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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked
Autoren: Kevin Brooks
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spekulieren, auf welche Musik Curtis stand, um dann so zu tun, als ob ich genau die Richtung auch mochte – was ich zuerst tatsächlich tun wollte. Aber auch wenn er inzwischen nicht mehr so richtig hippiemäßig aussah – er hatte seine langen Haare abgesäbelt und trug jetzt etwas, das wie ein verrücktes Vogelnest wirkte, und seine vergammelten alten Jeans waren unmodern, aber sehr cool, ohne Schlag –, nahm ich natürlich an, dass er Musik mochte, die mir nicht gefiel und mit der ich mich auch nicht auskannte, zum Beispiel Progressive Rock: Bands wie Genesis und Yes und Pink Floyd. Und wenn ich ihm erzählt hätte, dass ich Genesis mochte, und er mich gefragt hätte, welches meinLieblingsalbum sei, hätte ich kein einziges nennen können. Und das wäre wirklich peinlich gewesen. Deshalb sagte ich ihm lieber die Wahrheit und versuchte erst gar nicht, ihn zu beeindrucken.
    »Na ja, ich hab gerade das neue Album von Cockney Rebel gekauft«, erklärte ich. »Das gefällt mir echt gut.«
    »Welches?«, fragte Curtis. » The Best Years of Our Lives ?«
    »Nein … das davor.«
    » The Psychomodo ?«
    »Ja, genau.«
    Er nickte wissend. »Ist aber nicht so gut wie The Human Menagerie .«
    »Welches Album ist das schon?«
    Er warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus. »Wen magst du noch?«
    »In letzter Zeit hab ich viel die Sensational Alex Harvey Band gehört und David Bowie … und ich finde die alten Sachen von den Stones gut.«
    »Was ist mit den Stooges? Hast du von denen gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaub, nein.«
    »Iggy Pop and the Stooges … die musst du dir anhören. Die sind unglaublich. So richtig schön laut und dreckig, verstehst du?«
    »Klar«, sagte ich, nicht ganz sicher, was er meinte. »Und das sind Sachen, die dir gefallen?«
    »Ich mag alles Mögliche«, sagte er. »Die Stooges, Velvet Underground, die New York Dolls … die Faces, Dr. Feelgood.« Er sah mich an. »Hast du die Feelgoods gesehen? Die haben im Januar im Rainbow gespielt. Fantastisch. Wahnsinnsband – so richtig schön schnell.«
    Ich lächelte. »Schnell?«
    »Ja.«
    »Das heißt, hauptsächlich magst du Sachen, die laut, dreckig und schnell sind?«
    »Ja«, sagte er grinsend. »Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.«
    »Und deine eigene Band ist auch so?«
    »Warum kommst du nicht mal vorbei und findest es selbst raus? Wir proben morgen. Du kannst ja mal hören, was wir so spielen, und wenn’s dir gefällt …« Er unterbrach sich und sah mich an. »Na ja, wie gesagt, wir suchen einen Bassisten und ich glaube, du wärst einfach perfekt.«
    »Wieso denn?«, fragte ich total überrascht. »Ich meine, ich könnte das verstehen, wenn ihr jemanden an den Keyboards suchen würdet –«
    »Scheiße, nein«, sagte er. »Keyboards geht überhaupt nicht. Wir brauchen jemanden am Bass.«
    »Aber ich hab doch noch nie Bass gespielt.«
    »Na und?« Er zuckte mit den Schultern. »Das hast du schnell raus. Ist nichts anderes als eine Gitarre mit ein paar Saiten weniger.« Er lächelte. »Und abgesehen davon spielen wir ja nicht Debussy oder so was.«
    »Ja, schon, aber trotzdem versteh ich nicht, wieso du mich fragst … es muss doch andere Leute geben –«
    »Ich will keine anderen Leute«, sagte er auf einmal mit Nachdruck. »Ich hab’s mit andern Leuten probiert, aber genau das sind sie eben – andere Leute. Und das ist nicht gut genug. Ich brauche besondere Leute, Leute, die wirklich ernst meinen, was sie tun.« Er sah mich nachdrücklich an. »Egal was du machst, es hat keinen Sinn, wenn du es nicht wirklich ernst meinst, Lili. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
    »Ja …«, sagte ich leise, etwas erstaunt über die plötzliche Leidenschaft. »Ja, ich versteh, was du meinst.«
    Er starrte mich noch einen Moment länger an, ohne etwas zu sagen, und sein Blick brannte sich in meine Augen, dann entspannte er sich auf einmal wieder und ein sorgloses Lächeln trat in sein Gesicht. »Schau«, sagte er, »ich weiß, das Ganze kommt ein bisschen plötzlich für dich und klingt wahrscheinlich total absurd, aber ich glaube einfach, du wärst perfekt für die Band. Du liebst Musik, das ist eindeutig. Du kannst spielen. Du bist irgendwie verrückt … und du siehst echt gut aus.« Er grinste. »Ich meine, was kann man von einem Bassisten mehr wollen?«
    »Verrückt?«, sagte ich und hob eine Augenbraue.
    »Ja …«
    »Du findest, ich bin verrückt ?«
    Er lächelte. »Das ist ein Kompliment.«
    Ich wusste, was er
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