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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked
Autoren: Kevin Brooks
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»… with Naked. «
    Während die Kamera erneut über die Menge schwenkt, hört man die ersten vier Takte von Naked und dann sieht man Curtis – wie er über seine Gitarre gebeugt die Akkorde heraushaut – und dann fallen Bass und Schlagzeug krachend ein und o Gott … ich hatte vergessen, wie gut das klingt. Gewaltig und laut, atemberaubend stark … und jetzt taumelt Curtis zum Mikro, torkelt und wirbelt über die Bühne, und er starrt wie ein Irrer in die Kamera, öffnet den Mund und fängt an zu singen:

    IDLE BLACK EYES
    AND DRUG - YELLOWED SKIN
    THE DREAM FLOWERS DIE
    ON HER COLD NAKED SIN …
    Er singt natürlich nur Playback, aber das spielt keine große Rolle – es klingt fantastisch und er sieht echt gut aus … und dann schwenkt die Kamera rüber zu mir …
    Und ich sehe schrecklich aus.
    Ich bin ganz schwarz gekleidet – enge schwarze Jeans, enges schwarzes Top –, mein Gesicht ist totenbleich und ich wirke wie in Trance. Meine Hände bewegen sich auf dem Bass, aber alles andere ist still. Ich stehe nur da, starre ins Nichts. Meine Augen sind leer, mein Gesicht ausdruckslos … ich bin total weg. Nicht mal, als die Kamera von meinem Gesicht geht und für einen kurzen Moment anzüglich auf meine Brüste schwenkt, reagiere ich, sondern starre nur weiter geradeaus, ins Leere.

    I’M NAKED !
    YOU ’ RE NAKED !
    Es ist ein wirklich eigenartiges Gefühl, mich auf dem Bildschirm zu sehen. Ich kann erkennen, wie ich damals auf andere gewirkt haben muss – gut aussehend, auf eine irgendwie kaputte, aber trotzdem attraktive Art … ich wirkte wahrscheinlich einfach cool, als ob mich alles nichts anginge … und auf jeden Fall rock-’n’-roll-mäßig.
    Aber so war es nicht.
    In Wirklichkeit stand ich einfach nur unter Schock.

    WE’RE NAKED!
    … NAKED!
    Doch das Eigenartigste – und für mich Berührendste – ist, dass man, obwohl William nicht mit uns auf der Bühne ist, sehr deutlich sieht, wo er gestanden hätte, wenn er dabei gewesen wäre. Es gibt eine deutlich sichtbare Lücke auf der Bühne, gleich rechts neben Curtis, wo William immer gestanden hat, und ob Curtis nun bewusst diese Lücke meidet oder nicht … keine Ahnung.
    Aber er geht nicht hin.
    Kein einziges Mal.
    Es ist, als ob da irgendwas im Weg wäre.
    Und je länger ich das Video betrachte – und ich habe es nun schon etliche Male angesehen –, desto überzeugter bin ich, dass wirklich etwas da ist …
    Eine Energie vielleicht …
    Eine Kraft.
    Ein Geist.
    Aber natürlich weiß ich, dass das Unsinn ist. Ich weiß, es ist nicht William …
    Doch als ich das Video das letzte Mal angeschaut habe, vor weniger als fünf Minuten, hätte ich schwören können, dass ich für einen Moment ein geisterhaftes Gesicht sah, das mich anblickte – blasser Teint, ein wunderbares Lächeln, leuchtende haselnussbraune Augen …
    Und für einen kurzen Moment musste ich weinen.
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