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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an
Autoren: Ulli Potofski
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dem Platz spielten sich unfassbare Bilder ab. Die deutschen Jungs lagen freudetrunken übereinander auf dem Rasen.
Stettler war mit dem gesamten Betreuerstab und allen Ersatzspielern ebenfalls zur siegreichen Elf gerannt.
    »Wir sind ein Team! Wir sind ein Team!«, riefen die Spieler immer wieder und Stettler wurde hochgehoben und rund um den Platz getragen. Es war der absolute Wahnsinn!
    Völlig geknickt lagen die türkischen Jungs auf dem Platz. Einige von ihnen weinten. Doch ihre Landsleute feierten sie mit Sprechchören - die Mannschaft hatte ein wunderbares Spiel abgeliefert.
    Patrick setzte sich aus dem Pulk der deutschen Spieler etwas ab. Er blickte suchend über den Platz. Dann sah er ihn. Matz kauerte an der Mittellinie, tief in sich versunken. Locke ging auf ihn zu.
    »Hey, nicht traurig sein.« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Wir hatten einfach etwas mehr Glück als ihr.«
    Matz schaute ihn an und es liefen tatsächlich Tränen über sein Gesicht.
    Patrick hatte seinen Freund noch nie weinen sehen. Mühsam suchte er nach Worten. »Komm, Matz, steh auf, ihr könnt stolz auf eure Leistung sein. Ihr wart doch klasse!«
    Matz schniefte, wischte sich übers Gesicht, dann grinste er schon wieder.
    »Kutlu Olsun, Locke!« Patrick schaute ihn fragend an.
    »Das heißt ›Herzlichen Glückwunsch‹!«, erklärte Matz. Patrick antwortete nicht. Er hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
    Auf dem Rasen wurde jetzt eine kleine Bühne errichtet. Michel Platini, der Präsident der UEFA, überreichte unter dem Applaus der Zuschauer die silbernen Medaillen an die türkische Mannschaft. Danach wurde der EM-Pokal an die deutschen Spieler übergeben und nochmals ging eine Woge der Begeisterung durch das Stadion.
    Eine Konfettimaschine ließ tausende kleiner Goldteilchen
regnen und ein super Tagesfeuerwerk tauchte das weite Fußballrund minutenlang in ein zuckendes Licht. Die Europameisterschaft war vorüber.

    Piekfein war das Dortmunder Hotel, in dem zu Ehren der Sieger ein Bankett gegeben wurde. Es war ein herrlicher Abend, und Locke machte endlich gut, dass er in den letzten Wochen wenig Zeit für Eva hatte. Ganz dicht saß er bei ihr, hatte seinen Arm um sie gelegt und hielt sie ganz, ganz fest.
    Die anderen Gelsenkirchener und Stettler saßen mit am Tisch. Vater Schubert strahlte vor Glück. Pfarrer Kelter fachsimpelte mit dem Bundestrainer. Zahnarzt Dahl tat so, als ob er sich schon immer für Fußball interessiert hätte, und Lockes Mutter genoss einfach nur die Stunden des Glücks.
    »Übrigens«, sagte da Eva und löste sich aus Lockes Arm. »Du bist nicht nur Europameister geworden, sondern du gehörst nun auch zur ›Top Hundert‹.«
    Locke kapierte nicht sofort, was Eva meinte.
    »Wie ›Top Hundert‹?«, fragte er.
    Nachsichtig lächelte Eva, dann sagte sie: »Unser Song, SCHULTERROR … er ist unter die besten einhundert verkauften Singles in Deutschland gekommen.«
    Patrick machte Riesenaugen. Vor Staunen brachte er kein Wort hervor. Noch vorgestern die Meldung, dass sie eine eigene CD einspielen sollten, und nun noch das …
    Als hätte Matz das Stichwort gehört, kam er jetzt an ihren Tisch, und Eva nutzte die Gelegenheit. Unbekümmert sprach sie ihn an: »Matz, nächste Woche bist du doch bei den Proben der DEVILS wieder mit dabei - oder?«
    Matz freute sich sichtlich. »Wenn ihr mich noch gebrauchen könnt! Aber was wird Ronny dazu sagen?«

    Da erklärte Patrick feierlich: »Kein Problem, die NEW KICKING DEVILS machen jetzt zu fünft weiter. Wir werden die neuen Rolling Stones!« Die Freunde mussten lachen. Sie griffen zu den Gläsern - Cola, Saft und Tonic - und stießen an. Plötzlich näherte sich ein Mitarbeiter des Hotels ihrem Tisch.
    »Hallo, Herr Schubert«, er lächelte, »gratuliere zum EM-Titel. Hier sind zwei Nachrichten für Sie abgegeben worden«, sagte er und überreichte höflich zwei Briefumschläge.
    »Nanu?«, fragte Eva ironisch. »Liebesbriefe von Verehrerinnen?«
    Locke war etwas verunsichert. »Blödsinn!«
    Neugierig riss er die Briefe auf. Der erste kam von Schalke 04:
    Lieber Locke,
wir würden gerne mit Dir über einen Profivertrag reden.
Herzlichen Glückwunsch zum Europameistertitel. Bitte gib uns
nächste Woche Bescheid, wann es Dir passt.
Vorstand Schalke 04
    Patrick lief es heiß und kalt über den Rücken. Ein Profi-Angebot. Das konnte nicht wahr sein! Die Hände zitterten ihm, als er den zweiten Brief öffnete. Er kam vom FC Bayern München.
    Sehr geehrter Patrick
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