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Lobgesang

Titel: Lobgesang
Autoren: Ken Scholes
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jemanden, der in Täuschung und Spionage geübt war, der sowohl Zugang zu den Archiven des Ordens als auch die Entschlossenheit besaß, eine ganze Stadt zu ermorden. Nach wie vor war Vlad Li Tam der wahrscheinlichste Kandidat. Aber sie hatten sich schon gekannt,
als sie noch kleine Jungen gewesen waren, und Petronus hatte Tam geglaubt, als er gesagt hatte, Rudolfo wäre sein Werk, aber nicht die Verheerung von Windwir.
    Weshalb sollte er mir die Beweise überlassen?
    Das Werk trug die Handschrift eines Tam. Und Vlad war schnell zur Tat geschritten, hatte sein Netzwerk aufgelöst und es restlos aus den Benannten Landen getilgt. Mit Sicherheit war sein Haus auf irgendeine Art involviert. Weshalb sonst sollte er fliehen, sein weitläufiges System von Kurtisanen und Spähern aus dem Spiel nehmen, die Bank schließen, die schon seit Generationen im Geschäft war, und das Vermögen des Hauses Li Tam dem Orden übergeben, wenige Tage bevor der Besitz des Ordens an Rudolfo ging?
    Oder es mochte tatsächlich eine Bedrohung von außerhalb geben. Vielleicht war das Dokument, das Petronus nicht unterschrieben hatte, keine Fälschung der Tam, sondern die Schöpfung einer geheimen Sekte innerhalb des Ordens, die sich geschworen hatte, das Licht unter allen Umständen und um jeden Preis zu schützen.
    Vor sieben Monaten, als unter seinen Fingernägeln noch Sethberts Blut geklebt hatte, hatte sich Petronus der Aufgabe verschrieben, es herauszufinden.
    Er steckte die Papiere zurück in den Beutel und ging abermals zum Fenster. Eine Abrechnung . Das Gefühl war stärker geworden, aber die Nacht war ruhig. Hoch oben leuchtete eine blaugrüne Mondsichel an einem sternenübersäten Himmel. Petronus seufzte und zog die Vorhänge aus grobem Stoff zu.
    Ehe er in sein schmales Bett kroch, warf er seine Kutte ab und zog sein Nachthemd an. Er zog die Wolldecken bis zum Hals hoch und legte sich auf die Seite, um das Feuer am anderen Ende des Zimmers betrachten zu können. Das tanzende Licht war ihm kein großer Trost, aber schließlich nahm ihn der Schlaf in seine starken Arme. Auch in seinen Träumen verschwand das Feuer
nicht. Ein brennendes Dorf, eine rauchende Stadt. Blut unter seinen Nägeln.
    Ein Geräusch erklang, Petronus regte sich und setzte sich flink auf, während die Tür seiner Hütte aufschwang. Seine Finger schlossen sich um den Griff des Angelmessers, das er unter seinem Kissen versteckt hielt.
    Die von Magifizienten gedämpfte Stimme kam von der anderen Seite des Raumes, aber Petronus sah dort nichts. »Und so«, sagte sie, »sollen die Sünden des P’Andro Whym seine Kinder heimsuchen.«
    Petronus lächelte und stellte sich der Abrechnung, sein Messer in der Hand.

Kapitel 2
    Winters
    Winteria bat Mardic blickte auf ihrem Balkon über Rudolfos Gärten hinaus und fragte sich, wie es kam, dass sie sich um eines Jungen willen hierher begeben hatte.
    Die kalte Nacht war erfüllt vom Lärm des Ehrenfestes, das ihr Gastgeber ausrichtete, und Winters stellte sich die Darbietung vor, die Hanric in ihrem Namen zum Besten gab. Es ist seltsam, der Sumpfkönig zu sein , dachte sie. Die Königin. Schon bald würde sie ihre Mündigkeit erlangen und Hanric die Axt der Herabkunft und den Weidenthron abnehmen. Gemeinsam mit dem gelehrten Androfranziner, den sie diesen Dieben in ihren grauen Talaren abgeworben hatten, hatte der engste Freund ihres Vaters sie auf diesen Tag vorbereitet. Sie war beinahe so weit, den Rest der Welt die Wahrheit erfahren zu lassen.
    Ihr Volk kannte die Wahrheit, und es genoss ihr Vertrauen. Es hatte die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass es besser war, die Angelegenheiten der Sümpfler im Sumpfland zu belassen. Für Außenstehende war Winters jedoch nichts weiter als eine Dienerin im Gefolge des Sumpfkönigs, zu schändlichen Diensten angehalten, wie es ihre Nachbarn in der Neuen Welt glauben wollten. Sie wusste aus gut unterrichteter Quelle, dass der Geheimdienst der Androfranziner ihre Rolle einmal als die einer Wahrsagerin und Gefährtin des Königs beschrieben hatte. Unter
normalen Umständen, wenn sie lediglich von ihrem Stamm umgeben war, herrschte sie im Stillen und diente ihrem Volk, indem sie ihre Träume dem Buch der Träumenden Könige hinzufügte. Bei Staatsangelegenheiten wie dem heutigen Fest jedoch war wahrhaftig kein Platz für sie. Aber sie war auch nicht wegen des Festes zu Ehren von Rudolfos Stammhalter gekommen, auch wenn es eine hervorragende Gelegenheit war, ihm die Ehre zu erweisen.
    Sie
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