gebeten, mich von allen Abwehraufgaben zu befreien. Und eine alte Fußballweisheit«, setzte er hinzu, »besagt ja schließlich, dass Stürmer im eigenen Strafraum nichts zu suchen haben.« Wieder hatte er die Lacher auf seiner Seite.
    Auch Herr Özyl lächelte und fügte nun seinerseits an:
»Herr Schubert, ich habe die Ehre, Sie im Namen meiner Zeitung nach der U15-Europameisterschaft für ein Wochenende nach Istanbul einzuladen. Ihre Ehrlichkeit hat eine ganze Nation gerührt und wir möchten Sie etwas näher kennenlernen.«
    Jetzt war Patrick knallrot angelaufen. Stettler mischte sich schnell ein.
    »Aber nicht, dass Galatasaray ihn dann kauft.«
    Alles im Raum lachte erneut und der Medienexperte Wogt setzte noch einen drauf, indem er an Benno Weberski die Worte richtete: »Bitte nicht in dein Blatt setzen, lieber Benno, es war nur ein Scherz.«
    Auch Kevin bekam noch einige Fragen gestellt, so von der Qualität: »Wer ist ihr Vorbild?«, und dann war die launige Fragerunde auch schon vorbei.

    Eva war in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen, was den Kontakt zu Locke betraf, und sie hatte nun zumindest ein ungefähres Gefühl dafür, was es hieß, eine echte »Fußballerbraut« zu sein … Deshalb freute sie sich riesig, als Patrick sie am Samstag anrief, um wenigstens ein paar Minuten mit ihr zu sprechen. Sie ärgerte ihn zunächst ein wenig mit dem Artikel in der Zeitung, dem in die Welt gesetzten Gerücht, dass die Bayern ihm einen Vertrag anbieten wollten.
    »Du, nach München ziehe ich aber nicht deinetwegen«, sagte sie. »Obwohl mein Vater von der Stadt mächtig schwärmt. Aber ich glaube, nur deshalb, weil Zahnärzte dort das Doppelte von dem verdienen, was sie hier in Gelsenkirchen bekommen können.«
    Patrick lächelte dazu vergnügt. »Es ist aber auch so«, erwiderte er, »dass die Zahnarztfrauen in München das Dreifache von dem ausgeben, was sie in unserer nicht ganz
so schönen Stadt ausgeben können. Und jetzt lass den Quatsch. Was gibt es Neues?«
    Eva musste nicht lange überlegen: »Du glaubst es nicht! Diese Plattenfirma hat sich bei Pfarrer Kelter gemeldet. SCHULTERROR läuft extrem gut inzwischen und jetzt halt dich fest: Die wollen …« Sie machte eine wirkungsvolle Pause. »Die wollen ein ganzes Album mit uns aufnehmen! Locke, ich kann es noch immer nicht fassen, wir können zwölf eigene Lieder produzieren. Lass dich überraschen, die Band arbeitet schon fleißig an den Songs. Wenn du wieder hier bist, fangen wir richtig an zu proben. Es gibt auch einige Anfragen für Auftritte.« Sie lachte. »Das können wir natürlich alles erst ab Montag in Angriff nehmen. Jetzt werde du erst mal Europameister.«
    Locke war völlig sprachlos. Und das, wo die Minuten zum Telefonieren so kostbar waren. Die Zeit saß ihm im Nacken, die Mannschaft war verabredet, sich das sogenannte »kleine« Endspiel im Fernsehen anzusehen, um den dritten Platz des Turniers.
    »Mann, Eva … mir … fehlen echt die Worte«, stotterte er dann, »das war echt nicht vorauszusehen. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich so was erwartet. Solch ein Erfolg! Jetzt haben wir das Bein in der Tür … ich … ich«, er brach ab. »Wir müssen in Ruhe über alles reden«, sagte er dann. »Bloß jetzt … jetzt
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