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Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag
Autoren: Garth Nix
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vorsichtig zu sein.
    Der silberne Stuhl war im See versunken und schimmerte durch das klare blaue Wasser. Arthur landete auf der Steinsäule und stellte sich in die Richtung, die auch Freitag eingenommen hatte. Als er all die Schläfer sah, die ringsum schwankend dastanden, konnte er nicht anders, als nach dem Gesicht seiner Mutter zu suchen. War sie hier? Waren andere Menschen hier, die er kannte?
    »Beeilung!«, rief ihm Scamandros zu, der sich gerade eingehend den Hinterkopf eines Schläfers besah.
    Arthur holte tief Luft, hob die Arme, wie er es bei Freitag beobachtet hatte, und konzentrierte sich auf den Fünften Schlüssel. Zur Sicherheit sagte er die Worte vor sich hin, wenn auch so leise, dass nur er sie hören konnte.
    »Fünfter Schlüssel, gib die Erfahrungen, die du enthältst, diesen armen Leuten zurück, damit sie wieder so sein können, wie sie waren, bevor Freitag ihnen ihr kostbares Leben gestohlen hat. Füge ihre Erinnerungen zusammen und gib ihnen ihr ganzes Glück zurück –«
    Er hielt einen winzigen Moment inne und fragte sich, ob das alles war, was sie brauchten, wusste aber sofort, dass dem nicht so war. Er selbst wäre auch nicht damit zufrieden, nur seine glücklichen Erinnerungen zu haben.
    »– und ihre ganzen Sorgen. Danke.«
    Der Schlüssel blitzte buntschillernd, Lichtstreifen sprangen aus Arthurs Hand und schlängelten sich über den spiegelglatten und silbern glänzenden See, verbanden sich mit sämtlichen Schläfern und bildeten für ein paar Augenblicke ein strahlend helles Gitterwerk in sämtlichen Farben des Regenbogens.
    Dann waren die Lichtstreifen verschwunden, und der Spiegel in Arthurs Hand wurde blind. Als die Schläfer nach wie vor schwankend dastanden und teilnahmslos mit den Füßen scharrten, breitete Arthur seine Flügel aus und flog zu den anderen zurück.
    »Hat es geklappt?«, rief er voller Angst, noch bevor er gelandet war. »Es scheint ihnen kein bisschen besser zu gehen!«
    Scamandros beugte sich von dem Kopf zurück, den er untersucht hatte, schob sich die Brille noch ein Stück höher auf die Stirn und rief zurück: »Doch! Die meisten, wenn nicht sogar alle gestohlenen Erfahrungen sind zurückgegeben worden. Mit dem Schlaf ist es eine andere Sache – der ist nur ein Befehl Freitags und leicht aufzuheben. Ich schlage jedoch vor, dass wir sie schlafen lassen, bis sie zurückgebracht worden sind.«
    »Das hast du gut gemacht, Arthur!«, lobte das Vermächtnis, das Freitag mittlerweile ausgespuckt und sich unter einen Flügel geklemmt hatte. Die frühere Treuhänderin wehrte sich nicht. Sie saß da und starrte mit trübem Blick ins Leere. »Sehr gut sogar.«
    Arthur hörte es nicht. Er hatte sich schon wieder in die Luft geschwungen und flog über die Menge, auf der Suche nach seiner Mutter.
    »Damit schuldest du mir ein Dutzend Goldrundlinge, Fred«, erinnerte Susi ihren Freund an seine Wettschulden. »Hab dir doch gesagt, dass wir wieder bei Arthur sind und den Fünften Schlüssel geholt haben, bevor wir eine anständige Tasse Tee kriegen!«
    »Wir haben eine Tasse Tee auf Burg Einband gekriegt!«, protestierte Fred.
    »Keine anständige Tasse«, entkräftete Susi seinen Einwand. »Das war Gift.«
    »Ich frage mich, wie wir all diese Leute dahin zurückschaffen sollen, wo sie hingehören«, grübelte Scamandros. »Und wo ich gerade daran denke – ich frage mich, wie wir zurückkommen sollen! Ich habe vergessen, eine Transferplatte einzupacken!«

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

     
     
    Sie ist nicht unter den Schläfern im Krater«, sagte Arthur eine Stunde später. Der silberne Stuhl war aus dem See gefischt und am Ufer aufgestellt worden, und Arthur hatte darauf Platz genommen: der Mittelpunkt eines improvisierten Hofstaats oder Kriegsrats. »Blatt, bist du sicher, dass dieser Harrison es wissen würde, wenn sie hier wäre?«
    Harrison – man hatte ihn im Wäschelager versteckt gefunden – nickte von der Stelle aus, wo er vor Arthur kniete. Blatt, die auf einem Holzstuhl aus einem der näher gelegenen Räume an Arthurs Seite saß, nickte ebenfalls. Neben ihr stand ihre Tante Mango, schwankte von Seite zu Seite und schnarchte gelegentlich.
    »Harrison hat sich die Akten aller Patienten von Freitags Krankenhaus daheim durchschicken lassen. Ich bin auf der Liste, aber deine Mutter wird nirgends erwähnt.«
    »Dann hat sie jemand anderes entführt«, sagte Arthur. »Scamandros, es gibt keinerlei Zweifel, dass sie sich nicht auf der Erde aufhält?«
    »Wenn wir sie
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