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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick
Autoren: Susanne Fuelscher
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Augen, dann packte Jan mich plötzlich grob und brachte mich auf dem Tisch zum Liegen, was ich willenlos geschehen ließ. Mein Atem ging schnell, fast rasselnd, mir kam es vor, als sei der Raum auf einmal abgedunkelt, oder ich hielt nur meine Augen so fest geschlossen, daß kein Licht durch meine Lider drang.
    Dann war sein Mund da – warm und weich. Er leckte mich hingebungsvoll und geil, und ich versuchte, ihn so zu drehen, daß auch ich seinen Schwanz in den Mund nehmen konnte.
    Wir fickten nicht, wir brauchten es auch nicht zu tun, und dann wurde mir klar, dies hier ist keine Nummer unter vielen, dies ist dein Leben, deine Sehnsucht und deine Liebe, und wahrscheinlich ist es auch tatsächlich egal, daß Jan mir etwas vorgemacht hat und daß es eine Katharina gibt.
    Jan kam schnell und heftig, Reste seines Spermas liefen mir am Kinn runter und zogen eine schleimige Spur bis über meinen Pulli.
    Dieser vertraute Geruch aller Männer dieser Welt. Es war wie bei Tom und bei Hans und bei allen, die ich vorher geliebt hatte, ichwar wahnsinnig vor Glück und so verzweifelt, daß ich dachte: Wenn du jetzt sterben würdest, das wäre in Ordnung, denn es hat Momente gegeben, in denen du soviel gefühlt hast.
    Der Tisch fühlte sich unter meinem Hintern heiß an. Ich richtete mich auf, spreizte die Beine und rieb meine Lippen an dem Holz, damit es weiterging. Noch eine Umarmung – in diesem Moment hätte ich alles getan. Jan schluchzte, ich lachte, wir machten einfach weiter, bis wir vor Ermattung und Arm in Arm auf dem Tisch liegenblieben.
    Irgendwann hörte ich wie aus einer anderen Welt den Schlüssel in der Haustür.
    O mein Gott, Greta.
    Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und schloß die Zimmertür ab. Jan stand mit hängendem Schwanz und fleckigem Gesicht mitten im Raum. Spermaflecken auf dem Gemeinschaftsund Eßtisch.
    Plötzlich war ich wieder klar im Kopf. Jan kam von hinten und wollte meine Brüste streicheln. »Bist du nun eigentlich schwanger?« fragte er so zärtlich, als würde er sich darauf freuen, ein viertes Mal Vater zu werden.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich mit belegter Stimme. »Morgen …«
    Gleichzeitig suchte ich meine Sachen zusammen und zog sie nach und nach an.
    »Was hast du?« Jan stand immer noch nackt und ein wenig albern im Zimmer herum.
    »Beeil dich. Greta und Mäxchen …«
    »Okay.« Gut gelaunt schlüpfte Jan in seine Boxershorts.
    »Übrigens war ich gestern mit Katharina Kaffee trinken. Im ›Alsterpavillon‹.« Ich sagte es mit harmloser Stimme und betete gleichzeitig, daß Jan nicht informiert war.
    »Tatsächlich?« Jan sah zu mir rüber. »Hat sie mir gar nicht erzählt.«
    Puh. Ausatmen und Zeit gewinnen.
    »Dafür hat sie mir so einiges erzählt.«
    Jan erstarrte, hielt sein Hemd wie eine Fahne im Wind.
    »Ich weiß alles«, verkündete ich so ruhig wie möglich, obwohl ich am ganzen Körper zitterte.
    Jan brachte immer noch keinen Ton über die Lippen.
    »Du hättest es mir sagen sollen«, fügte ich nach einer halben Ewigkeit hinzu.
    »Du hättest es nicht verstanden.«
    »Oh, doch! Ich bin nicht so dumm, wie du glaubst!«
    »Katja …« Noch nie zuvor hatte ich Jan so hilflos gesehen, und es war mir eine Genugtuung.
    »Na ja, ist ja auch egal«, sagte ich so gleichgültig wie möglich.
    »Wie meinst du das?«
    Ich drehte mich um und ging auf den Tisch zu, um mit meinem Pulloverärmel das Sperma wegzuwischen.
    »Zieh dich an. Das Spiel ist aus.«
    »Wie – das Spiel ist aus?«
    »Eben aus. Ganz einfach. Ich denke, du bist der deutschen Sprache mächtig!« Mit einer raschen Bewegung drehte ich mich wieder um und sah Jan an. »Ich mache Schluß!«
    »Das kannst du mir nicht antun!« Jan hatte Tränen in den Augen. Er tat mir beinahe leid.
    »Such dir doch ein neues Opfer, dem du den Lippenstift aus der Handtasche klaust!« Ich warf ihm seine Jacke hin und sagte ver-ächtlich: »Lipstick!«
    Als ich Jan fünf Minuten später rausschmiß, weinte er richtige Tränen, und ich liebte ihn mehr denn je.
    Schwanger in einem erotischen Café zu sitzen ist eine merkwürdige Angelegenheit. Weil man Angst hat, der Fötus könnte sich durch das Zischen der Cappuccinomaschine und durch das Klappern der Tassen und Teller belästigt fühlen, aber andererseits – früh übt sich …
    Ich wußte, es würde ein Mädchen werden, das hatte ich einfach im Gefühl. Und sie würde Jana heißen. Und überhaupt – es war der Frühling, in dem mir klar wurde, daß mein Leben noch
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