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Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag
Autoren: Garth Nix
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Helles in der Hand hielt.
    »Nieser!«, rief Arthur alarmiert. »Wir müssen augenblicklich durch!«
    Der Butler sprang so schnell in den Kreis, dass ihm die langen weißen Haare um das Gesicht wehten und seine Rockschöße bis zum Kreuz hinaufschnellten. Mit großer Gewandtheit stellte er die Zeiger mehrerer Uhren neu ein und sprang wieder hinaus.
    »Geht, Milord!«
    Arthur und seine Gefährten machten einen Satz in den Kreis, just als die Uhren zu schlagen anfingen.

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

     
     
    Steh auf, junges Fräulein!«
    Blatt öffnete ein Auge. Sie lag auf dem Boden. Sie hob den Kopf etwas an, um festzustellen, ob ein Tentakel in ihrer Brust steckte – oder sich irgendein scheußlicher Keimling durch ihre Haut bohrte, um sie langsamer umzubringen, als Milka versprochen hatte.
    Da war nichts. Von der Samenschote war nicht das Geringste zu sehen. Stattdessen war da ein sehr großer, alter Mann mit weißem Haar und einem weißen Dreitagebart am Kinn. Seine durchdringenden blauen Augen waren auf Blatt geheftet. Er trug einen knielangen blauen Mantel, blaue Kniebundhosen und Gummistiefel mit kniehohen Stulpen. In seiner knochigen rechten Hand hielt er eine drei Meter lange Harpune, deren Glitzern Blatt in den Augen wehtat.
    »Kapitän!«, schluchzte Blatt. »Sir!«
    Der Mariner beugte sich nieder und zog sie am Ellbogen hoch. »Am besten wir legen ziemlich schnell wieder ab«, sagte er. »Beim Anlanden mit meiner Jolle habe ich diese Kuppel angeknackst, und jetzt klettern alle möglichen Gärtnerschrecken durch den Riss ins Innere. Abgesehen davon sollten wir auch Freitag aus dem Weg gehen; sie wird nicht sonderlich erfreut sein.«
    Blatt holte seufzend Luft und musste husten, bis sie wieder in Schluchzen ausbrach. Der Mariner klopfte ihr auf den Rücken und trieb sie mit seinen wohlmeinenden Schlägen fast gegen die Wand.
    »Das ist kein Benehmen für einen Schiffsjungen von der alten Gottesanbeterin «, schalt er sie aus. »Du bist jetzt ausreichend sicher.«
    Blatt unterdrückte ihr Schluchzen und nahm Haltung an.
    »Bitte um Entschuldigung, Sir!«, sagte sie und ahmte ungewollt ihren Mentor Albert nach. »Aber da draußen im Krater sind viele Sterbliche, die gerettet werden müssen. Unter anderem auch meine Tante.«
    »Sterbliche retten!«, rief der Mariner aus. »Ich merke schon, dass ich in einen Sturm gesegelt bin. Wollen wir mal die Lage peilen. Kennst du ein Krähennest, von wo ich mir einen Überblick verschaffen kann?«
    »Es gibt ein großes Fenster«, berichtete Blatt. »In Kreis Sechs, ungefähr auf zwanzig nach. Das ist weiter unten und ein bisschen herum.«
    »Dann in die Riemen gelegt«, polterte der Mariner, »und zwar zackig!«
    Blatt nickte und setzte sich in Richtung Treppe in Bewegung, dicht gefolgt vom Kapitän. Eine Zeit lang redeten sie nicht, doch als sie Kreis Sechs erreichten, legte der Mariner ihr sanft eine große Hand auf die Schulter und brachte sie zum Stehen.
    »Das Medaillon hast du noch?«, wollte er wissen.
    »Ja, Sir.«
    »Du solltest es Arthur am besten wieder zurückgeben, sobald du kannst. Es war nicht dazu vorgesehen, in andere Hände zu gelangen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Blatt. »Ich wusste nicht, wer –«
    »Istja nichts Schlimmes passiert«, beruhigte er sie. »Aber ich selbst habe auch ein paar Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss. Drei Mal werde ich dem Ruf folgen; das schulde ich dem jungen Arthur. Dies ist das zweite Mal, und beim dritten und letzten Mal muss der Ruf von Arthur selbst kommen.«
    »Ja, Sir«, sagte Blatt noch einmal. Der Mariner hob die Hand und bedeutete ihr weiterzugehen.
    Das Fenster befand sich an der genannten Stelle. Es war ungefähr zwei Meter breit und einen Meter hoch und ging direkt auf den Kraterboden und den See hinaus, die über hundert Meter tiefer lagen.
    »Dort!«, sagte Blatt. »Diese Leute da, die Schläfer, die müssen wir retten. Oh! Freitag landet schon auf der Säule! Sie wird den Fünften Schlüssel benutzen, um die Erinnerungen aus den Leuten herauszusaugen. Ihre Erfahrungen!«
    Der Kapitän schaute nach draußen und sah Lady Freitag auf dem silbernen Stuhl landen und Tausende von Schläfern, die in Reihen um den See standen, und ein gutes Dutzend Bürger, die über Freitag in der Luft kreisten.
    »Die Chancen stehen schlecht«, urteilte er. »Aber die Position ist gut.«
    Damit tippte er das Glas mit der Spitze seiner Harpune an, und es flog in einem einzigen Stück heraus und zerschellte an der
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