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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick
Autoren: Susanne Fuelscher
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Arsch kriegt.«
    »Deren Problem. Ich würde gern ein bißchen zunehmen.«
    Greta pickte einen Krümel von ihrem Schoß, und dann standenmit einemmal Maurizio und Silvio vor uns, als hätte man sie frisch von der Enterprise runtergebeamt.
    Greta verwandelte sich augenblicklich in einen pubertierenden Backfisch mit Schamesröte, was ich mit einigem Erstaunen zur Kenntnis nahm. Maurizio verhielt sich da schon souveräner. Er küßte erst Greta, dann mich und sagte dabei, was für ein wunderbarer Zufall es doch sei, daß wir ausgerechnet hier unsere letzten Minuten verbringen würden.
    »Infatti!« stimmte ich in bestem Sonntagsitalienisch zu.
    Kaum hatte Maurizio seine Küsserei beendet, war Silvio an der Reihe, der lecker nach »Spazio« oder irgendeinem anderen Wässerchen duftete.
    Natürlich wollten sie uns gleich gentlemanlike zu etwas einladen, und da unten kein Platz mehr war, wechselten wir mit Kuchentellern und Tassen beladen ins Obergeschoß des Cafés, wo man auf unerotischen blauen Schaumstoffsofas sitzen mußte.
    Maurizio orderte bei der Kellnerin eine Flasche Prosecco. Schließlich hätten wir ja einen Grund zum Feiern.
    Das fand ich auch. Ich fühlte mich so pudelwohl in der Gesellschaft dieser beiden Männer, die nichts anderes von mir wollten, als nett zu plaudern – ganz abgesehen davon, daß ich kurzzeitig die Sache mit dem Schwangerschaftstest vergaß. Außerdem sah ich, wie gut es Greta ging. Sie flirtete, was das Zeug hielt, und ich nahm ihr kein bißchen ab, daß sie angeblich nicht verliebt war. So wie sie Maurizio anschaute – und dann, als ich mich mit Silvio etwas radebrechend über die Frari-Kirche unterhielt, küßten sich die beiden ewige Sekunden lang.
    »Greta, wir müssen bald …«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr. Schon von einem halben Glas Prosecco hatte ich einen kleinen Schwips bekommen und fragte mich, wie der Embryo es wohl finden würde – falls es einen gab.
    »Ja.« Greta schaute Maurizio an, und dann fragte dieser Kerl endlich nach ihrer Adresse.
    Höflich, wie unsere Herren Restaurateure nun mal waren, begleiteten sie uns zum Hotel, um sich natürlich anzubieten, unsere Reisetaschen bis zur Vaporettostation zu tragen.
    »Nicht nötig, wir schaffen das schon allein«, sagte ich, weil ich mich seit meiner Pubertät für emanzipiert hielt, aber da Gretas Gesicht einen leicht verzweifelten Ausdruck bekam, schlug ich ihnen vor, doch einfach so mitzukommen.
    Was sie dann auch taten. Maurizio trug Gretas Tasche, und Silvio bestand darauf, zumindest mein Handgepäck zu übernehmen. Küßchen links, Küßchen rechts – Maurizio versprach, sich zu melden, und als wir schließlich auf das schaukelnde Boot stiegen, fing Greta fast an zu weinen.
    »Also doch. Bist über beide Ohren verknallt«, sagte ich ihr auf den Kopf zu.
    »Und wenn schon …«
    »Tja, hab ich wieder mal recht gehabt.«
    »Von mir aus.« Sie grinste, wobei ihr gleichzeitig Tränen in die Augen traten. »So was soll vorkommen.«
    »Bereust du es, daß du mit mir gefahren bist?«
    »Quatsch, wieso denn das?«
    »Weil du jetzt erst mal tagelang Liebeskummer haben wirst.«
    »Na und? Liebeskummer ist allemal besser, als gar nichts zu fühlen.«
    Greta machte eine längere Pause. Ich schaute derweil durch die Plexiglasscheiben auf das Wasser und sah dem Spiel der Wellen zu.
    Als wir spät abends in Hamburg landeten, holte uns weder ein Maurizio noch ein Silvio ab, geschweige denn irgendein deutscher Kavalier.
    »Das ist wieder typisch«, schimpfte ich, obwohl ich gar nicht wußte, wer uns denn eigentlich hätte abholen sollen. Mäxchen vielleicht?
    Wir setzten uns ins nächste Taxi. »Ich mag gar nicht daran denken, daß Wittgensteins und Konsorten mich bald wieder fest in ihrem Griff haben werden.«
    »Hmm«, machte Greta, und dann platzte es laut aus ihr heraus:
    »Ehrlich. Ich hab noch nie so guten Sex gehabt!«
    Der Taxifahrer kriegte Riesenohren.
    »Maurizio hat einen traumhaften Schwanz.«
    Ich kicherte. Der Taxifahrer glotzte in den Rückspiegel, aber Greta ließ sich nicht weiter darüber aus, was an Maurizios Schwanz denn so traumhaft war.
    »Es wäre doch klasse, wenn wenigstens eine Fernaffäre daraus werden könnte«, flüsterte sie mir zu.
    »Ja, ziemlich klasse«, sagte ich neidlos und wunderte mich, daß ich so gar keine Lust hatte, nach Hause zu kommen. Hey, ich war dreißig, das beste Alter im Leben einer Frau – weshalb war ich nur so schrecklich emotionslos?
    Als ich die Wohnung aufschloß,
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