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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked
Autoren: Kevin Brooks
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ein bisschen Zeit, drüber nachzudenken? Ich meine, es eilt ja nicht.«
    »Ich hab schon drüber nachgedacht.«
    »Ja, okay, aber –«
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
    »Hör zu, Lil«, sagte er und sah mich an. »Ich weiß, wie du dich gerade fühlst –«
    »Nein, weißt du nicht.«
    »… aber die Sache ist die … du hast jetzt auch Verpflichtungen. Wir haben Interviews in Planung, Fotoaufnahmen, Auftritte, vielleicht auch noch mehr Fernsehshows … ich meine, wenn wir jetzt nicht die Chance nutzen –«
    »Tut mir leid, Curtis«, antwortete ich. »Aber das ist mir wirklich egal. Du musst ohne mich klarkommen.«
    »Tja«, sagte er kalt. »Aber leider nicht nur ohne dich . Ich meine, dann sind ja nur noch Stan und ich übrig.«
    »Verschwinde«, sagte ich leise.
    Er sah mich an. »Ich wollte dich nicht –«
    »Geh einfach, bitte.«
    »Schau, was ich nur sagen wollte –«
    »Ich meine es ernst.«
    Er sah mich einen Moment lang an, und als ich demonstrativ wegschaute, stand er auf und ging schweigend hinaus.
    Ich hab ihn danach nicht mehr oft gesehen – jedenfalls nicht persönlich. Er machte noch eine Weile mit Naked weiter, holte sich einen neuen Bassisten und einen neuen Rhythmusgitarristen, aber es funktionierte nie so richtig. Nachdem relativen Erfolg unserer ersten Single – sie kam in den Charts bis auf Platz zwölf – setzte Polydor große Hoffnungen in die zweite, einen alten Song namens Crack Up , den die neue Naked-Band im Dezember des Jahres aufnahm, aber sie kam bei Weitem nicht an unsere erste Single heran und schaffte es nicht mal unter die Top 40. Kurz danach erfuhr ich, dass Curtis Naked aufgelöst hätte und ein Soloalbum aufnähme. Ich hörte auch, er hätte inzwischen neben allem anderen angefangen, Heroin zu nehmen, und jedes Mal, wenn ich ein Foto von ihm sah, in NME , Sounds oder im Melody Maker , war ganz deutlich: Wenn er sich nicht bald in den Griff bekam, würde er nicht mehr lange leben.
    Das nächste Jahr oder so hörte ich nicht viel über Curtis. Es gab ab und zu Berichte, dass er immer noch an seinem Soloalbum arbeite – das von Eingeweihten ganz unterschiedlich beurteilt wurde, entweder als »echtes Meisterwerk« und »moderne Symphonie« oder als »pompöse Scheiße« –, und es gingen alle möglichen Gerüchte um, dass das Album wegen Rechtsstreitigkeiten oder persönlichen Problemen nie veröffentlicht würde … doch auf einmal, gerade als Curtis’ Traum in einem großen schwarzen Loch zu versinken schien, lief es auf einmal wieder für ihn. Zunächst entschloss sich Peugeot, Heaven Hill als Soundtrack in der Fernsehwerbung für ein neues Auto zu verwenden, und der Song wurde daraufhin so populär, dass Polydor die Single neu herausbrachte, diesmal mit Heaven Hill als A-Seite, und innerhalb weniger Wochen wurde sie ein sensationeller Hit. Nummer eins sowohl in England als auch in Amerika, die Radiosender spielten den Song rauf und runter … es war gigantisch . Und Curtis war plötzlich wieder schwer gefragt. Er war überall, promotete die Platte in Zeitungen und Zeitschriften, sangPlayback dazu in Top of the Pops – mit einer reinen Mädchen-Begleitband – und wirkte tatsächlich viel gesünder als in der Zeit vorher. Nicht allzu dürr und ausgemergelt, nicht allzu gestört … ehrlich gesagt, es schien fast so, als ob es ihm Spaß machte.
    Heaven Hill brachte Curtis nicht nur viel Geld ein, sondern machte ihn auch zu einem Star, einer echten Rock-’n’-Roll-Berühmtheit. Und als schließlich 1979 sein Soloalbum – ein Doppelalbum mit dem Titel Every Moon – herauskam, stieg er in seinem Starruhm zu noch größeren Höhen auf. Es war eine erstaunliche Platte, absolut umwerfend – dunkel, eindringlich, gewaltig, schön … die Kritiker bewunderten sie und das Publikum kaufte sie wie verrückt. Every Moon war wochenlang Nummer eins in den Album-Charts, sowohl in England als auch in den USA, und es wurden drei Singles ausgekoppelt – Stupid , Run for Ever und The Dance upon Nothing .
    Curtis hatte es geschafft. Er hatte sich seinen Traum erfüllt, er hatte bekommen, was er immer wollte – Ruhm, Erfolg, Geld. Er war in der Presse – nicht nur in den Musikzeitschriften – und er war im Fernsehen. Er beherrschte die Nachrichten. Er hatte schöne Freundinnen, er behandelte sie schlecht … er betrank sich, es gab Schlägereien, er nahm Drogen …
    Er war ein Rock-’n’-Roll-Star.
    1981 verließ er London und ging nach Los Angeles, in der Hoffnung auf
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